Das aktuelle Positionspapier der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe (AGJ) ist eine wichtige Standortbestimmung für die Jugend(sozial)arbeit im Kontext politischer Bildung. Ausgehend vom 16. KJB der Bundesregierung zum Thema „Förderung demokratischer Bildung im Kindes- und Jugendalter“ im Jahr 2020 wird ein für die Jugendsozialarbeit und die Jugendarbeit klarer Auftrag zur politischen Bildung abgeleitet. Denn beide Professionen leisten gleichermaßen einen wichtigen Beitrag zur Vermittlung demokratischer Haltungen und zur Ausgestaltung einer lebendigen Demokratie in Deutschland -und befähigen junge Menschen zu politischem Handeln.
Susanne Nowak, Bundesreferentin bei IN VIA Deutschland im Netzwerk der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. ordnet die Forderungen der AGJ an die Jugendsozialarbeit ein und bringt diese auf den Punkt.
Politische Bildung gelingt über Lebensweltbezüge
Ein zentrales Ziel der Kinder- und Jugendhilfe ist es, allen jungen Menschen bedarfsgerechte und lebensweltbezogene Zugänge zu politischer Bildung zu bieten. Die Jugendsozialarbeit tut dies, indem sie direkt an den Interessen, Erfahrungen und Lebenswelten der jungen Menschen anknüpft. Sie bietet ihnen Selbsterfahrungsräume und gestaltet unterschiedliche Setting, die sie benötigen, um für sie relevante Themen zu reflektieren, zu bewerten und sich als Mitgestaltende bei deren Bewältigung einbringen können. Dabei legt die Jungendsozialarbeit ihrem Handeln ein breiten Begriffsverständnis von politischer Bildung zugrunde, welches Partizipation, Mitbestimmung, freiwilliges Engagement und politisches Handeln miteinschließt und nicht ausschließlich auf die Vermittlung von Wissen über politische Strukturen, Entscheidungen oder Ereignisse reduziert.
Systematische Verankerung in den Ausbildungsgängen der Jugend(sozial)arbeit notwendig
Die AGJ diskutiert in dem Positionspapier sowohl den Auftrag, den Stellenwert, die Ansätze als auch die aktuellen Herausforderungen politischer Bildung in der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit. Eine Herausforderung sind die bestehenden bzw. notwendigen Rahmenbedingungen, die es zu verbessern gilt, um dem Auftrag der politischen Bildung gerecht werden zu können. Denn unabhängig von den Bemühungen um ein Demokratiefördergesetz besteht die Notwendigkeit nach einer auskömmlichen infrastrukturellen Förderung, die als Basis für Sonderprogramme gegeben sein muss. Ebenso muss sich der Stellenwert politischer Bildung in der Ausbildung von Fachkräften niederschlagen. Dies betrifft nicht nur die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Fachkräften in der Jugendsozialarbeit bzw. Jugendarbeit, sondern vielmehr auch die systematische Verankerung politischer Bildung in den Curricularen der verschiedensten Studiengängen der sozialen Arbeit, der Politikwissenschaft, u.a. Sozial- und geisteswissenschaftlichen Studiengängen.
Aus dem Auftrag der Jugend(sozial)arbeit für politische Bildung leitet die AGJ neun konkrete Forderungen ab
- Forderung: Jugend braucht Freiräume zur Entwicklung
- Forderung: Jugend braucht Reibungsfelder zur Entwicklung
- Forderung: Jugend braucht Beteiligungsmöglichkeit
- Forderung: Jugendpolitik braucht verlässliche Strukturen
- Forderung: Träger der Kinder- und Jugendhilfe haben politische Verantwortung
- Forderung: Politisch bildend wirkende Fachkräfte brauchen Aus-, Fort- und Weiterbildung
- Forderung: (Sozial)Politisches Selbstverständnis der Fachkräfte brauche eine klare Haltung
- Forderung: Politisch Bildende Jugendarbeit/Jugendsozialarbeit braucht Verbündete
- Forderung: Poltische Bildung in der Jugend(sozial)arbeit braucht
Quelle: Susanne Nowak – IN VIA Deutschland; AGJ