Bund, Länder und Kommunen müssen nach Ansicht des Deutschen Kinderhilfswerkes ihre Bemühungen zur Bekämpfung der Kinderarmut in Deutschland deutlich intensivieren. Eine aktuelle Auswertung der Armutsgefährdungsquoten zeigt, dass die Armut unter Kindern in allen Bundesländern höher, teils sogar wesentlich höher ist als die Armut unter Erwachsenen. Die aktuellen Armutsgefährdungsquoten von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen im Vergleich zeigen deutliche regionale Unterschiede: So beträgt die Differenz zwischen Kindern und Erwachsenen in Bayern lediglich 1,5 Prozentpunkte (Armutsgefährdungsquote 2018: Kinder und Jugendliche 12,9 Prozent, Erwachsene 11,4 Prozent), in Baden-Württemberg 3,3 Prozentpunkte und im Saarland 5,1 Prozentpunkte. In Bremen hingegen beträgt die Differenz 15,6 Prozentpunkte, in Sachsen-Anhalt 9,1 Prozentpunkte und in Mecklenburg-Vorpommern 8,0 Prozentpunkte.
Kinderarmut verhindern durch Kindergrundsicherung
Kinderarmut wirkt sich in vielen Bereichen des Alltags aus, dementsprechend plädiert das Deutsche Kinderhilfswerk für eine Gesamtstrategie zur Bekämpfung der Kinderarmut mit aufeinander abgestimmten Infrastruktur- und Geldleistungselementen, die interdisziplinär an verschiedensten Stellen ansetzt. Das Hilfswerk unterstützt die Forderung des Bündnisses Kindergrundsicherung, eine bedarfsgerechte Kindergrundsicherung in Höhe von 628 Euro einzuführen.
„Die Armut in Deutschland hat an vielen Stellen ein Kindergesicht“, sagte der Präsident des Deut-schen Kinderhilfswerks, Thomas Krüger. Natürlich sei Kinderarmut eng mit der Armut der Eltern ver-knüpft, aber die unterschiedliche Entwicklung zeige, dass das Problem einer eigenständigen Lösung bedürfe.
Rund 13 Millionen arme Menschen in Deutschland
In der Statistik gilt ein Mensch als armutsgefährdet, wenn er netto weniger als 60 Prozent des mittle-ren Einkommens der Gesamtbevölkerung zur Verfügung hat. 2018 lag dieser Schwellenwert für einen alleinlebenden Erwachsenen in Deutschland bei 1.136 Euro und für zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 2.385 Euro im Monat. Danach waren im vergangenen Jahr 16 Prozent der Bevölkerung armutsgefährdet. Das entsprach rund 13 Millionen Menschen.
Quelle: Deutsches Kinderhilfswerk;KNA