Alle Ausbildungspotentiale fördern

Auszüge aus dem bildungspoltisichem Positionspapier der Grünen und des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks:
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Die demografische Entwicklung stellt Deutschland vor große gesellschafts- und wirtschaftspolitische Herausforderungen. Die rückläufige Einwohnerzahl und eine Verschiebung im Altersaufbau werden sich in den kommenden Jahrzehnten deutlich auf das Beschäftigungs- und Bildungssystem in Deutschland auswirken. …

Diese Entwicklungen haben in verschiedenen Wirtschaftsbereichen, Berufen und Regionen bereits zu einem Fachkräftemangel geführt. Um diesem Trend entgegen zu wirken, müssen weitere Zielgruppen – insbesondere Migranten und Migrantinnen sowie Altbewerber und Altbewerberinnen – als Potenziale für die Fachkräftesicherung erschlossen werden. Gleichzeitig gilt es, die Ausbildungsreife und Berufsorientierung der Jugendlichen zu verbessern, um ihnen den Übergang von der Schule in die duale Berufsausbildung zu erleichtern.

STELLENWERT DER DUALEN BILDUNG

Die Stärken der dualen Berufsausbildung sind die Verankerung der Qualifizierung in der betrieblichen Praxis, die Ausrichtung von Ausbildungsinhalten und Prüfungsanforderungen an bundesweit einheitliche Standards, die öffentlich-rechtliche Prüfung vor der zuständigen Stelle sowie die Orientierung der Ausbildungsziele an nachhaltiger Arbeitsmarktfähigkeit. …

Ein wesentliches Merkmal der dualen Ausbildung ist das Berufsprinzip, das durch seinen ganzheitlichen Ansatz die steigenden Kompetenzanforderungen im Arbeitsprozess berücksichtigt und die berufliche Mobilität der Fachkräfte sicherstellt. …

GLEICHE STARTCHANCEN SCHAFFEN: VORBERUFLICHE BILDUNG OPTIMIEREN
Kompetenzentwicklung und Bildungserfolg hängen in Deutschland stark von der sozialen Herkunft ab. Daher brauchen insbesondere Kinder aus bildungsfernen Familien schon deutlich vor der Einschulung Unterstützungs- und Förderangebote sowie eine qualifizierte Begleitung und Beratung beim Übergang zwischen den Bildungsabschnitten.

QUALITÄT DES ALLGEMEINBILDENDEN SCHULSYSTEMS WEITER VERBESSERN ## Über offene Ganztagsschulen hinaus ist das Angebot eines qualitativ hochwertigen, ganztägig curricularen Schulangebots mit einer entsprechenden Rhythmisierung des Unterrichts flächendeckend auszubauen. Damit werden in Verbindung mit einer entsprechenden Anpassung der Lehr- und Lernmethoden sowie individueller Förderung die Voraussetzung für eine Sicherung der Ausbildungsreife auch benachteiligter Kinder und Jugendlicher geschaffen.
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## Durch eine frühzeitige Potenzialanalyse und in Verbindung mit einer an den individuellen Kompetenzen ausgerichteten Berufsorientierung können Ausbildungsreife und Berufswahlkompetenz verbessert und damit
Ausbildungsabbrüche reduziert werden. Eine praxisnahe Berufsorientierung – unterstützt durch die Wirtschaft – für Schüler und Schülerinnen an allen weiterführenden allgemeinbildenden Schulformen ist als fester Teil in den Unterricht und daher auch in die Lehramtsaus- und -fortbildung zu integrieren.
## Eine umfassende, praxisnahe Reformierung der Lehreraus- und -weiterbildung ist notwendig. Eine wirklich durchgreifende Qualitätsverbesserung an den Schulen kann nur gelingen, wenn die Rolle der Lehrer und
Lehrerinnen entsprechend den heutigen Herausforderungen definiert wird und die erforderlichen Unterstützungssysteme für die Bewältigung dieser neuen Aufgaben bereit stehen. Leistungsorientierte
Anreizmodelle müssen auch bei der Entlohnung der Lehrkräfte zum Tragen kommen.
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## Ein inklusives Schulsystem ist anzustreben, auch weil es die Sozialkompetenz aller Schülerinnen und Schüler fördert und mehr Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf zu qualifizierten
Abschlüssen führen wird. Dies sichert zusammen mit der in HwO und BBiG enthaltenen Möglichkeit, die Inhalte von Ausbildungsgängen an die besonderen Fähigkeiten von Menschen mit Behinderungen anzupassen, diesen Jugendlichen den Einstieg in eine Ausbildung. Davon profitieren sowohl die Betriebe als auch die neu gewonnenen Auszubildenden.
FACHKRÄFTEBEDARF SICHERN: FÖRDERN ALLER AUSBILDUNGSPOTENTIALE
Der rasche technologische Wandel, der demografiebedingte Bewerberrückgang und der sich verschärfende nationale wie auch internationale Wettbewerb stellen das System der Beruflichen Bildung bei der Sicherung des Fachkräftebedarfs vor große Herausforderungen. Daher muss zum Einen die duale Aus- und Weiterbildung an Attraktivität für leistungsstarke Schulabsolventen gewinnen. Zum Anderen müssen Jugendliche, denen kein unmittelbarer Übergang in die betriebliche Ausbildung gelingt, Ausbildungsperspektiven erhalten. …

ÜBERGÄNGE ERLEICHTERN. ## Der bisherige Übergangsbereich zwischen der allgemeinbildenden Schule und der dualen
Ausbildung ist zu reformieren und effizienter zu gestalten. Notwendige Vor-Qualifizierungsschritte müssen auf den zeitnahen Einstieg in eine Regelausbildung ausgerichtet werden. Die betriebsnahe Berufsausbildungsvorbereitung muss sich an durch die Sozial- und Wirtschaftspartner entwickelten, bundeseinheitlichen und von den Ausbildungsordnungen abgeleiteten Qualifizierungsbausteinen ausrichten. Ziel
ist es, ein vom betrieblichen Ausbildungsbereich anerkanntes Qualitätsniveau zu erreichen und damit den Übergang in eine duale Berufsbildung fließend zu ermöglichen. Einstiegsqualifizierungen können hier
als Good-Practice-Beispiele dienen.
## Eine qualifizierte Beratung und Betreuung im Rahmen einer individuellen Förderplanung soll die Ausrichtung der Qualifizierungsschritte am persönlichen Unterstützungsbedarf und den nahtlosen Übergang
in betriebliche Ausbildung sicherstellen. Ziel muss es sein, durch eine konsequente Anwendung von bundeseinheitlichen Ausbildungsbausteinen und einen obligatorischen Besuch der Berufsschule für ausbildungsreife Jugendliche, die dennoch nicht direkt in die Regelausbildung einmünden, die Voraussetzungen für eine systematische zeitliche Anrechnung auf eine anschließende betriebliche Ausbildung zu schaffen.
## Der Übergang von außerbetrieblichen Qualifizierungsmaßnahmen in eine betriebliche Berufsausbildung muss jederzeit möglich und vorrangiges Ziel sein. Dafür ist weiterhin für ein hohes Ausbildungsengagement
der Betriebe zu werben.
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## Die bestehenden überbetrieblichen Ausbildungsstätten sollen in die Lage versetzt werden, der jeweiligen technischen und ökonomischen Entwicklung Rechnung zu tragen. Notwendige Umstrukturierungsprozesse sollen unterstützt werden, damit auch bei Bedarf zusätzliche Ausbildungsplätze nach dem dualen Prinzip mit hohen
betrieblichen Anteilen angeboten werden können. …
INTEGRATION VON MIGRANTINNEN UND MIGRANTEN IN DAS BERUFSBILDUNGSSYSTEM UND DEN ARBEITSMARKT VERBESSERN
Zur Sicherung des zukünftigen Fachkräftebedarfs setzt das Handwerk seit vielen Jahren auch auf Migrantinnen und Migranten. Sie sind nicht nur geschätzte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ihre interkulturellen Fähigkeiten leisten auch einen Beitrag zur Kreativität und Innovationsfähigkeit der Betriebe sowie zur Erschließung neuer Kundenpotenziale im In- und Ausland. Vor allem kleinen und mittleren Unternehmen sind das individuelle Potenzial und der Wert interkultureller Fähigkeiten von Menschen mit Migrationshintergrund noch stärker als bisher bewusst zu machen. ## Zur Unterstützung der Integration von Migranten und Migrantinnen in den Arbeitsmarkt
und zur Wertschätzung mitgebrachter Qualifikationen ist ein transparenter, leicht zugänglicher und valider Prozess zur Bewertung von im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen zu entwickeln.
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## Soweit bei den Vergleichsprüfungen Qualifikationsdefizite zu einem konkreten Referenzabschluss
festgestellt werden, sollen erforderliche Anpassungsqualifizierungsangebote unterbreitet und bedarfsgerecht gefördert werden.
## Die Qualitätsanforderungen des deutschen Berufsbildungssystems bilden dabei immer die Grundlage.
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Das Positionspapier in vollem Textumfang entnehmen Sie bitte dem Anhang.

Quelle: Bündnis 90/Die Grünen – MdB Kai Gehring

Dokumente: Bildungspolitsches_Positionspapier_Bue90_Gruene_BTF_und_ZDH.pdf

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