Jugendberufsagenturen (JBA) sollen einen entscheidenden Beitrag beim Übergang junger Menschen von der Schule in die Ausbildung oder die Arbeit leisten. Rechtskreisübergreifend sollen Jugendhilfe, Jobcenter und Arbeitsagentur kooperieren und durch kurze Wege und Kontakte einen reibungslosen Ablauf der Ausbildungs- und Arbeitsvermittlung für Jugendliche ermöglichen. Doch gelingt das flächendeckend? Bereits 2016 schrieb das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) dass es eine große Spannbreite bei der Umsetzung der JBA gebe. Seitdem gibt es keine weitere offizielle Analyse. Die FDP wollte jetzt wissen, wie der Sachstand bei den JBA ist und vermutet Mängel bei der „Hilfe aus einer Hand“ und deren flächendeckenden Umsetzung. Die Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage der FDP liegt den „Jugendsozialarbeit News“ vor. Die Bundesregierung räumt darin ein, dass der Begriff „Jugendberufsagenturen“ heute als Sammelbegriff für verschiedenste und regional sehr unterschiedliche Kooperationsmodelle dient. Bundesweit gibt es derzeit 289 JBA. Laut Bundesregierung seien die Anforderungen an eine enge rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit – insbesondere die räumliche Nähe, an zahlreichend Standorten schwer umzusetzen. Aus der Praxis würde ein fehlender IT-gestützter Austausch der involvierten Sozialleistungsträger bemängelt. Hier soll mit einem neuen IT-Verfahren „YouConnect“ Abhilfe geschaffen werden. „YouConnect“ soll ab Jahresanfang zur Verfügung stehen. Mittlerweile wurde beim Bundesinstitut für Berufliche Bildung (BIBB) eine Servicestelle eingerichtet, die JBA unterstützt und das Ziel verfolgt, Qualität und Quantität der Zusammenarbeit der Akteure zu verbessern.
Der liberale Abgebordnete Matthias Seestern-Pauly erklärte den „Jugendsozialarbeit News“ gegenüber: „Der Übergang von der Schule in den Beruf ist für junge Menschen ein bedeutender Schritt. Dieser sollte daher so gut wie möglich funktionieren. Als Freie Demokraten fordern wir in vielen Bereichen One-Stop-Shop-Government. Am Gelingen des versprochenen, IT-gestützten One-Stop-Shops für alle Jugendberufsagenturen ab diesem Januar wird sich die Bundesregierung messen lassen müssen.“
Hilfe für minderjährige Väter und Mütter
Die Liberalen erkundigten sich auch nach den Unterstützungsangeboten für minderjährige Väter und Mütter bei der Vermittlung in Ausbildung oder Arbeit. Die Bundesregierung verweist in ihrer Antwort auf den Instrumentenkasten der Jugendberufshilfe und die Fördermöglichkeiten des SGB II. Spezielle Leistungen für minderjährige Elternteile gäbe es keine, könnten bei bedarf aber regional ausgeschrieben und eingekauft werden. Ein Verweis auf die Möglichkeit einer Teilzeitausbildung bleibt aus.
Hilfen aus einer Hand mit einer starken Jugendhilfe
Die Trägerorganisationen der Jugendsozialarbeit haben immer wieder deutlich gemacht, dass Jugendberufsagenturen besonders erfolgreich sind, wenn die Jugendhilfe „den Hut auf hat“. Bereits 2014 forderte der Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit eine aktive Rolle der Jugendhilfe in den Jugendberufsagenturen. Sie müsse nicht nur Förderlücken schließen – etwa wenn Jugendliche infolge von Sanktionen der Jobcenter in soziale Notlagen gerieten, sondern sollte auch leicht zugängliche Angebote der freien Träger der Jugendsozialarbeit im Portfolio einer Jugendberufsagentur bereithalten.
Quelle: MdB Matthias Seestern-Pauly (FDP), Pressedienst des Deutschen Bundstages; BIBB; Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit