„Wir trauen den Leuten etwas zu.“

Herr Terborg, was zeichnet die Bildungsberatung aus?
Die Bildungsberatung traut jungen Zuwanderinnen und Zuwanderem etwas zu. Wenn jemand die Hochschulreife erwerben, ein Studium fortsetzen oder einen Hochschulabschluss für den Beruf nutzen will, bestärken ihn die Beraterinnen und Berater in dieser Absicht. Migrantinnen und Migranten, denen ihr soziales Umfeld oder behördliche Stellen mit Argumenten wie „zu schwierig“, „zu lange“ oder „zu teuer“ von einer Hochschullaufbahn abraten, motivieren und ermutigen wir. Die Bildungsberaterinnen und -berater sind überregional und trägerübergreifend tätig und bundesweit vernetzt. In der Beratung berücksichtigen sie auch länderspezifische Anerkennungspraktiken, Bildungswege sowie Ausbildungskosten und Fördermöglichkeiten. Sie prüfen die Verwertbarkeit vorhandener Vorbildung, leiten daraus
den effizientesten Ausbildungsweg ab und informieren über Kosten und Förderprogramme. Dazu zählt beispielsweise der „Garantiefonds Hochschule“ der Otto Benecke Stiftung e.V., zu dessen Förderung die Bildungsberatung zulässt.

Wie passt die Bildungsberatung in das Angebot der Jugendmigrationsdienste?
Traditioneller Schwerpunkt der Jugendmigrationsdienste ist die berufliche Ausbildung. Die Bildungsberatung ist ein spezialisiertes Angebot, das die Jugendmigrationsdienste um die Bereiche Abitur und akademische Laufbahn ergänzt. Die Zusammenlegung beider
Beratungsdienste hat sich bewährt. Mittlerweile arbeiten Jugendmigrationsdienste und Bildungsberatung Hand in Hand. Die Kooperation erleichtert insbesondere ausländischen Flüchtlingen den Zugang zu Beratung, Anerkennung und Bildung. Gleichzeitig führt sie den
Jugendmigrationsdiensten neue Kunden zu. Letztlich profitieren Jugendmigrationsdienste, Bildungsberatung sowie Migrantinnen und Migranten gleichermaßen von der Zusammenarbeit.

Wie entwickelt sich der Bedarf junger Menschen an der Bildungsberatung?
In 2009 wurden über 10.000 Einzelberatungen mit knapp 5.000 Zuwanderinnen und Zuwanderem aus 98 Ländern durchgeführt. 1.800 junge Zuwanderinnen und Zuwanderer wurden nach den Richtlinien des „Garantiefonds Hochschule“ gefördert. Mehr als 600 Bewerberinnen und Bewerber wurden 2009 für eine Förderung zugelassen. Können Sie Erfolge der Beratung und Förderung nachweisen? Ja, seit 2007 erfassen wir die Ausbildungsverläufe junger Menschen, die durch den „Garantiefonds Hochschulbereich“ gefördert werden. Die Erfolgsquoten in studienvorbereitenden Sprachkursen und in den Abiturkursen liegen zwischen 70 und 90 Prozent. Etwa zwei Drittel der Studierenden sind junge Frauen. Wir sind überzeugt, dass diese Erfolge auch in Folgegenerationen nachwirken und anderen Migrantinnen und Migranten zeigen: Bildung ist wertvoll, führt zu einer besseren und vor allem auch schnelleren Integration und macht erfolgreich.

Wie machen Sie auf Ihre Angebote aufmerksam?
Die Beratungsstellen informieren in Arbeitskreisen und Netzwerken. Die
Jugendmigrationsdienste, die Migrationsberatung für Erwachsene, die Jobcenter und die Grundsicherungsträger beteiligen sich als Multiplikatoren. Auch auf dem Internet-Portal der Jugendmigrationsdienste wird die Bildungsberatung vorgestellt, ebenso auf der Homepage der Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit. Zu den Bildungsabschnitten Spracherwerb, Abitur, Studium und Vorbereitung auf Erwerbstätigkeit gibt es entsprechende Flyer, die telefonisch, per E-Mail oder mit dem Bestellformular auf den oben genannten Internetseiten bestellt werden können. Für Flüchtlinge und Spätaussiedler waren die früheren „OBS-Beratungsstellen“ ein Begriff. Wir arbeiten daran, dass die Bildungsberatung unter dem Logo der Jugendmigrationsdienste einen ähnlichen Bekanntheitsgrad erlangt. “

www.jugendmigrationsdienste.de
www.obs-ev.de
www.jugend-staerken.de

Quelle: BAG KJS

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