Benachteiligte Kinder und Jugendliche brauchen eine andere Jugendpolitik

Eine europaweite Studie untersuchte die Lebenslagen benachteiligter Kinder und Jugendlicher mit dem Fazit: Die Politik tut zu wenig. Ziel der Studie „Soziale Integration von jungen Menschen am Rande der Gesellschaft: Mehr Möglichkeiten, bessere Zugänge und größere Solidarität“ war es, einen Überblick über die Gründe für prekäre Lebenslagen von Kindern und Jugendlichen und forschungsbasierte Empfehlungen zu geben. Dabei wurden entsprechende bzw. bestätigende Befunde quer durch die EU gefunden. Auch wenn die Politik, Bildungs- und Beschäftigungssysteme sowie Zuständigkeiten in den jeweiligen Ländern voneinander abweichen, bleiben unterm Strich die Gründe für prekäre Lebenslagen gleich.

Wie definiert sich eigentlich „benachteiligt“? Eine Schwierigkeit für die Forschung

Die Studie, die im Auftrag der Europäischen Kommission von Prof. Dagmar Kutsar aus Estland und Prof. Helena Heleva aus Finnland durchgeführt wurde, hatte mit dem Problem der Definition von, „Benachteiligung“ zu kämpfen. Forscherinnen und Forscher definieren als „benachteiligt“ solche Kinder und Jugendliche, die kaum Rückhalt durch die Familie erfahren oder aus dysfunktionalen, armen oder sozial isolierten Familien und/oder solchen mit geringen Kenntnissen der Landessprache stammen, die heimatlos sind, ethnischen Minderheiten angehören oder einen Migrationshintergrund haben, geringe persönliche Ressourcen besitzen, das heißt, die Schule abgebrochen oder ohne Abschluss beendet haben, geringe Ambitionen für weiterführende Bildungswege aufweisen, abhängig von sozialstaatlichen oder wohltätigen Leistungen sind und die allesamt Schwierigkeiten haben beim Übergang von der Kinder- und Jugendzeit in ein „unabhängiges Leben“.

Die Definition dieser Bevölkerungsgruppen ist wesentlich: Nur dann, wenn man weiß, wen man meint, kann man auch gezielt Politik für diese Kinder und Jugendlichen machen. So plädieren die Autorinnen für einheitliche Definitionen und wissenschaftlich fundierte Beschreibungen sowie für europaweite Indikatoren.

Lebenschancen vor allem abhängig vom politischen Kontext

Als positiv bewerten die Forscherinnen früh ansetzende Bildungsprogramme wie Vorschulangebote. Gezielte Interventionen können die biografischen Hindernisse von Kindern kompensieren. Hervorgehoben werden gemeinwesenorientierte informelle und nicht formale Angebote, die sich an Kinder und Jugendliche mit und ohne Migrationshintergrund richten.

Die Autorinnen der Studie ziehen das Fazit, dass die Lebenschancen der Jugendlichen mit benachteiligendem Hintergründen vor allem abhängig vom politischen Kontext sind, also von der Wohlfahrts-, Beschäftigungs-, Bildungs-, Wohnungs- und anderer Politik der jeweiligen Länder.

Quelle: JugendpolitikinEuropa

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