Arm sein in Zeiten explodierender Preise bedeutet für junge Menschen eine massive Einschränkung bei ihrer Verselbstständigung. Armut hat negative Folgen für Körper, Geist und Seele von Kindern und Jugendlichen. Schon vor der hohen Inflation war es mit knappem Budget schwierig, sich gesund und ausgewogen zu ernähren oder bezahlbaren Wohnraum zu finden, dokumentiert die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. in ihrem Politikbrief zum Thema „Armut und Gesundheit“ sowie im Monitor „Jugendarmut in Deutschland 2022“. Eine neue Erhebung der Arbeitsgemeinschaft der Schuldnerberatungsstellen der Verbände (AG SBV) dokumentiert, wie stark die Inflation nicht nur Empfänger*innen von Transferleistungen oder von Armut betroffenen Menschen zu schaffen macht. Eine aktuelle Umfrage belegt, dass mittlerweile auch die sogenannte Mitte der Gesellschaft von den gestiegenen Lebenshaltungskosten stark belastet ist. Die Belastung ist für viele sogar so hoch, dass sie sich Hilfe bei den Schuldnerberatungsstellen suchen. Zwei Drittel der gemeinnützigen Schuldnerberatungsstellen verzeichneten für die vergangen sechs Monaten einen deutlichen Anstieg des Beratungsbedarfs.
Rechtlich garantierter Anspruch auf Schuldnerberatung für alle
Unter den Ratsuchenden kamen in 46 % der Beratungsstellen vermehrt auch Erwerbstätige. Das sei neu und zeige, dass auch ein Job nicht (mehr) vor Überschuldung schütze, mahnt die AG SVB. Die Fragen der Ratsuchenden betrafen besonders häufig Energie- und Mietschulden.
Als wirksamer Schutz vor einer Verschuldung fordert die AG SBV einen rechtlich garantierten Anspruch auf Beratung für jede*n. Aktuell ist der Zugang zu einer Schuldnerberatung unterschiedlich geregelt. In manchen Regionen ist diese Dienstleistung nur Empfänger*innen von Sozialleistungen vorbehalten. In anderen Städten und Gemeinden sorgt eine Unterfinanzierung für lange Wartezeiten und überlastete Berater*innen.
Quellen: AG SBV; epd