Bessere Bildung für Migranten

Grundlage des Fachgesprächs waren ein Bericht der Bundesregierung zum Anerkennungsjahr 2015 sowie Anträge der Linken, die gleichen Zugang zur Bildung auch für Geflüchtete verlangen, und von Büdnis 90/Die Grünen, die sich für mehr Bildungsgerechtigkeit für die Einwanderungsgesellschaft einsetzen, „damit Herkunft nicht über Zukunft bestimmt.“

Die verschiedenen Bildungsträger, Verbände und Gewerkschaften wollen mehr für die Einwanderer tun, egal ob es sich um Kleinkinder, Schüler oder junge Erwachsene handelt. Darüber waren sich alle Experten einig. ## Volker Born, Abteilungsleiter Berufliche Bildung, Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), unterstrich, dass der ZDH zur Zeit 10.000 junge Flüchtlinge auf die berufliche Erstausbildung vorbereite. Born betonte wie andere Experten auch, dass in Zukunft das Augenmerk nicht nur auf die jungen Erwachsenen sondern auf die Familien und ihr Umfeld gelegt werden müsste. Zudem wolle das Handwerk vermehrt auch an Betriebsinhaber mit Migrationshintergrund herantreten, um den Flüchtlingen eine guten Start zu ermöglichen.
## Thiemo Fojkar, Vorsitzender des Vorstandes Internationaler Bund (IB), freier Träger der Jugend-, Sozial- und Bildungsarbeit, hob ebenfalls hervor, dass Integration nicht auf Sprache, Bildung und Arbeitsmarkt beschränkt bleiben dürfe. Es müssten insgesamt mehr Begleitpersonen eingesetzt werden, Pädagogen und Ehrenamtliche müssten motiviert werden. Zudem sollten Strukturen geschaffen werden, um die Helfer sinnvoll zu steuern und zu unterstützen.
## Mohini Lokhande vom Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR), sagte, es sei besonders wichtig, dass Kinder sehr schnell in Kitas und Schulen untergebracht werden. Gleichzeitig bemängelte sie, dass es an Kitaplätzen fehle. Die Integration durch die Willkommensklassen sei wichtig. Gleichwohl müsste aber auch dafür gesorgt werden, dass die Kinder schnell in Regelklassen überwechseln könnten. Lokhande forderte mehr Ausbildung- und Fortbildungsangebote für Erzieher und Lehrer, um die Flüchtlinge besser betreuen zu können. (…)
## „Man kann davon ausgehen, dass jemand der mit seiner Familie die Gefahren der Flucht auf sich genommen hat, nur das Beste für seine Kinder will. Das ist ein großer Anknüpfungspunkt“, sagte Mark Speich, Geschäftsführer der Vodafone Stiftung Deutschland. Bei der Integration der Flüchtlinge in die Arbeitswelt müsse man die anstehenden massiven Veränderungen von Berufsprofilen durch die zunehmende Digitalisierung von vornhinein mitdenken.
## Marlis Tepe, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, betonte, dass das Grundrecht auf Bildung über allem stehe, nicht verhandelbar sei. Angesichts dessen, dass Deutschland ein Einwanderungsland sei, müsse man das Bildungs- und Ausbildungssystem neu justieren.
## Professor Haci-Halil Uslucan, Professor für Türkeistudien an der Universität Duisburg-Essen, fächerte auf, dass von vier Millionen Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund rein statistisch zwei bis drei Prozent, also umgerechnet 80.000 bis 120.000 , außergewöhnliche Begabungen haben müssten. Dieses Potential würde aber zu oft nicht gehoben und auch von den Lehrern nicht bemerkt werden. Begabungen hätte man nicht sein ganzes Leben lang. Würden Talente nicht gefördert, ginge das Potential verloren. (…)
Die SPD-Bundestagsfraktion fordert in diesem Zusammenhang eine „Nationale Bildungsallianz“. Der Bund muss die Länder und Kommunen dabei unterstützen dürfen, dass es gute Kitas und Schulen gibt, dass flächendeckend Ganztagsangebote zur Verfügung stehen, dass die Plätze in Sprach- und Integrationskursen ausgebaut werden und dass ausreichend Lehrkräfte und Schulsozialarbeiter an den Schulen arbeiten. Dafür muss das Kooperationsverbot im Bildungswesen endlich abgeschafft werden.
Berufsvorbereitende Maßnahmen zur Integration in die duale Ausbildung und Nachqualifizierungsangebote für bereits beruflich Qualifizierte und deren finanzielle Unterstützung müssen ebenfalls ausgebaut werden, fordert die SPD.“

Quelle: Deutscher Bundestag Nr. 104

Dokumente: Anerkennunggesetz_2015_-1805200.pdf

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