Umfrage: Welche Ausbildungsperspektiven sehen Jugendliche nach Corona?

Das neue Ausbildungsjahr ist gestartet. Noch gibt es viele unbesetzte Stellen und zugleich viele unversorgte junge Menschen. Die Corona-Pandemie hat dem Ausbildungsmarkt schwer zugesetzt, wie auch die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) in ihren Monitoren „Jugendarmut in Deutschland 2020“ und „Jugendarmut in Deutschland 2022“ belegt. Wie blicken junge Menschen jetzt auf den Ausbildungsmarkt und die ihnen gebotenen Perspektiven? Die Bertelsmann Stiftung veröffentlichte die Ergebnisse einer Umfrage unter Jugendlichen.

Demnach blickt die Mehrheit der jungen Menschen optimistisch auf die Ausbildungssituation. Fast drei Viertel der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland (72 Prozent) sehen auf dem Ausbildungsmarkt gute Chancen. Von den jungen Menschen mit niedriger Schulbildung bewertete allerdings mehr als jeder Vierte (26 Prozent) die Aussichten auf eine Ausbildung aktuell eher schlecht. Dass viele junge Menschen mit niedriger Schulbildung ihre Perspektiven als gering einschätzten, ist laut Bertelsmann Stiftung ein Warnsignal, dass nicht übersehen werden dürfe.

Mehr individuelle Unterstützung notwendig

Auch wenn die hohe Nachfrage nach Fachkräften die Mehrheit der jungen Menschen deutlich zuversichtlicher in die berufliche Zukunft blicken lasse als noch während der Corona-Pandemie, äußerte mehr als die Hälfte der Befragten (55 Prozent) Probleme, sich in der Fülle der Informationen zurechtzufinden. Fast jede*r Dritte aller, die bereits Erfahrungen mit der Suche nach einem Ausbildungsplatz gemacht haben, wünscht sich mehr Unterstützung bei der Orientierung, weitere 42 Prozent zumindest teilweise.

Allein eine ausreichende Zahl an Ausbildungsplätzen genügt für Clemens Wieland, Experte der Bertelsmann Stiftung für berufliche Bildung, nicht, um die Übergänge zwischen Schule und Berufsleben zu verbessern. Vor allem die jungen Menschen, die Schwierigkeiten bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz hätten, bräuchten eine individuelle und kontinuierliche Begleitung. Die dafür nötigen Angebote sollten flexibel verfügbar sein, um bestmöglich auf die jeweilige Situation eingehen zu können.

Die von der Bundesregierung in diesem Jahr beschlossene Ausbildungsgarantie sei laut Wieland zwar grundsätzlich ein „richtiges und wichtiges Signal“. Aber um unversorgten Jugendlichen eine garantierte Ausbildungsmöglichkeit zu bieten, bliebe das Gesetz weit hinter dem als Vorbild dienenden Modell in Österreich zurück.

Über die Umfrage

Für die repräsentative Umfrage wurden 1.694 Menschen in Deutschland im Alter zwischen 14 und 25 Jahren von dem Institut iconkids & youth befragt. Die Umfrage wurde zwischen dem 2. und 30. Juni online durchgeführt. Die Umfrage wurde ergänzt durch Face-to-Face-Interviews bei Hauptschüler*innen (n = 162) basierend auf einem standardisierten Fragebogen.

Quelle: Bertelsmann Stiftung; epd; BAG KJS

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