Auszüge aus dem IAB-Forum zur Beratung und Vermittlung von Flüchtlingen:
“ (…) Hohe Motivation, aber mangelnde Deutschkenntnisse und fehlender Nachweis von Berufsqualifikationen (…)
Für die Beratung von Flüchtlingen ist eine gemeinsame Sprache unerlässlich. Verständigungsprobleme zwischen den Fachkräften der Arbeitsagenturen und den geflüchteten Menschen treten bereits im ersten Kontakt und bei der Erfassung der persönlichen Daten auf. Durch den Einsatz unterschiedlicher Hilfsmittel gelingt die Verständigung in dieser frühen Phase der Kontaktaufnahme für gewöhnlich. (…) Da im weiteren Verlauf der Beratungs- und Vermittlungsarbeit die Komplexität der Beratungsthemen steigt, nimmt auch die Bedeutung der Sprache zu. So ist die gegenseitige Verständigung unerlässlich, um die Kompetenzen von Flüchtlingen verlässlich festzustellen und sie anschließend über ihre Beschäftigungsperspektiven zu beraten. Ebenso setzen viele Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik Deutschkenntnisse voraus.
Allerdings bilden Spracherwerb, Kompetenzfeststellung und arbeitsmarktpolitische Förderung keine strenge Abfolge von Stufen auf dem Weg zu einer Ausbildungs- oder Arbeitsstelle. Vielmehr können sie integrative Bestandteile einer Maßnahme sein. Ein Beispiel hierfür sind die für die Unterstützung von Flüchtlingen entwickelten Kurse „Perspektive Flüchtlinge“ (PerF), „Perspektive jugendliche Flüchtlinge“ (PerjuF) und „Perspektive für weibliche Flüchtlinge“ (PerF-W). Die viertel- bis halbjährigen Kurse kombinieren den berufsbezogenen Spracherwerb mit der Vermittlung beruflicher Orientierung zunächst über die praktische Erprobung in trägereigenen Werkstätten bis hin zur Arbeit als Praktikant in Betrieben. (…)
Persönlicher Kontakt erleichtert die Arbeitsvermittlung
(…) Der persönliche Kontakt zwischen der Vermittlungsfachkraft und dem Flüchtling, zwischen der Vermittlungsfachkraft und dem Arbeitgeber sowie zwischen dem Flüchtling und dem Arbeitgeber erleichtert die Vermittlung von Arbeits-, Ausbildungs- und Praktikumsplätzen. Im persönlichen Gespräch mit Flüchtlingen informieren die Vermittlungsfachkräfte über die Besonderheiten des Arbeitsmarkts und des Bildungssystems in Deutschland. Sie erarbeiten berufliche Perspektiven und helfen zum Teil mit flankierenden Förderangeboten bei der Umsetzung. Fachkräfte aus dem Arbeitgeber-Service gehen gezielt auf Unternehmen zu und werben um Praktikums-, Ausbildungs- und Arbeitsstellen für Flüchtlinge. Es gibt eine Vielzahl von Veranstaltungen, die – initiiert und organisiert von den Arbeitsagenturen – Flüchtlingen und Arbeitgebern die Gelegenheit geben, sich gegenseitig kennenzulernen. Die Aktionen umfassen zum Beispiel Speed-Datings, Ausbildungsbörsen sowie Arbeitgebermessen, auf denen sich Firmen präsentieren und Flüchtlinge sich einen Eindruck davon verschaffen können, welche Arbeitsplätze in Deutschland angeboten werden. (…)
Arbeitsagenturen unterstützen Flüchtlinge auf drei Wegen in den Arbeitsmarkt
Aus der Analyse der in den fünf untersuchten Arbeitsagenturen lassen sich grundsätzlich drei unterschiedliche Wege in den Arbeitsmarkt ableiten. Diese können sich überschneiden und gegenseitig ergänzen.
(…)
Eine zügige Vermittlung gelingt angesichts der Anforderungen an Qualifikationen und Sprachkenntnisse jedoch überwiegend in Helfertätigkeiten. Allerdings sind in bestimmten Fällen auch hierfür Kenntnisse der deutschen Sprache erforderlich, insbesondere wenn Arbeitnehmer in Fragen des Arbeitsschutzes unterwiesen werden. Alles in allem bietet der lokale Arbeitsmarkt meist nicht genügend Stellen für geringqualifizierte Personen, um den Wunsch der Flüchtlinge nach Arbeit zu bedienen. Bei der Integration kann sich positiv auswirken, wenn dort (auch) Arabisch oder eine andere Sprache, die ein Flüchtling spricht, gesprochen wird. Solche Betriebe sind jedoch eher selten.
Die zweite Strategie sieht einen längeren Weg bis hin zum Einstieg in den Arbeitsmarkt vor. Die Arbeitsmarktintegration schließt sich hier an eine Weiterbildung oder Ausbildung an. Die Vorbereitung der späteren Arbeitsmarktintegration über Weiterbildung nutzt dieselben Maßnahmen, die die Arbeitsagenturen auch allen anderen Arbeitsuchenden anbieten. Allerdings können bei der Aus- und Weiterbildung von Flüchtlingen Schwierigkeiten auftreten, wenn die Kurse länger als die Befristung des Aufenthaltsstatus des Flüchtlings dauern.
Drittens liegt eine besondere Herausforderung für die Vermittlungsfachkräfte in der Beratung von jüngeren Flüchtlingen. Hier ist Überzeugungsarbeit gefragt, um für Investitionen in eine mehrjährige berufliche Ausbildung zu werben. Viele Flüchtlinge sind mit dem dualen Ausbildungssystem in Deutschland nicht vertraut. Sie stehen in engem Kontakt mit ihren Familien, die das deutsche Bildungssystem oft ebenfalls nicht kennen. Sie erwarten von ihren Kindern häufig, entweder rasch Geld zu verdienen, um die Familie finanziell zu unterstützen, oder zu studieren. In dieser Situation können kurzfristige Zwänge den Blick auf eine langfristige Planung verstellen. Der Wert einer Ausbildung wird am besten durch die berufliche Informations- und Orientierungsarbeit der Berufsberatung in den allgemeinbildenden Schulen vermittelt. Die untersuchten Agenturen sprechen sich deshalb dafür aus, auch nicht mehr schulpflichtigen Flüchtlingen den Weg in die Schule und damit den Zugang zu diesen Angeboten zu ermöglichen.“
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Quelle: IAB