Der Trend bleibt – Geringqualifizierte sind häufiger arbeitslos

QUALIFIKATIONSSPEZIFISCHE AUSBILDUNGSQUOTEN Sollte betriebliche Ausbildung dem Bildungssektor zugerechnet werden und damit nicht in die Berechnung der Arbeitslosenquote einfließen? Auzüge aus einem aktuellen Bericht des Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung: “ Die Fortschreibung der qualifikationsspezifischen Arbeitslosenquoten ist schwierig geworden. Denn die Veränderungen in den Datengrundlagen seit 2005 lassen Rückschlüsse auf die zeitliche Entwicklung des qualifikationsspezifischen Arbeitsmarkt geschehens kaum mehr zu. So wird der im Mikrozensus festgestellte Anstieg der Erwerbstätigenzahlen insbesondere bei den Geringqualifizierten durch andere Statistiken nicht gestützt. Auch die Arbeitslosenzahlen nach Qualifikation müssen vorsichtig interpretiert werden. Denn seit der Hartz-IV-Reform werden mehr erwerbsfähige Personen in der Arbeitslosenstatistik erfasst als vorher. Dies führte bei den Geringqualifizierten zu einem überdurchschnittlichen Anstieg der Zahl an registrierten Arbeitslosen. Trotz aller methodischen Vorbehalte ist die Fortschreibung der qualifikationsspezifischen Arbeitslosenquoten auf gesamtdeutscher Ebene vertretbar. Dabei bestätigt sich der langfristige Trend einer zunehmenden Spreizung der Arbeitsmarktrisiken zwischen oben und unten. Geringqualifizierte sind bereits seit langem eine der Hauptproblemgruppen am Arbeitsmarkt. Durch die Hartz-IV-Reform ist ihre schwierige Situation noch besser sichtbar geworden. Vieles spricht dafür, dass es künftig nicht gerade einfacher werden dürfte, sie zu integrieren. Hier sind Bildungs-, Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik gleichermaßen gefordert. QUALIFIKATIONSSPEZIFISCHE ARBEITSLOSENQUOTEN NEU INTERPRETIERT Um lange Zeitreihen für die Gebiete der beiden früheren deutschen Staaten aufbauen zu können, musste Berlin nach West und Ost unterteilt werden. Diese Trennung ist aus datentechnischen Gründen heute jedoch kaum noch möglich und historisch wohl auch überholt. Deshalb wird Berlin nunmehr komplett den Neuen Bundesländern zugeordnet. Diese Gebietsstandsänderung wirkt sich aber auf die Qualifikationsstruktur aus. Gestiegen ist dadurch insbesondere der Anteil der gering qualifizierten Bevölkerung im Osten. Denn Ausbildungslosigkeit ist im Westen nach wie vor weiter verbreitet als im Osten. Wenn die mehr als 2 Mio. Westberliner (mit ihren höheren „Ungelernten-Anteilen“) nun den gut 14,5 Mio. Bürgern in den Neuen Ländern (inkl. Berlin-Ost) zugerechnet werden, muss dies zwangsläufig zu einem Anstieg der „Ungelernten“ in Ostdeutschland führen. So stieg zwischen 2004 und 2005 nicht nur die Zahl der geringqualifizierten Arbeitslosen im Osten um fast 100.000, sondern auch die der Erwerbstätigen um knapp 300.000. Dadurch reduzierte sich deren Arbeitslosenquote von 51 Prozent im Jahr 2004 auf 41 Prozent in 2005. Die Gebietsstandsänderung muss also insbesondere bei der Interpretation der Ergebnisse für Ostdeutschland berücksichtigt werden. Auf gesamtdeutscher Ebene hingegen ist die Fortschreibung der qualifikationsspezifischen Arbeitslosenquoten vertretbar. Dabei bestätigt sich der langfristige Trend einer zunehmenden Spreizung der Arbeitsmarktrisiken zwischen den unteren und oberen Qualifikationsebenen. … … Egal in welchem Teil Deutschlands Frauen oder Männer auch leben: Immer liegen die Arbeitslosenquoten der Geringqualifizierten deutlich über denen der beruflich Qualifizierten und erst recht über dem Niveau der Akademiker. Vergleichbares zeigt sich auch bei einer Differenzierung nach Alter. In allen Altersgruppen tragen Personen ohne Berufsabschluss ein vielfach höheres Risiko, arbeitslos zu werden als solche mit Berufs- oder Hochschulabschluss. Was die Arbeitsmarktrelevanz des Lebensalters anlangt müssen einige (Vor-) Urteile revidiert werden. So zählen Ältere nicht per se zu den Problemgruppen am Arbeitsmarkt. Vielmehr spielt auch hier die Qualifikation eine entscheidende Rolle, … Größere Schwierigkeiten haben eher die Jüngeren. Dies mag auf den ersten Blick verwundern, gilt Deutschland doch als ein Land mit eher geringer Jugendarbeitslosigkeit. Dies liegt aber insbesondere an den Auszubildenden, die hier zu Lande den Status von sozialversicherungspflichtig Beschäftigten haben. Die Autoren des Kurzberichts sind jedoch der Ansicht, dass es sich bei der betrieblichen Lehre nur um eine Ausbildungsalternative unter vielen anderen handelt. Sie sollte deshalb dem Bildungssektor zugeordnet werden und nicht in die Berechnung der Arbeitslosenquoten einfließen. Dann findet sich auch Deutschland mit einer Arbeitslosenquote von 19,5 Prozent bei den unter 25-Jährigen schnell in europäischen Größenordnungen wieder. Allerdings gilt es, gerade bei den Quoten der Jugendlichen immer auch die dahinter stehenden absoluten Zahlen zu berücksichtigen. … … bei Jugendlichen mit Berufsabschluss stehen hinter deren Quote von 16,7 Prozent immerhin 312.000 junge Arbeitslose. Noch ungünstiger ist das Bild bei den Jugendlichen ohne Berufsabschluss. Fast jede(r) Vierte (24,1%) davon ist arbeitslos. Das sind weitere 304.000 junge Arbeitslose, obwohl es ein breites Angebot an Fördermaßnahmen gerade für diesen Personenkreis gibt. Nach wie vor ist also der Ausbildungs- und Arbeitsmarkt für Jugendliche zu wenig aufnahmefähig. “ Der Kurzbericht steht Ihnen in vollem Textumfang im Anhang zur Verfügung.

http://www.iab.de

Quelle: IAB Kurzbericht Nr. 18

Dokumente: IAB_Kurzbericht_Der_Trend_bleibt.pdf

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