Am 23. September werden bedingungslose Grundeinkommen verlost. Initiator ist der Verein „Mein Grundeinkommen“. Doch dieses Jahr gibt es einen Unterschied. Die Teilnehmer*innen haben die Wahl zwischen den sogenannten utopischen und realistischen Grundeinkommen.
Warum die Unterscheidung?
Diese Unterscheidungen basiert auf einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Demnach wäre das bisher verloste Grundeinkommen in Höhe von 1000 Euro als Leistung für alle nicht finanzierbar. Das realistische Grundeinkommen hingegen berücksichtigt die Einkommenshöhe und refinanziert sich u. a. durch eine erhöhte Einkommenssteuer, die einheitlich bei 50 % liegen würde. Hinzu kämen beispielsweise die Abschaffung von Freibeträgen und der Anrechnung von Werbungskosten einerseits, sowie die Erhebung einer höheren Vermögenssteuer und einer CO2-Steuer andererseits. Der Verein möchte mit dieser Studie den Kritiker*innen des Grundeinkommens beweisen, dass eine solche Leistung machbar ist.
Das Für und Wider
Das häufigste Argument gegen das Grundeinkommen lautet: Es ist unbezahlbar und verleitet Menschen zum Nichtstun. Die Befürworter*innen, wie der Bund Deutscher Katholischer Jugend (BDKJ), sehen in dem Grundeinkommen aber eine riesige Chance, die allen Menschen eine gerechte Teilhabe ermöglicht, verschiedene Lebensentwürfe berücksichtigt, Wahlmöglichkeiten eröffnet und die bislang unbezahlte Care-Arbeit und ehrenamtliches Engagement würdigt. Eine solide finanzielle Basis würde besonders jungen Menschen Druck aus Übergängen zwischen Schule, Berufsbildung, Hochschule und Beruf nehmen.
Breite Unterstützung für ein Grundeinkommen
Auf politischer Ebene ist das bedingungslose Grundeinkommen zurzeit kein Thema. Bei den Wähler*innen hingegen schon. Forscher*innen von der Universität Konstanz und dem DIW Berlin haben im vergangenen Jahr 4.500 Menschen zu ihrer Haltung zum bedingungslosen Grundeinkommen befragt. 53 % der Befragten unterstützen diese Idee, nur 36 % lehnen sie ab. Die Hauptmotivation der Befürworter*innen ist nicht wirtschaftlicher Natur. Vielmehr sprechen sich besonders diejenigen dafür aus, die sich um Umwelt und Klima sorgen und sich von dem Grundeinkommen mehr Stabilität für zukünftige Herausforderungen erhoffen. Der Präsident des DIW, Marcel Fratzscher, plädiert dafür, diese Sorgen und Ängste ernst zu nehmen und politische und gesellschaftliche Lösungen, wie z. B. das bedingungslose Grundeinkommen, zu entwickeln.
Auf der Website des Vereins „Mein Grundeinkommen“ kann übrigens jede*r ausprobieren, wie sich ein bedingungsloses Grundeinkommen finanzieren ließe. Möglich macht es ein Konfigurator, mit dem sich z. B. die Höhe des Einkommens und verschiedener Steuern simulieren lässt.
Quelle: Verein „Mein Grundeinkommen“; DIW; epd; BDKJ; jugendsozialarbeit.news