Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung wurden ausgewählte Fachleute um ihre Einschätzung zu den Ausbildungsperspektiven von Jugendlichen mit niedriger Schulbildung im Jahr 2030 gebeten. Rund 100 Expert*innen aus Wirtschaft, Verwaltung, Bildungspraxis, Wissenschaft und Zivilgesellschaft wurden befragt. Die Prognosen sind verhalten bis Besorgnis erregend. 61 Prozent der Expert*innen rechnen mit einer weiteren Verschlechterung der beruflichen Perspektiven von Geringqualifizierten.
Bereits 2021 gab es laut Berufsbildungsbericht in Deutschland 2,16 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren ohne Berufsabschluss. Das entsprach einem Anteil von 14,7 Prozent der jungen Erwachsenen in dieser Altersgruppe. Diese Zahl, so warnt die Studie, werde bis 2030 noch steigen. Der Berufsbildungsbericht 2022 spricht schon von 2,32 Millionen ausbildungslosen jungen Menschen. Gleichzeitig werde das Ausbildungs- und Arbeitsangebot für junge Menschen mit niedriger Schulbildung weiter sinken. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. und auch der Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit sprechen sich bereits seit mehreren Jahren für eine Ausbildungsgarantie aus, um der Ausbildungslosigkeit junger Menschen zu begegnen. Das von der BAG KJS geförderte Projekt „Ausbildung garantiert!?“ geht den Gelingensbedingungen für eine Ausbildungsgarantie auf den Grund. Die Ampelkoalition plant, eine Ausbildungsgarantie einzuführen. Bisher gibt es noch keine konkreten Vorschläge dazu.
Anstieg an unbesetzten Ausbildungsplätzen bei gleichzeitigem Anstieg ungelernter Personen
Die Hälfte der Befragten geht von einem weiteren Anstieg der Zahl der Ungelernten in den kommenden Jahren aus. Zugleich steige die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze. Solche sogenannten Passungsprobleme werde es auch 2030 noch geben, meinen 85 Prozent der Fachleute für berufliche Bildung.
Die große Mehrheit der Befragten sieht vor allem in der schulischen Berufsorientierung noch viel Potenzial, um die Chancen der jungen Menschen mit niedrigem Schulabschluss zu verbessern. So solle zum Beispiel die Berufsorientierung stärker in der Aus- und Weiterbildung für Lehrkräfte verankert werden, lautet eine Forderung.
Mehr als 80 Prozent der Expert*innen plädieren für eine individuelle und kontinuierliche Begleitung von Jugendlichen, damit der Übergang von Schule zu Ausbildung besser gelingt. Angesichts dieses Plädoyers ist es umso erstaunlicher, dass Instrumente wie die Berufseinstiegsbegleitung (BerEb) nicht mehr flächendeckend angeboten werden. Seitdem die Bundesländer sich mit einer Kofinanzierung an BerEb beteiligen müssen, ist die flächendeckende Umsetzung eingebrochen.
Quelle: Bertelsmann Stiftung; BAG KJS; KNA