Alter und Bildungsstand von Schutzsuchenden

Auszüge aus dem Bericht der Typisierung von Flüchtlingsgruppen des IAB von Prof. Dr. Herbert Brücker:
“ (…) Das Arbeitsangebot der Flüchtlinge steigt gegenwärtig sehr viel langsamer als die Zahl der Flüchtlinge, die nach Deutschland zugezogen sind. (…) In der Vergangenheit waren im Zuzugsjahr nur knapp ein Zehntel der Flüchtlinge im erwerbsfähigen Alter erwerbstätig. Nach fünf Jahren stieg dieser Anteil auf rund 50 Prozent, nach zehn Jahren auf 60 Prozent und nach 15 Jahren auf 70 Prozent. Dies kann als Anhaltspunkt für die Entwicklung auch der gegenwärtigen Flüchtlingsmigration betrachtet werden, allerdings liegen für die Arbeitsmarktintegration der 2015 zugewanderten Flüchtlinge noch keine Daten vor, aus denen sich Schlussfolgerungen ableiten lassen.

Eine Ausweitung des Arbeitsangebots in diesen Größenordnungen wird gesamtwirtschaftlich nahezu keine Veränderungen des Lohnniveaus und der Arbeitslosigkeit der einheimischen Bevölkerung bewirken. Effekte für die Arbeitslosenquote ergeben sich vor allem durch die hohen Arbeitslosigkeitsrisiken der Flüchtlinge selbst. Die gesamtwirtschaftlichen Effekte der Flüchtlingsmigration hängen deshalb im Wesentlichen von der erfolgreichen Arbeitsmarktintegration ab. Faktoren wie Bildungsstand, Alter und Geschlecht beeinflussen zusammen mit den rechtlichen Voraussetzungen die Chancen für die Arbeitsmarktintegration und damit den Handlungsbedarf für die Arbeitsmarktpolitik. (…) ## Hoher Anteil von Flüchtlingen mit höherer Schulbildung – Unter den über 18-jährigen Asylbewerbern, die 2015 registriert wurden, haben 36 Prozent angegeben, ein Gymnasium, eine Fachhochschule oder eine Hochschule besucht zu haben. Gewichtet man diese Angaben mit der Bleibewahrscheinlichkeit, dann steigt dieser Anteil auf 46 Prozent. (…) Es handelt sich um Angaben zum Besuch von Bildungseinrichtungen und nicht um Bildungsabschlüsse. Dennoch existiert unter den Flüchtlingen offenbar ein erheblicher Anteil, der günstige Voraussetzungen für die Weiterqualifizierung und Integration in das Bildungssystem mitbringt.
## Geringer Anteil mit mittlerer Schulbildung
Unter den über 18-jährigen Asylbewerbern, die 2015 registriert wurden, haben 30 Prozent angegeben, eine Mittelschule oder eine Fachschule besucht zu haben. Gewichtet mit der Bleibewahrscheinlichkeit sinkt der Anteil dieser Gruppe auf 26 Prozent.
## Hoher Anteil mit niedriger Schulbildung – Unter den über 18-jährigen Asylbewerbern gaben 31 Prozent bei ihrer Registrierung 2015 an, dass sie entweder gar keine Schule (8 Prozent) oder nur eine Grundschule (23 Prozent) besucht haben. Gewichtet mit der Bleibewahrscheinlichkeit sinkt der Anteil der Gruppe mit einem niedrigen Schulbildungsniveau auf 25 Prozent. (…)
## Bildungsgefälle zwischen Männern und Frauen – Männliche Asylbewerber erreichen im Durchschnitt ein höheres Niveau der Schulbildung als weibliche. Gewichtet nach Bleibewahrscheinlichkeit ist der Anteil der Gruppe mit höherer Schulbildung bei den Männern 5 Prozentpunkte höher als bei den Frauen, während er in der Gruppe mit niedriger Schulbildung 7 Prozentpunkte geringer ist.
Konsequenzen für Arbeitsmarktintegration und Qualifizierung
(…)
Die Gruppe, die als Fachkräfte unmittelbar in den Arbeitsmarkt integriert werden kann, ist angesichts der beruflichen Bildungsvoraussetzungen klein. Für die große Mehrheit der Flüchtlinge werden zumindest kurzfristig nur Tätigkeiten in Helferberufen in Frage kommen. Erst mittelfristig, wenn ein größerer Teil der Flüchtlinge in Deutschland berufliche Bildungsabschlüsse erworben hat, werden auch ihre Chancen auf qualifizierte Beschäftigung steigen. In den vergangenen fünf Jahren ist die Beschäftigung von Ausländern am deutschen Arbeitsmarkt um rund 1,1 Mio. gestiegen. Viele dieser Stellen finden sich in Helferberufen. (…) Integrationspolitisch wird es darum gehen, durch Sprachförderung, Weiterqualifizierung und die Fortsetzung von Bildungsbiografien diesen Gruppen auch einen Aufstieg in besser qualifizierte Tätigkeiten zu ermöglichen. (…) “

Link: www.iab.de

Link: doku.iab.de/aktuell/2016/aktueller_bericht_1606.pdf

Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung

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