Zur-Ruhe-Kommen in einer eigenen Wohnung – die üblichen Vorbedingungen für Mieter spielen keine Rolle
Bei „Housing First“ bekommen auf der Straße lebende Menschen eine Wohnung ohne die üblichen formalen Vorbedingungen wie etwa einen positiven Schufa-Eintrag. Außerdem erhalten sie von Sozialarbeitern eine individuell zugeschnittene Unterstützung. Ziel des Berliner Programms war es, über einen Zeitraum von drei Jahren bis zu 80 wohnungslose Menschen mit einer eigenen Wohnung zu versorgen. Sozialsenatorin Breitenbach bezeichnet den Ansatz von „Housing First“ als „Paradigmenwechsel in der Wohnungslosenhilfe“: Zunächst sollen Menschen eine Wohnung erhalten, „um zuerst einmal tief Luft holen und zur Ruhe kommen zu können. Dann entscheiden sie, wie es weitergeht.“
Ob es mit „Housing First“ weiter geht, ist offen
Träger des Pilotprojekts sind die evangelische Berliner Stadtmission, die gemeinnützige Neue-Chance-Gesellschaft der Diakonie sowie der Sozialdienst katholischer Frauen. Die Wohnungen werden überwiegend von großen städtischen und privaten Wohnungsunternehmen zur Verfügung gestellt. Zwar müsse bei den Vermietern beharrlich geworben werden. Aber die positiven Erfahrungen mit „Housing First“ würden sich herumsprechen, sagte Sebastian Böwe, Projektleiter beim Verein „Neue-Chance-Gesellschaft“. Allein in diesem Jahr stellt die Senatssozialverwaltung für das Projekt 580.000 Euro zur Verfügung. 2018 waren es 195.000 Euro. Wie es nach Abschluss der Pilotphase mit „Housing First“ 2021 weiter geht, ist unklar. Das Projekt werde evaluiert und danach geprüft, ob es „als normale Maßnahme der Wohnungslosenhilfe implementiert“ werden könne, so Breitenbach.
Die Alice Salomon Hochschule Berlin hat im Rahmen einer Evaluierung einen ersten Zwischenbericht veröffentlicht.
Quelle: epd