Welche Maßnahmen unterstützen junge Arbeitslose erfolgreich?

Auszüge aus dem IAB-Kurzbericht Wovon junge Arbeitslose im SGB II am meisten profitieren von Juliane Achatz, Sonja Fehr, Brigitte Schels und Joachim Wolff:
“ … In den Jahren 2005 und 2006, dem Bezugszeitraum der Studie, waren im Jahresmittel rund 700.000 junge Menschen bis zum Alter von 30 Jahren arbeitslos registriert und bezogen Arbeitslosengeld II. …

18- bis 30-jährige Arbeitslosengeld-II-Empfänger nehmen sehr häufig an Angeboten aktiver Arbeitsmarktpolitik teil. Eignungsfeststellungs- und Trainingsmaßnahmen (kurz Trainingsmaßnahmen) und Arbeitsgelegenheiten in der Mehraufwandsvariante (im allgemeinen Sprachgebrauch meist als „Ein-Euro-Jobs“ oder „Zusatzjobs“ bekannt), wurden für diesen Personenkreis besonders häufig eingesetzt.

So haben im Jahr 2006 rund 240.000 junge Arbeitslose Ein-Euro-Jobs begonnen und 103.000 eine schulische Trainingsmaßnahme sowie 89.000 eine betriebliche Trainingsmaßnahme (im Folgenden auch Praktikum genannt). Während der Anteil der 18- bis 30-Jährigen am Arbeitslosenbestand im Jahr 2006 bei etwa 25 Prozent lag, belief sich ihr Anteil an den Eintritten in Ein-Euro-Jobs auf rund 34 Prozent; bei schulischen Trainingsmaßnahmen waren es etwa 40 Prozent und bei betrieblichen Trainingsmaßnahmen fast 48 Prozent.

Obwohl die Zahl der 18- bis 30-jährigen Arbeitslosen in der Grundsicherung bis 2010 auf durchschnittlich rund 500.000 zurückging, kommt den Fördermaßnahmen weiter eine hohe Bedeutung zu: Die Neuzugänge 18- bis 30-Jähriger in Ein-Euro-Jobs lagen im Jahr 2010 bei etwa 200.000. Da Trainingsmaßnahmen, aber auch andere Maßnahmen im Jahr 2009 durch die „Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung“ abgelöst wurden, können die Förderzahlen über die Jahre hinweg nur mit Einschränkungen verglichen werden. Auf Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung entfielen insgesamt rund 373.000 Zugänge im Jahr 2010, rund 93.000 davon waren Maßnahmen bei einem Arbeitgeber, die mit den betrieblichen Trainingsmaßnahmen vergleichbar sind.

Je nach ihrer familiären Situation und ihrer beruflichen Qualifikation bringen junge Erwachsene unterschiedliche Voraussetzungen für eine Arbeitsmarktintegration mit. Trainingsmaßnahmen und Ein-Euro-Jobs sollen vorrangig ihre Erwerbs- und Einkommenschancen verbessern, die Förderangebote zielen jedoch auf verschiedene Problemlagen. Betriebliche und schulische Trainingsmaßnahmen sind Qualifizierungsmaßnahmen für Arbeitslose, die in erster Linie einen kurzfristigen Anschub ihrer Erwerbsintegration benötigen. Zu unterscheiden sind betriebliche Praktika und schulische Qualifizierung in Bewerbungstrainings oder berufspraktischen Kursen. Die Teilnahme an einer Trainingsmaßnahme dauert zwischen wenigen Tagen und bis zu zwölf Wochen. Ein-Euro-Jobs sind dagegen geförderte Beschäftigungsmaßnahmen im öffentlichen Sektor von gewöhnlich sechs Monaten Laufzeit und einem Arbeitsumfang, der in der Regel bei 30 Stunden pro Woche liegt. Sie zielen darauf ab, die Beschäftigungsfähigkeit von Arbeitslosengeld-II-Empfängern mit besonders geringen Erwerbschancen zu erhöhen. Möglicherweise bieten sie jungen Arbeitslosen einen größeren zeitlichen Spielraum als andere Angebote, um Arrangements zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu finden. Sowohl Trainingsmaßnahmen als auch Ein-Euro-Jobs können auch genutzt werden, um die Verfügbarkeit der Arbeitslosen für den Arbeitsmarkt zu prüfen. …

Beschäftigungswirkungen der untersuchten Maßnahmen
Können nun die mittelfristigen Beschäftigungschancen von alleinstehenden jungen Männern und Frauen, jungen Erwachsenen in Partnerschaften oder mit Kindern eher durch betriebliche Trainingsmaßnahmen, durch schulische Trainingsmaßnahmen oder durch Ein-Euro-Jobs verbessert werden? …

Im Anschluss an eine betriebliche Trainingsmaßnahme konnten sich durchweg mehr 18- bis 30-Jährige in einem ungeförderten versicherungspflichtigen Job etablieren als ohne Förderung. … Darüber hinaus zeigt sich, dass vor allem junge Erwachsene mit Partner und Kind(ern) von einer betrieblichen Förderung profitieren – wobei die Frauen mit Partner und Kind(ern) besonders gut abschneiden. Dagegen sind die Beschäftigungsgewinne für Teilnehmer an schulischen Trainingsmaßnahmen und Ein-Euro-Jobs gering bzw. nur für Teilgruppen vorhanden. Lediglich Frauen ohne Kinder sowie alleinstehende Männer können von schulischen Trainingsmaßnahmeteilnahmen statistisch signifikant profitieren. …

Fazit
Die Ergebnisse belegen, dass betriebliche Trainingsmaßnahmen die Beschäftigungschancen von 18- bis 30-jährigen Teilnehmenden besonders stark erhöhen und zwar unabhängig davon, ob sie allein leben oder mit Partner bzw. mit Partner und Kind(ern) eine Bedarfsgemeinschaft bilden. Insgesamt weisen die Befunde darauf hin, dass es in betrieblichen Trainingsmaßnahmen besser als in schulischen Trainingsmaßnahmen und in Ein-Euro-Jobs gelungen ist, den ausgewählten Teilnehmern den Weg in den Arbeitsmarkt zu ebnen.

Hierfür bieten sich mehrere Erklärungen an: Erstens können sich die jungen Arbeitslosen in den ausgewählten Einsatzbetrieben beweisen, sodass sie schließlich in ein Arbeitsverhältnis übernommen werden (Klebeeffekt). In den schulischen Angeboten fehlt den Teilnehmenden dagegen der unmittelbare Kontakt zu Arbeitgebern und in der Zusatzjob-Förderung fehlt ihnen der Kontakt zu Arbeitgebern, bei denen die Übernahme in ein ungefördertes Arbeitsverhältnis wahrscheinlich ist. Zweitens können die Betriebe das Kurzzeitpraktikum gezielt einsetzen, um Bewerber, die sie bereits im Vorfeld als potenzielle Mitarbeiter ausgesucht haben, im Sinne einer verlängerten „Probezeit“ zu prüfen oder einfach ohne Entlohnung zu beschäftigen. Sofern dieser Mitnahmeeffekt eine wichtige Rolle spielt, überzeichnen die
Befunde die tatsächliche Wirkung der betrieblichen Trainingsmaßnahmen. Drittens zeigt sich, dass an den betrieblichen Trainingsmaßnahmen vorwiegend junge Arbeitslose mit besseren Beschäftigungschancen teilnehmen. Sind dies zugleich diejenigen mit einer hohen Erwerbsmotivation, dürften sich die Geförderten stärker unmittelbar um eine Beschäftigung bemühen als junge Erwachsene in schulischen Trainingsmaßnahmen und Ein-Euro-Jobs. …

Eine Förderung durch betriebliche Praktika schneidet im Maßnahmenvergleich möglicherweise auch deshalb besser ab, weil sie in typischen Beschäftigungsfeldern von Frauen angeboten werden. Doch sind gerade dies auch Tätigkeiten, in denen die Frauen im Anschluss an die betriebliche Förderung vielfach keine ausreichend hohen Löhne erzielen, um eine Existenzsicherung der Bedarfsgemeinschaft zu erreichen. Dagegen ist es offensichtlich für die arbeitslosen Männer ein geringeres Problem, nach einer Maßnahmeteilnahme ein ausreichendes Erwerbseinkommen für die Familie zu erzielen. Ein Grund dafür kann in der noch traditionellen Arbeitsteilung in einigen Familien liegen und der daran ausgerichteten Angebotsstruktur am Arbeitsmarkt: Männer mit Familie arbeiten eher Vollzeit, weil sie entweder keine Teilzeitstelle wollen oder finden. Frauen suchen und finden indes eher Teilzeitbeschäftigungen, wenn sie Familie und Erwerbstätigkeit vereinbaren müssen. Diese Beobachtung muss nicht allein auf das Verhalten oder die Vorstellungen der Paare zurückzuführen sein. Sie kann auch auf die Haltung einiger Arbeitgeber und/oder eines Teils des Betreuungspersonals in den Jobcentern zurückgehen. … „

Die Studie in vollem Textumfang entnehmen Sie bitte aufgeführtem Link.

http://doku.iab.de/kurzber/2012/kb0612.pdf

Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)

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