Ausbildungsmarkt befindet sich in gravierendem Wandel

Das Bundeskabinett hat den Berufsbildungsbericht 2018 verabschiedet. Die Ergebnisse des Berichts werden durch einen Datenreport des Bundesinstituts für Berufsbildung ergänzt. Die bildungspolitischen Herausforderungen haben sich in den letzten Jahren gravierend geändert. Was vor 10 Jahren noch kein Problem darstellte ist heute allgegenwärtig: Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt. 2017 ist die Zahl der unbesetzt gebliebenen betrieblichen Ausbildungsstellen erneut auf knapp 49.000 gestiegen. Zugleich stieg auch die Zahl der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber auf etwa 24.000. Hinzu kommen 56.500 junge Menschen, die trotz einer Alternative zur Ausbildung Ihren Vermittlungswunsch weiter aufrechterhalten. Für die Bundesregierung unterstreichen diese Zahlen die Notwendigkeit von mehr Mobilität und Flexibilität.

Während die Regierung insgesamt die Erfolge im Bereich der beruflichen Bildung feiert, hagelt es z. B. vom DGB Kritik. Die stellvertretende DGB-Vorsitzende, Elke Hannack, bemängelt: „. Vor allem Wohnort, Schulabschluss und Staatsangehörigkeit entscheiden über die Ausbildungschancen junger Menschen. Migranten und Hauptschüler haben oft schlechte Chancen auf eine Ausbildung. Die Zahl der jungen Menschen ohne Berufsabschluss ist auf 2,13 Millionen gestiegen – ein Plus von 180.000 im Vergleich zum Vorjahr.“

Berufsbildungspolitische Prioritäten

Für das Ausbildungsjahr 2017 weisen die relevanten Kerndaten, insbesondere aus Perspektive der ausbildungssuchenden Bewerberinnen und Bewerber, eine leicht positive Bilanz auf. Zugleich haben sich jedoch die Passungsprobleme von betrieblichen Ausbildungsplatzangeboten und der Bewerbernachfrage in bestimmten Regionen und Berufen weiter verstärkt. Zudem geht der Anteil gerade kleiner Ausbildungsbetriebe weiter zurück. Junge Männer beteiligen sich immer stärker, junge Frauen tendenziell weniger stark an der dualen Ausbildung. Auch 2017 ist die Zahl der Ausbildungsverträge, die mit jungen Frauen abgeschlossen wurden, weiter gesunken und zwar um 6.500 (-3,2 %) auf 197.600. Die Zahl der Ausbildungsverträge mit jungen Männern stieg dagegen um 9.500 (+3,0 %) auf 325.600. Damit setzte sich ein Trend fort, der bereits seit längerer Zeit zu beobachten ist. Das Verhältnis von schulischer zu dualer Berufsausbildung ist seit 2005 weitgehend stabil (rund 30 % zu 70 %). Verschiebungen gab es hingegen innerhalb der schulischen Berufsausbildung. Während die Bedeutung der schulischen Berufsausbildungen im Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesen zugenommen hat, sank die Bedeutung der sonstigen schulischen Berufsausbildungen. Die Zahl der Anfängerinnen und Anfänger in Berufen des Gesundheits-, Erziehungs- und Sozialwesens ist seit 2005 um 33.200 (+23,3 %) gestiegen. Deutlich erhöht hat sich die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber mit Fluchthintergrund. Sie stieg von 10.300 (2016) auf rund 26.400 im aktuellen Berichtsjahr. Hiervon mündeten 9.500 (35,9 %) zum 30. September 2017 in Ausbildung ein.

Der Berufsbildungsbericht 2018 beschreibt die Lage auf dem Ausbildungsmarkt bis September 2017. In vier Kapiteln dokumentiert er die Herausforderungen des Ausbildungsmarktes. Ergänzend werden die Maßnahmen der Bundesregierung vorgestellt, die unternommen wurden um den Übergang von der Schule in die Ausbildung zu optimieren.

Kennzeichen der Ausbildungsbilanz 2017

  • Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge erstmals seit 2011 wieder leicht gestiegen
  • Deutlich mehr betriebliche Ausbildungsangebote und mehr unbesetzte Berufsausbildungs-stellen
  • Anstieg der Nachfrage nach Ausbildungsstellen
  • Verbesserung der Angebots-Nachfrage-Relationen und der Einmündungsquote
  • Leichte Verringerung der Zahl der Altbewerberinnen und Altbewerber
  • Passungsprobleme bleiben zentrale Herausforderung
  • Leichter Rückgang der Ausbildungsbetriebsquote
  • Erneuter Anstieg junger Menschen im Übergangsbereich
  • Ausbildungsintegration von ausländischen jungen Menschen/Junge Menschen mit Migrationshintergrund
  • Vertragslösungsquote leicht gestiegen
  • Mehr junge Erwachsene ohne abgeschlossene Berufsausbildung

Kritik der Gewerkschaften

Der DGB macht darauf aufmerksam, dass die Lage im Ruhrgebiet, in den mittleren Städten Hessens und Niedersachsens sowie im Norden Schleswig-Holsteins und Nordosten Brandenburgs besonders dramatisch sei: Hier suchten bis zu 20 Prozent und mehr der Jugendlichen erfolglos einen Ausbildungsplatz. Die Bundesregierung müsste dringend die Instrumente der Bundesagentur für Arbeit zur Integration in Ausbildung verbessern und ausbauen. Dazu zählen Einstiegsqualifizierungen, ausbildungsbegleitende Hilfen und Assistierte Ausbildung, aber auch die betriebsnahe Ausbildung. Diese Maßnahmen müssten auch stärker auf regionale Bedürfnisse zugeschnitten werden. Weiterhin großer Kritikpunkt ist die Tatsache, dass selbst bei gleicher Leistung Einwanderer deutlich seltener zu Einstellungstests und Vorstellungsgesprächen eingeladen werden als junge Menschen ohne Migrationshintergrund. Hier sieht der DGB die Kammern in der Pflicht die Unternehmen zu sensibilisieren und gerade auch für Jugendliche mit Migrationshintergrund zu öffnen.

 

Berufsbildungsbericht und Datenreport 2018

Der Berufsbildungsbericht 2018 der Bundesregierung ist im Internet abrufbar unter https://www.bmbf.de/de/berufsbildungsbericht-2740.html

Der BIBB-Datenreport zum Berufsbildungsbericht 2018 kann als vorläufige Fassung im PDF-Format unter www.bibb.de/datenreport-2018 kostenlos heruntergeladen werden. Die Print-Version steht voraussichtlich ab Juli zur Verfügung.

Quelle: BMBF; BIBB; DGB

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