„Perspektive Berufsabschluss“ ist ein Programm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, das durch strukturelle Veränderungen den Anteil von Jugendlichen und jungen Erwachsenen ohne beruflichen Abschluss dauerhaft senken will. 97 Projekte sollen dafür Netzwerke in zwei unterschiedlichen Förderschwerpunkten nachhaltig etablieren.
„Regionales Übergangsmanagement“ stimmt an 55 Standorten die verschiedenen bereits vorhandenen Förderangebote und Unterstützungsleistungen aufeinander ab, um Jugendlichen den Anschluss von der Schule in eine Berufsausbildung zu erleichtern.
„Abschlussorientierte modulare Nachqualifizierung“ schafft durch 42 Projekte geeignete Rahmenbedingungen, um an- und ungelernten jungen Erwachsenen mit und ohne Beschäftigung einen nachträglichen Berufsabschluss zu ermöglichen.
Am 6. und 7. Oktober 2011 veranstaltete das Bundesministerium für Bildung und Forschung die große Jahrestagung von „Perspektive Berufsabschluss“ und bot allen Projekten noch einmal die Möglichkeit zu Bestandsaufnahme, Präsentation und Austausch.
Chancengerechtigkeit bezog sich dabei nicht nur auf die beiden Querschnittsthemen „Gender Mainstreaming“ und „Cultural Mainstreaming“.
Zwei Tage lang wurde rund um die Förderschwerpunkte „Regionales Übergangsmanagement“ und „Abschlussorientierte modulare Nachqualifizierung“ informiert und diskutiert. Im Mittelpunkt der Veranstaltung, stand in diesem Jahr das Thema „Chancengerechtigkeit als bildungspolitisches Ziel“.
Erforderlich zur Erlangung von Chancengerechtigkeit ist vor allem eine Verbesserung der Informations-/Datenlage über Hilfsangebot. Hilfe beim Verstehen des Bildungssystems benötigen vor allem jüngere Menschen mit Migrationshintergrund. Es gibt eine Vielzahl von Bildungsangeboten, doch bleibt der Jugendliche bei der Frage, was das Richtige für ihn ist, häufig auf sich gestellt. Der Einsatz von Bildungsbeauftragte, die in Migratenorganisationen eingesetzt werden, trägt zur Erläuterung der Chancengerechtigkeit bei.
Fünf Fachforen diskutierten die Fragen, wei mehr Chancengerechtigkeit zu erreichen sei unter unterschiedlichen Blickwinkeln.
Inwieweit ist es eine erfolgsversprechende Zielsetzung bzw. eine angemessene Erwartung, mit den Mitteln des Regionalen Übergangsmanagements einen substanziellen Beitrag zur Herstellung von mehr Bildungsgerechtigkeit in Deutschland leisten zu wollen? Welche Phänomene sozialer und geschlechtsspezifischer Ungleichheit bei der Berufswahl und beim Übergang von der Schule in den Beruf können überhaupt als Ausdruck mangelnder Bildungsgerechtigkeit gelten udn sind mit den Mitteln des Regionalen Übgergangsmanagments zu beeinflussen? Und – last but not least – welche Lösungsstrategien erscheinen angesichts einer empirisch gestützten Diagnose der Probleme als aussichtsreich bzw. welche ausgetretenen Pfade sollte man vielleicht besser verlassen?
## Forum 2 – Regionales Übergangsmanagement als bildungspolitische Koordinierungsstrategie: Kooperationen von Programmen zur Verbesserung der Übergänge von der Schule in Berufsausbidung
Mit gutem Grund wurde im Programm „Perspektive Berufsabschluss“ die gestaltende und koordinierende Rolle für die Umsetzung des Regionalen Übergangsmanagements bei den Kommunen und Landkreisen gesehen. Dort sind die Akteure vor Ort, wissen um die spezifischen regionalen Bedingungen und damit auch, wo konkrete Veränderungen notwendig sind.
Eine große Anzahl von Ländern aht in den letzten Jahren der Übergangsproblematik im Rahmen ihrer Bildungspolitik verstärkte Aufmerksamkeit gewidmet. Das zeigt sich zum einen in einer Reihe von Landesprogrammen, die in diesem Bereich aufgelegt und zum Teil langfristig umgesetzt wurden und werden.
Zum anderen erkennt eine Reihe von Bundesländern die wichtige Funktion von regionaler Koordinierung im Bereich des Übergangs Schule-Beruf an. Dennoch zeigen Erfahrungen aus der Förderinitiative „Regionales Übergangsmanagement“, dass dafür eine gute Abstimmung zwischen den unterschiedlichen Landesressorts, die mit Fragen des Übergangs befasst sind, vonnöten ist. Das gilt auch für die Zusammenarbeit zwischen dem Land und der zuständigen Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit.
Es hat sich trotz aller oftmals existierenden Schwierigkeiten (wie schlechte Abstimmung, mangelnde Ressourcenausstattung) gezeigt, dass eine gute Zusammenarbeit zwischen den Ländern und Kommunen/Landkreisen möglich ist und sowohl die Landespolitik regionale Initiativen für Übergangsmanagement befördern als auch umgekehrt Regionales Übergangsmanagement wichtige Impulse für die Landespolitik liefern kann.
## Forum 3 – Beteiligung an beruflicher Bildung erhöhen: Interkulturelle Netzwerke zur Erschließung der Potentiale von (jungen) Menschen mit Migrationsgeschichte
Cultural Mainstreaming wird als zentrales Querschnittsthema auf allen Aktionsebenen des Programms berücksichtigt. die 97 geförderten Projekte verfolgen zwar keine ausschließlich auf die Zielgruppe der Menschen mit Migrationsgeschichte ausgerichtete Strategie, orientieren sich aber generell am individuellen handlungsbedarf – dies umfasst natürlich auch Aspekte unterschiedlicher kultureller Sozialisation und Prägung.
Vorgestellt werden Ansätze, die darauf abzielen, Bildungsintegration durch die Stärkung interkultureller Bildungsnetzwerke und die Einbindung von (ethnischen) Medien zu verbessern. Zwei programmübergreifende Begleitprojekte und deren Strategien zur Verbesserung der Bildungsintegration stehen im Mittelpunkt des Forums.
Seit dem Jahr 2009 wird von der MOZAIK gGmbH, Bielefeld, das Begleitprojekt „Mit MigrantInnen für Migrantinnen-Interkulturelle Kooperation zur Verbesserung der Bildungsintegration“ programmübergreifend in acht Pilotregionen unter Einbeziehung von zehn Projekten durchgeführt. Ziel ist die Stärkung des Empowerments von Migrantinnen und Migranten durch die Entwicklung und Förderung von interkulturellen Vertretungsstrukturen und des Selbsthilfepotenzials. Der Aufbau interkultureller Netzwerke wird vorangetrieben und Migrantenorganisationen werden beraten, sich strukturell so zu formieren, dass sie als gleichberechtigte partnerschaftliche Interessenvertretung in den regionalen thematischen Netzwerken mitarbeiten können. Aus den Migrantenorganisationen kommende „Bildungsbeauftragte“ werden in ihren Regionen bzw. Kommunen als ehrenamtliche Beratende für Menschen mit Migrationsgeschichte eingesetzt und fungieren als Vermittelnde zu den Beratungsstellen der Regeleinrichtungen.
„Bildung ist Zukunft – biz“ unter diesem Titel führt das Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI), Essen, seit Juli 2010 ein Projekt durch, das die Einbeziehung von türkischsprachigen Medien in den Prozess der Bildungsintegration zum Ziel hat. Im Februar 2011 wurde eine Kooperation mit führenden türkischsprachigen Medien vereinbart, die in einem Netzwerk zusammenarbeiten, um verstärkt Bildungsfragen aufzugreifen und Bildungsthemen, an den Rezeptionsgewohnheiten von Medienkonsumenten orientiert, zu vermitteln. In den für die türkische Community wichtigen Medien soll an konkreten Beispielen über die in Deutschland bestehenden Bildungschancen berichtet und über Bildungs- und Ausbildungswege informiert werden.
## Forum 4 – Fachkräftebedarf von Unternehmen sichern: Mit Nachqualifizierung Personalentwicklung An- und Ungelernter betreiben
Der Fachkräftebedarf in Deutschland ist mittlerweile ein Dauerthema in Wirtschaft und Politik.
Man muss jedoch gar nicht in die Zukunft blicken, bereits heute finden nicht alle Unternehmen die Fachkräfte, die sie brauchen. In einigen Branchen – wie etwa den Gesundheits-, Sozial- und MINT-Berufen – und in einigen Regionen sind Fachkräfteengpässe zu beobachten. Für die beriebliche Personalaus- und weiterbildung stellt die demografische Entwicklung eine große Herausforderung dar. In den betroffenen Branchen und Regionen reichen die bisherigen Ausbildungs- und Rekrutierungswege immer weniger aus, um die benötigten Fachkräfte zu gewinnen.
Um den Fachkräftebedarf in Deutschland auch in Zukunft decken zu können, müssen daher alle Arbeitskräftepotenziale genutzt werden. Trotz aller Erfolge der dualen Ausbildung bleiben rund 15% der jugen Erwachsenen zwischen 20 und 34 Jahren ohne einen Berufsabschluss, das sind gut 2,0 Millionen junge menschen (Berufsbildungsbericht 2011). Durch Nachqualifizierung, d.h. die Heranführung an den Abschluss eines anerkannten Ausbildungsberufs, können An- und Ungelernte zu flexibel einsetzbaren Fachkräften werden. Unternehmen erhalten damit eine weitere Möglichkeit zur Fachkräftegewinnung.
Damit Nachqualifizierung Eingang in die betriebliche Personalentwicklung findet, brauchen Betriebe – insbesondere kleine und mittelständische – in der Regel einen Bildungsdienstleister als Kooperationspartner, der sie bei der Planung und Durchführung der Qualifizierung unterstützt. Um An- und Ungelernte Schritt für Schritt zum Berufsabschluss führen zu können, sind individuelle betriebsnahe Qualifizierungsangebote erforderlich.
Solche abschlussorientierten modularen Nachqualifizierungsangebote sind jedoch auf dem regionalen Bildungsmarkt bisher kaum verfügbar. Daher werden im BMBF-Programm „Perspektive Berufsabschluss“ im Netzwerk der regionalen Bildungsanbieter und Betriebe zusammen mit weiteren relevanten regionalen Akteuren maßgeschneiderte Nachqualifizierungsangebote für die jeweiligen Regionen entwickelt.
## Forum 5 – Erwachsene auf dem Weg zum Berufsabschluss: Berufliche Kompetenzen feststellen, dokumentieren, anerkennen
Viele Wege führen nach Rom – das gilt im übertragenen Sinne auch für den Berufsabschluss. Nach wie vor ist die duale Ausbildung für die meisten jungen Menschen der „normale“ Weg in die Berufstätigkeit und die Basis für die weitere berufliche Entwicklung.
Doch noch immer ist der Anteil derjenigen Menschen sehr hoch, denen der direkte Weg zum Berufsabschluss aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich war. Eine zweite Chance dazu bietet ihnen die Externenprüfung, d.h. die Abschluss-/Gesellenprüfung in besonderen Fällen für externe Teilnehmer ohne reguläre Berufsausbildung.
Diese Möglichkeit ist jedoch vielen Menschen noch nicht bekannt. Durch die Förderinitiative „Abschlussorientierte modulare Nachqualifizierung“ im BMBF-Programm „Perspektive Berufsabschluss“ konnten bedarfsgerechte Unterstützungsstrukturen für die berufliche Nachqualifizierung in den Projektregionen auf- und ausgebaut werden.
Eine wichtige Schnittstelle ist hierbei die Zulassung zur Externenprüfung durch die zuständigen Stellen. Im gesamten Zulassungsprozess spielen Kompetenzfeststellungsverfahren im weitesten Sinne eine wichtige Rolle. Das betrifft zum einen die zuständigen Stellen, wenn beispielsweise vorgelegte Tätigkeitsnachweise nicht aussagefähig genug sind und festgestellt werden soll, ob ein Antragsteller berufsrelevante Tätigkeiten ausführen kann. Zum anderen sind sie für die Träger der Nachqualifizierung erforderlich, um zunächst im Rahmen einer Kompetenzbilanzierung den Nachqualifzierungsbedarf zu ermitteln und nachfolgend in einem weiteren Schritt auch die in der Nachqualifizierung erworbenen Kompetenzen festzustellen und zu dokumentieren. Damit können die oft noch fehlenden Nachweise für die Zulassung zu Externenprüfung erbracht werden. „
http://www.perspektive-berufsabschluss.de/
http://www.perspektive-berufsabschluss.de/de/712.php
Quelle: BMBF