Projekt „Inklusionsstrategien für junge Aussiedler im Übergang Schule – Beruf“

ZWISCHENBERICHT EINES DJI-FORSCHUNGSPROJEKTES Auszüge aus einem Papier von Ralf Kuhnke, Dr. Elke Schreiber: „2. Aussiedlerjugendliche im Übergangspanel des DJI 2.1 Zu Inhalt und Stichprobe der Studie Grundlage für die benötigte Wissenbasis über Ausgrenzungsprozesse bei Jugendlichen aus Aussiedlerfamilien bildet das Übergangspanel des Forschungsschwerpunktes „Übergänge in Arbeit” des DJI. Mit dem Übergangspanel wurde 2004 eine Untersuchung aufgelegt, die zur Zielsetzung hat, ausbildungs- und erwerbsbiografische Verläufe von benachteiligten Jugendlichen in den Blick zu nehmen. Es geht zum einen darum, allgemeingültige Muster … zu identifizieren. Dabei handelt es sich um Jugendliche, deren Teilhabe-/ Beteiligungschancen am Ausbildungs- und Erwerbssystem zunehmend nur noch über spezifische Förderinstrumente gesichert werden können. Neben der Betrachtung individueller Verläufe geht es zum anderen um die Analyse unterschiedlicher Maßnahmearrangements in Hinblick auf ihre Wirksamkeit. Zielgruppe für das Panel sind Hauptschüler und Schüler aus Hauptschulgängen von Schulen mit integrierten Bildungsgängen. Um beide Ziele – Analyse der Ausbildungsbiografien benachteiligter Jugendlicher und Analyse von Effekten unterschiedlicher Fördermaßnahmen – verwirklichen zu können, … wurden … solche Schulen in die Studie einbezogen, die besonders viele Schüler unterrichten, die als sogenannte benachteiligte Jugendliche angesehen werden können (z.B. schulmüde Jugendliche oder Jugendliche mit geringen Aussichten auf das Erreichen des Hauptschulabschlusses). Des Weiteren wurden solche Schulen in den Blick genommen, die ihre Schüler in einer besonderen Weise auf den Übergang von der Schule in Ausbildung und Arbeit vorbereiten. … Entsprechend der statistischen Angaben zur angezielten Stichprobe des Übergangspanels war bei den Befragten von einem Anteil von ca. 40 % Jugendlicher mit Migrationshintergrund auszugehen. Durch die Einbeziehung der bayrischen Praxisklassen, in denen Jugendliche beschult werden, deren Leistungsvoraussetzungen die Erreichung des Schulabschlusses in der Regel nicht gestatten, war eher ein noch höherer Anteil zu erwarten. Ein Blick auf die Zusammensetzung der Teilnehmer der Basiserhebung verdeutlicht, dass der tatsächliche Anteil von Jugendlichen mit Migrationshintergrund über 50 % beträgt. Dabei stellen mit 12 % die Aussiedlerjugendlichen nach den jungen Türken (13 %) die zweitgrößte Gruppe dar. In den im Rahmen der Untersuchung befragten Schulklassen dominieren mit 57 % die jungen Männer. … Bezogen auf das Durchschnittsalter gibt es innerhalb der Ethnien zwischen den Geschlechtergruppen keine Unterschiede. Vergleichen wir die ethnische Zusammensetzung in den Untersuchungsregionen Ost/West, so fällt ein deutlicher Unterschied ins Auge: Während im Westen 58 % der befragten Jugendlichen einen Migrationshintergrund besitzen, sind es demgegenüber im Osten nur 12 %, davon nur 4 % Aussiedlerjugendliche. Demzufolge lässt sich über eine mögliche Ost-/West-Spezifik bei den jungen Aussiedlern auf Basis unserer Daten nichts aussagen. 2.2 Spezifische Ausgangslagen bei den befragten Aussiedlerjugendlichen (im Vergleich zu deutschen Jugendlichen, türkischen Jugendlichen und anderen Migranten) * Migrationshintergrund Eine Besonderheit im Vergleich zu anderen Jugendlichen mit Migrationshintergrund ist die Tatsache, dass es sich bei Aussiedlerjugendlichen fast ausschließlich direkt um Migranten handelt, während es sich bei den anderen Migrantengruppen zu über der Hälfte um in Deutschland geborene, also der zweiten bzw. inzwischen auch der dritten Einwanderergeneration handelt. … lässt sich z.B. im Übergangspanel zwischen Zuzugsalter und Schulnote in Deutsch ein entsprechender Zusammenhang nachweisen: Je älter die Jugendlichen beim Zuzug nach Deutschland sind, umso schlechter die durchschnittliche Deutschzensur auf dem letzten Zeugnis. Dies bedeutet, dass im Vergleich zu anderen Migrantengruppen bei den Aussiedlern von vermehrten Integrationsanforderungen auszugehen ist, denn in der Regel sind die Integrationsbedingungen für Angehörige der Folgegenerationen von Migration deutlich günstiger als für die Migranten selbst. … * Bedingungen der Herkunftsfamilie Betrachten wir die Familienkonstellationen, erfasst über die Angaben der Jugendlichen, mit wem sie aktuell zusammenleben, so weisen junge Deutsche und junge Türken die größten Differenzen auf. … Die befragten Aussiedlerjugendlichen verbleiben in ihren Familien und leben nicht in einer eigenen Wohnform. … Trotz Deutschstämmigkeit und relativ hoher Integrationsbereitschaft ist mit 18 % ein vergleichsweise großer Anteil von Eltern der im Übergangspanel erfassten Aussiedler der deutschen Sprache unkundig, so dass in diesen Elternhäusern kein deutsch gesprochen wird. Damit gibt es für die Jugendlichen in der Familie keine Möglichkeiten, sich im häuslichen Bereich Deutschkompetenzen anzueignen. Betrachtet man das Zuzugsalter der Befragten aus diesen Familien, so bestätigt sich, dass diese Jugendlichen überwiegend erst im höheren Alter zugewandert sind. Dies verdeutlicht, dass mit einer altersmäßig späten Zuwanderung hohe Risiken für einen erfolgreichen Integrationsprozess verbundenen sind. … Insgesamt ist davon auszugehen, dass die Jugendlichen des Übergangspanels überwiegend aus ökonomisch unterprivilegierten, oft kinderreichen Herkunftsfamilien stammen. … , dass viele Eltern der Befragten im Übergangspanel über einen eher geringen beruflichen Status verfügen, die Bekleidung höherer Berufspositionen ist hingegen vergleichsweise relativ selten anzutreffen. Zusätzlich sind zwischen den ethnischen Gruppen teilweise deutliche Unterschiede erkennbar. Insbesondere unter den Eltern von Aussiedlerjugendlichen sowie jungen Türken gibt es nur einen sehr geringen Anteil von Vätern in höheren Berufspositionen. Mit 13 % am höchsten ist der Anteil deutscher Väter in höheren Berufen. Bis auf türkische Mütter, die zu über einem Drittel nicht erwerbstätig sind und von denen nur 3 % eine höhere Berufsposition bekleiden, liegt in allen Teilgruppen (auch bei den deutschen) der Anteil der Mütter in höher qualifizierten Berufen über dem der Väter, am größten mit 18 % ist er bei den Müttern junger Aussiedler. … Im Zusammenhang mit dem Unterstützungspotenzial der Herkunftsfamilie sind neben dem Berufs- und Erwerbsstatus der Eltern weitere Merkmale relevant: Ein solches Merkmal ist z. B. die Anregungs- und Vorbildfunktion der Eltern in Bezug auf alltagskulturelle Techniken, wie das regelmäßige Lesen von Büchern und Zeitungen, das regelmäßige Informieren und Austauschen über Politik, die Nutzung der kulturellen Infrastruktur. … Auch was die Ausstattung mit Medien anbelangt, sind die jungen Deutschen im Vorteil, gefolgt von den zusammen betrachteten anderen Migrantengruppen. Die geringste Ausstattung und damit Verfügbarkeit an Medien bzw. Medientechnik haben die jungen Türken und Aussiedler. … * Persönlichkeit der Jugendlichen … Auf … Grundlage einer Selbsteinschätzung … schreiben sich Aussiedlerjugendliche zwar in gleichem Maße soziale Kompetenz und Selbstwert zu wie die anderen Ethnien (ausgenommen die jungen Türken, die sich selbst einen höheren Selbstwert zusprechen), was aber die wahrgenommene Selbstwirksamkeit, allgemeine Zufriedenheit sowie den Zukunftsoptimismus anbelangt, so sind diese im Vergleich zu ihren deutschen Klassenkameraden im Durchschnitt deutlich geringer ausgeprägt … Neben der Verfügbarkeit individueller Bewältigungsressourcen für eine adäquate Auseinandersetzung mit entsprechenden Anforderungen sind von Seiten der Jugendlichen auch mögliche individuelle Problemlagen und gesundheitliche Beeinträchtigungen von Bedeutung, die ihrerseits eine erfolgreiche Anforderungsbewältigung be- bzw. gar verhindern können. Aus den Angaben zu verschiedenen Problemen in den letzten zwei Jahren lassen sich als häufigste Probleme Sorgen um die berufliche Zukunft (dies äußern 37 %) und dauerhafte Auseinandersetzungen mit den Eltern (dies äußern 32 %) entnehmen. … Bei Schülern (Jungs) dominieren neben beruflichen Zukunftssorgen, Auseinandersetzungen mit Gleichaltrigen, gesundheitliche Probleme und Probleme mit der Polizei bzw. Gerichten. Betrachten wir wieder speziell die jungen Aussiedler, so geben sie vergleichsweise in geringerem Maße gesundheitliche Probleme und dauerhafte Auseinandersetzungen mit den Eltern an. Männliche Aussiedlerjugendliche geben im Vergleich zu den anderen Jugendlichen mit Migrationshintergrund häufiger Probleme mit der Polizei und Justiz an. … Den Jugendlichen wurden verschiedene Formen des Umgangs mit auftretenden Problemen vorgegeben mit der Aufforderung anzugeben, inwieweit sie diese praktizieren. Als häufigste Form der Problemverarbeitung wird von den befragten Jugendlichen eine adäquate Problemlösung mit Unterstützung durch die Freunde präferiert. 80 % stimmen mehr oder weniger zu, Probleme auf diese Art anzugehen. Etwa die Hälfte bespricht Probleme auch mit Erwachsenen. Aber immerhin auch 70 % versuchen, sich bei Problemen anderweitig abzureagieren. Dem stimmen allerdings mit 74 % deutlich häufiger deutsche Jugendliche zu, gefolgt von den Jugendlichen der Ethnien mit 71 %, die hier zusammen betrachtet wurden, und dann den jungen Aussiedlern und Türken mit je 62 %. Etwa ein Drittel der Befragten reagiert auf Probleme auch mit Rückzug. Nach eigener Angabe tun dies junge Türken häufiger als die anderen Ethnien. … 3. Berufliche Orientierungen und deren Umsetzung Generell ist für die beruflichen Zukunftspläne der Hauptschüler (dies betrifft die Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund in annähernd gleichem Maße) eine Orientierung an „normalen“ Bildungs-, Ausbildungs- und Erwerbsverläufen festzustellen. Während sich allerdings bei jungen Türken und Jugendlichen anderer Migrantengruppen die Verunsicherung über einen Ausbildungs- bzw. Arbeitsplatz in einer vergleichsweise stärkeren Orientierung auf einen weiteren Schulbesuch und den damit möglicherweise verbundenen höheren Abschluss niederschlägt, trifft dies für junge Aussiedler nicht zu. Sie präferieren fast ebenso häufig wie ihre deutschen Alterskameraden eine berufliche Ausbildung. Obwohl Aussiedler tendenziell mehr Praktika absolvierten, geben deutsche Jugendliche dennoch häufiger an, dass ihnen die Praktika sehr bei der Berufswahl geholfen haben. Dies ist ein Hinweis darauf, neben der quantitativen auch die inhaltliche Seite von Praktika verstärkt in den Blick zu nehmen. Ebenso stellt sich die Frage: Bekommen junge Deutsche die besseren Praktikumsstellen? Im März ihres vermutlich letzten Schuljahres weiß eine deutliche Mehrheit der Schüler, welchen Beruf sie erlernen möchten. Allerdings sind sich da insbesondere viele Jugendliche mit Migrationshintergrund noch unsicher. … Im Gegensatz zu Befunden, die benachteiligten Jugendlichen eine geringe Bereitschaft attestieren, ihren vertrauten Kiez zu verlassen, bekunden die Panelteilnehmer eine vergleichsweise hohe Mobilitätsbereitschaft, um einen Ausbildungs- bzw. Arbeitsplatz zu erlangen. Eine geringere Bereitschaft zeigen hier die jungen Türken. … Betrachtet man die den Einzelmotiven zugrunde liegenden Orientierungsdimensionen, so wird deutlich, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund die Berufswahl erwartungsgemäß in stärkerem Maße mit dem Streben nach Prestige und Anerkennung … verbinden. … Generell sind junge Migranten und Aussiedler gegenüber den Deutschen stärker sozial und familiär orientiert. Zum Zeitpunkt der Ersterhebung hatte sich die Hälfte der Schüler um einen Ausbildungsplatz beworben: Am häufigsten mit etwa 58 % die deutschen Jugendlichen, mit 5 % weniger gefolgt von den Aussiedlerjugendlichen. Mit 46 % vergleichsweise weniger hatten sich zu diesem Zeitpunkt die jungen Türken und die Jugendlichen der anderen Migrantengruppen beworben. Geht man von den Angaben zur Anzahl der Bewerbungen aus, so waren mit durchschnittlich 12 bis 13 Bewerbungen die jungen Aussiedler die Eifrigsten, … Über 80 %, unabhängig von Geschlecht und ethnischem Hintergrund, geben an, dass sie bei der Berufswahl durch die Schule Unterstützung erhalten haben, jedem Vierten hat das sehr geholfen. … Im Kontext der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz spielt natürlich das Unterstützungspotenzial durch die Herkunftsfamilie eine wichtige Rolle. … für die deutschen Jugendlichen zeigt sich ein stärkeres Ausmaß an Hilfe … durch die Eltern im Rahmen der Bewerbungen für eine Ausbildung. Gut zwei Drittel der Hauptschüler hatten im Rahmen ihrer Berufswahlaktivitäten Kontakt(e) zum Arbeitsamt oder dem Berufsberater. Auch hier zeigen sich zwischen den Ethnien keine relevanten Unterschiede, allerdings ist bei den Schülerinnen der Anteil etwas höher als bei den Schülern. Es zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen Kontaktanzahl und Nutzen für den Jugendlichen. So geben von denjenigen, die einmal Kontakt hatten 17 % an, dass ihnen dieser Kontakt bei ihrer Berufswahl geholfen hat, bei denen mit vier oder mehr Kontakten sind es mit 36 % hingegen doppelt so viele. … Erreichter Status nach Schulende … Deutlich wird eine vergleichsweise große Diskrepanz zwischen angestrebtem weiteren Ausbildungsweg und tatsächlicher Platzierung unmittelbar nach der Schule bei den jungen Aussiedlern. … Bei den jungen Türken sowie den anderen jungen Erwachsenen mit Migrations-hintergrund sind die Orientierungen auf eine berufliche Ausbildung zugunsten eines weiterführenden Schulbesuchs relativiert. … Eine Erklärungsmöglichkeit unterschiedlicher Präferenzen kann auch in traditionell unterschiedlichen Zugängen zu den qualifizierten Berufspositionen in den jeweiligen Herkunftsländern gesehen werden. Möglich ist allerdings auch, dass die jungen Aussiedler, da sie ja zumindest formal den gleichen staatsbürgerlichen Status wie ihre autochthonen Alterskameraden haben, die real geringeren Zugangschancen zu einer betrieblichen Berufsausbildung aufgrund ihrer Herkunft weniger realistisch einschätzen. … Insgesamt erreicht nach Ende des vermeintlich letzten Schuljahres im Schnitt ca. jeder Fünfte Jugendliche mit Migrationshintergrund die Aufnahme einer beruflichen Ausbildung. Bei ihren einheimischen Alterskameraden ist es hingegen jeder Dritte. Im Vergleich zu den Deutschen müssen sich jeweils 10 % mehr junge Aussiedler und Türken nach Ende des Schulbesuchs erst einmal mit einer Berufsvorbereitung zufrieden geben. Somit ist festzustellen, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund also weit weniger häufig als Jugendliche deutscher Herkunft ihre Ausbildungsziele im unmittelbaren Anschluss an die Pflichtschulzeit verwirklichen können. Dies betrifft in besonderer Weise die Jugendlichen aus Aussiedlerfamilien, bei denen der Einstieg in eine berufliche Bildung nach der Pflichtschulzeit besonders hoch im Kurs steht und deren Aussicht, dieses Ziel zu verwirklichen, besonders gering ist. Status ein Jahr nach Ende der Pflichtschulzeit … Im November 2004, das heißt einige Monate nach Beendigung der Pflichtschulzeit befand sich von den Jugendlichen mit Migrationshintergrund1 die größte Gruppe mit einem Anteil von knapp 40 % (A: 38 % T: 38 % S: 39 %) noch in schulischen Bildungsgängen, entweder um den Hauptschulabschluss oder einen höheren allgemeinbildenden Abschluss zu erwerben. … Von den 38 % jungen Aussiedlern, die im November 2004 die Schule besuchten, waren im November 2005, also ein Jahr später, 53 % noch immer dort. 26 % hatten nach einjährigem Schulbesuch eine Berufsausbildung aufgenommen, 16 % waren in eine Berufsvorbereitung eingetreten und 3 % waren weder in einer Schule noch in Ausbildung oder Arbeit, damit faktisch arbeitslos. … Von den 20 % Aussiedlern, denen es gelang, von der Schule unmittelbar in eine Berufsausbildung einzumünden, waren im November 2005 noch immer 91 % in Ausbildung. Von den jungen Deutschen, bei denen – wie dargestellt – über einem Drittel der direkte Eintritt in eine Ausbildung gelang, waren noch 90 % dabei. Insgesamt sind diese Werte ein Indikator für einen relativ stabilen Verbleib der befragten Hauptschüler insgesamt in der Berufsausbildung. Betrachten wir die Jugendlichen, die im November 2004 in einer Berufsvorbereitungsmaßnahme waren: Von den 32 % Aussiedlerjugendlichen, die sich im November 2004 in Berufsvorbereitung befanden, hatten im November 2005 42 % eine Ausbildung begonnen. Bei den jungen Türken und den anderen Migrantenjugendlichen waren es deutlich weniger, denen dies gelang. … Mit 6 % befanden sich von den jungen Aussiedlern im November 2004 weniger als in den anderen Teilgruppen weder in der Schule noch in Ausbildung oder Arbeit (T: 8 % S: 10 % D: 10 %). Von diesen ist mit 14 % auch im November 2005 wieder ein in Vergleich zu den anderen Gruppen geringerer Teil in der gleichen Situation. … Diese Jugendlichen beginnen, sich vom Bildungs- und Ausbildungssystem und wahrscheinlich auch vom ersten Arbeitsmarkt zu entfernen. Resümierend zu den beruflichen Orientierungen und deren Umsetzung lässt sich feststellen: Im Vergleich zu anderen Migranten besitzen die jungen Aussiedler in ihren beruflichen Orientierungen größere Nähe zu ihren autochthonen Alterskameraden, haben jedoch weniger Realisierungschancen. Gleichwohl verdeutlichen die festzustellenden Übergangsraten insbesondere bei den jungen Aussiedlern starke Bemühungen, ihre beruflichen Orientierungen umzusetzen. … 4. Zusammenfassung und Fazit … Insgesamt gilt: Fast die Hälfte der Hauptschulabsolventen aus Aussiedlerfamilien hatte sich noch im März 2004 an der traditionellen Abfolge „Pflichtschulbesuch – Berufsausbildung“ orientiert. Allerdings kann nur eine Minderheit tatsächlich diese Abfolge von Schritten gehen. Nach der Pflichtschulzeit weiter zur Schule zu gehen, ist für einen Teil der Jugendlichen eine Antwort auf fehlende Zugangsmöglichkeiten zur Ausbildung. Für andere (insbesondere Mädchen) ist es aber auch von vornherein eine Präferenz. Gemeinsam ist beiden Gruppen eine Strategie des „Chancen Optimierens“: Indem sie Bildungsabschlüsse erwerben, wollen sie ihre Chancen auf Zugang zu einer Berufsausbildung – sei sie schulisch oder betrieblich – verbessern. Die unübersichtliche Situation am Ende der Pflichtschulzeit fordert von den Jugendlichen ein hohes Maß an Flexibilität: innerhalb nur weniger Monate werden Bildungs- und Ausbildungsziele – z. T. mehrfach – revidiert. Der überwiegenden Mehrheit scheint es dabei zu gelingen, grundsätzlich an ihren Bildungs- und Ausbildungszielen festzuhalten. Offen ist, welchen Preis die Jugendlichen für die, mit der Flexibilität einhergehende Preisgabe von spezifischen beruflichen Zielen zahlen. Ausdruck der Bereitschaft, sich den Gegebenheiten anzupassen, ist der hohe Anteil der Jugendlichen, die sich mit der ungeliebten Alternative Berufsvorbereitung arrangieren. Zu klären bleibt, ob dies mit der Erwartung verbunden wird, tatsächlich die Aussichten auf Aufnahme einer Berufsausbildung zu verbessern. Oder ob es erst einmal darum geht, „versorgt“ zu sein. … Schon früh bildet sich schließlich eine (erst einmal noch relativ kleine) Gruppe heraus, die von schulischen und berufsvorbereitenden Angeboten nicht mehr erreicht wird. Hier bleibt abzuwarten, ob sich diese Gruppe dadurch vergrößert, dass Jugendliche nach zwei Durchgängen in der Berufsvorbereitung noch immer keinen Zugang zur Berufsausbildung erlangen und ihre Qualifizierungsbemühungen einstellen. Die Untersuchung belegt, dass die Absolventen der Hauptschulen, die aus Aussiedlerfamilien stammen, eine in ihren Motiven, Zielen und Potenzialen heterogene Gruppe sind. In der Mehrzahl sind sie bereit und in der Lage, lange und komplizierte Abfolgen von Bildungs- und Qualifizierungsschritten zu absolvieren, um ihre Qualifizierungsziele zu verwirklichen. Nur sehr wenige Jugendliche gehen nach der Schule den Weg in ungelernte Arbeit.“ Den Volltext des Zwischenberichts entnehmen Sie bitte dem Anhang. Derzeit ist der Bericht der Erhebung aus dem Jahr 2006 in Arbeit. Sobald dieser vorliegt, werden wir Ihnen Auszüge daraus in den News vorstellen.

http://www.dji.de

Quelle: Deutsches Jugendinstitut (DJI)

Dokumente: Zwischenbericht_Inklusionsstrategien.pdf

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