Neue JIM-Studie belegt: Die Vermittlung von Medienkompetenz ist notwendiger denn je

Vor wenigen Tagen erschien die neuste JIM-Studie. Die repräsentative Studie wird jährlich vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs) herausgegeben und zielt darauf ab, das Medienverhalten von jungen Menschen in Deutschland zu erfassen. Franziska Duarte dos Santos, Projektleitung Di.Ko. Digitale Konzepte in der Jugendsozialarbeit bei IN VIA Deutschland, verdeutlicht die Notwendigkeit von Medienbildung in der Jugendsozialarbeit, basierend auf den Ergebnissen der aktuellen JIM-Studie.

Zum Hintergrund der JIM-Studie

Als die erste Erhebung 1998 entworfen wurde, ging es, so die Autor*innen der aktuellen Studie, nicht zuletzt auch darum, „einen Beitrag zur Versachlichung der oft emotional geführten Debatte über die Mediennutzung der jungen Generation zu leisten“. In der Zusammenschau bildet die Studienreihe Entwicklungslinien im Medienalltag von jungen Menschen im Alter von zwölf bis 19 Jahren ab. Einige Leser*innen könnte das Kapitel „Rückblick 25 Jahre JIM-Studie“ anregen, das eigene Medienverhalten zu reflektieren. Ein Blick zurück zeigt, womit sich die Zeit vertrieben wurde, auf welchen digitalen Orten sich getroffen wurde und welches Spiel mittlerweile Kultstatus erreicht hat.

Hate Speech, Desinformation und sexuelle Belästigung im Netz

Die aktuelle Studie liefert zugleich erneut wichtige Daten zu Problematiken und Herausforderungen. Ungefähr die Hälfte aller befragten Jugendlichen gab an, im vergangenen Monat mit beleidigenden Kommentaren konfrontiert gewesen zu sein, etwa zwei von fünf Jugendlichen sogar mit Hassbotschaften. 23 Prozent sind im letzten Monat ungewollt auf pornografische Inhalte gestoßen.

Darüber hinaus gaben mehr als die Hälfte der befragten Jugendlichen an, dass ihnen im letzten Monat Fake News begegnet sind. 42 Prozent wurden mit extremen politischen Ansichten und 40 Prozent mit Verschwörungstheorien konfrontiert. Mit Blick auf die unterschiedlichen Teilgruppen zeigt sich, dass Jugendliche, die ein Gymnasium besuchen, häufiger angaben, diesen drei Phänomenen begegnet zu sein. Die Autor*innen warfen die Frage auf, ob bestimmte Jugendliche „besser in der Lage“ seien, solche problematischen Inhalte „zuzuordnen“.

Gefragt wurden die Jugendlichen zudem, ob und wie häufig sie bereits sexuelle Belästigung im Netz erfahren haben. Es wird deutlich: Jedes dritte Mädchen und jeder vierte Junge hat bereits sexuelle Belästigung erlebt. [1] Sechs Prozent der Betroffenen gab sogar an, mehrmals in der Woche sexueller Belästigung im Netz ausgesetzt zu sein.

Die Jugendsozialarbeit darf nicht nachlassen Medienkompetenz zu vermitteln

Die im Rahmen der JIM-Studie erhobenen Befunde verdeutlichen, wie wichtig es in der Jugendsozialarbeit ist, junge Menschen im Umgang mit Medien zu begleiten. Hierzu zählt auch, ihnen einen Raum zu bieten, die eigenen Erfahrungen im Digitalen sowie gesamtgesellschaftliche Entwicklungen zu reflektieren.

Wenngleich dies selbstredend nicht im alleinigen Verantwortungsbereich der Jugendsozialarbeit liegt, kann sie hier eine wichtige Rolle spielen. Die digitalen Ungleichheiten unserer Gesellschaft dokumentiert der Monitor „Jugendarmut in Deutschland 2022“: Junge Menschen, die von Armut betroffen sind oder von sozialer Ausgrenzung sowie bildungsspezifischer Benachteiligung bedroht sind, werden darin beschränkt, digitale Kompetenzen zu entwickeln und sich über Medien persönlich zu entfalten.

Dass für diese Aufgaben in den Handlungsfeldern der Jugendsozialarbeit dringend mehr Ressourcen zur Verfügung gestellt werden müssen, fordert die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. seit Jahren. Im Rahmen des Projekts Di.Ko stellt IN VIA Deutschland die mit der digitalen Transformation einhergehenden Anforderungen an die Jugendsozialarbeit in den Mittelpunkt. Das von der Glücks-Spirale geförderte Projekt zielt entsprechend darauf ab, die digitalen und medienpädagogischen Kompetenzen von Fachkräften zu stärken. So erarbeitete IN VIA z. B. eine anschauliche Materialsammlung, die nicht nur für Fachkräfte der Jugendsozialarbeit von Interesse ist. Die ausgewählten medienpädagogischen Methoden widmen sich Themen wie Fake News, Netiquette und Hate Speech. Sie lassen sich mit wenig Aufwand in Präsenz oder virtuell umsetzen. Neben Literaturempfehlungen und Toolsammlungen enthält die Pinnwand auch kreative und lustige Impulse für Online-Veranstaltungen.

 

Autorin: Franziska Duarte dos Santos – Projekt Di.Ko, IN VIA Deutschland

Quelle: JIM-Studie; BAG KJS

[1] Wenngleich es die Möglichkeit zur Angabe eines „diversen Geschlechts“ gab, wurde in der Veröffentlichung diese Teilgruppe aufgrund der niedrigen Fallzahl in den Darstellungen nicht ausgewiesen.

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