Startchancen-Programm: Der engen Kopplung von Bildungserfolg und sozialer Herkunft entgegenwirken

Die Bundesregierung will die Chancengerechtigkeit in der schulischen Bildung so verbessern, dass „möglichst allen Kindern und Jugendlichen, die dem heutigen gesellschaftlichen Leben entsprechenden Bildungsmöglichkeiten eröffnet werden“. Die Bundesländer tragen dieses Anliegen grundsätzlich mit. Erreicht werden soll das Ziel über das Startchancen-Programm. Es soll der engen Kopplung von Bildungserfolg und sozialer Herkunft entgegenwirken. Vielfach wird das hinter dem Programm stehende Anliegen begrüßt. So auch vom Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit oder dem Deutschen Caritasverband und IN VIA Deutschland. Bisher liegen nur die Eckpunkte vor. Darauf basierend sollen nun weitere Rahmenbedingungen vereinbart werden. Der Abschluss einer Bund-Länder-Vereinbarung ist noch für dieses Jahr vorgesehen. Sowohl der Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit als auch Caritas und IN VIA haben Empfehlungen für die Umsetzung des Startchancen-Programm vorgelegt.

Kompetenz der Jugendsozialarbeit muss in die konkrete Ausgestaltung des Startchancen-Programms einfließen

Der Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit unterstützt grundsätzlich das Startchancen-Programm und dessen Ziel, mehr Bildungsgerechtigkeit herzustellen. Es stärkt aus seiner Sicht die Schulsozialarbeit und erfüllt wichtige Bedarfe der jungen Menschen nach Beratung und Unterstützung auf ihrem Bildungsweg. Dem Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit sind die verschiedenen Perspektiven von Bund und Ländern auf das Programm bewusst. Umso wichtiger sei, dass auch die Perspektiven benachteiligter junger Menschen im Fokus sind. Die Empfehlungen des Verbunds zielen in diese Richtung.

Zentrales Anliegen des Zusammenschlusses bundeszentraler Organisationen der Jugendsozialarbeit, zu denen auch die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. gehört, ist die Expertise der Jugendsozialarbeit in der Praxis als auch auf den jeweiligen Steuerungsebenen des Programms einzubeziehen. Mit ihren Angeboten der schulbezogenen Jugendsozialarbeit bzw. Schulsozialarbeit verfüge sie über gewachsene Strukturen sowie fundierte Erfahrungen in der Arbeit mit der Programm-Zielgruppe, sozial benachteiligter und individuell beeinträchtigter junger Menschen.

Der Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit empfiehlt, diese Expertise bei der weiteren Ausgestaltung der Rahmenbedingungen sowie bei der Formulierung einer Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Ländern zu berücksichtigen.

In der Bund-Länder-Vereinbarung müsse nachgeschärft werden, dass die Mittel über alle Programmsäulen hinweg nach einem sozialindizierter Verteilungsmechanismus vergeben werden. Eine Mittelverteilung konsequent entlang sozialer Kriterien könne den Erfolg des Programms signifikant erhöhen. Dadurch würde gewährleistet, dass die Fördermittel über alle Programmpunkte/Programmsäulen hinweg noch bedarfsorientierter verteilt werden könnten.

Weichen für einen echten Wandel im Bildungssystem legen

Caritas und IN VIA begrüßen den Mehr-Ebenen-Ansatz des Programms. Akteur*innen sollen sich vertikal sowie horizontal auf der individuellen, der institutionellen und der systemischen Ebene vernetzen und kooperieren. Als zielführend werten die beiden Verbände, die auch Mitglieder in der BAG KJS sind,  dass Schulen entlang der gesamten Bildungskette einbezogen werden sollen; also auch am Übergang in Ausbildung und Beruf. Neben der Leistungsentwicklung der Kinder und Jugendlichen seien erfreulicherweise auch deren Teilhabechancen, Persönlichkeitsentwicklung und die Förderung sozio-emotionaler Kompetenzen im Blick.

Angesichts dieses ganzheitlichen Ansatzes dringen Caritas und IN VIA darauf, eine konsequente und verbindliche handlungsfeld- und ressortübergreifende Vernetzung sowie Kooperation in der Bund-Länder-Vereinbarung zu verankern. Schulpraxis und -verwaltung sowie Akteur*innen der Kinder- und Jugendhilfe (Jugendsozialarbeit, Jugendberufshilfe, Schulsozialarbeit, Ganztagsbetreuung) müssten bei dieser Zielsetzung und Zielgruppe an einem Strang ziehen.

Bisher ungenügend im Blick sei, wie junge Menschen in den Programm-Schulen an der Gestaltung von Prozessen in den drei Säulen selbst partizipierten. Damit die Motivation der Schüler*innen gestärkt und ihr Lernerfolg verbesset werden könne, dringen Caritas und IN VIA darauf, die Partizipation der jungen Menschen bei der weiteren Ausgestaltung der Rahmenbedingungen aufzunehmen und Beteiligungs-Verfahren einzurichten.

Quelle: BMBF; Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit; Deutscher Caritasverband und IN VIA Deutschland

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