Situation jüngere Menschen ohne Berufsabschluss

Auszüge aus der Publikation der BA „Der Arbeitsmarkt in Deutschland – Jüngere Menschen ohne Berufsabschluss“:

Überblick: Menschen ohne Berufsabschluss
Der Wandel zu einer dienstleistungs- und wissensbasierten Ökonomie stellt für die stabile Erwerbsbeteiligung von Menschen ohne eine abgeschlossene Berufsausbildung eine große Herausforderung dar. Das gilt insbesondere für jüngere Menschen, die das übliche Ausbildungsalter bereits hinter sich haben, dem Arbeitsmarkt aber noch viele Jahre zur Verfügung stehen werden. Hier zeigen sich je nach Qualifikationsniveau große Unterschiede in den Arbeitsmarktchancen.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts hatten im Jahr 2011 1,5 Millionen (16 Prozent) jüngere Menschen im Alter von 25 bis unter 35 Jahren keinen berufsqualifizierenden Abschluss und waren nicht in Ausbildung. Dabei zeigen sich große regionale Unterschiede. Diese sind aktuellen, unveröffentlichten Analysen des IAB zufolge vor allem auf Zuwanderungseffekte zurückzuführen. Das zeigt sich auch am regionalen Anteil jüngerer Menschen ohne Berufsabschluss an den Beschäftigten und an den Arbeitslosen. Der Anteil von Menschen ohne Berufsabschluss an den jüngeren Arbeitslosen reicht von 30 Prozent in Thüringen bis zu 61 Prozent in Bremen, ihr Anteil an den jüngeren Beschäftigten von 5 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern bis 14 Prozent in Nordrhein-Westfalen. …

Jüngere Menschen ohne Berufsabschluss in Deutschland
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts lebten im Jahr 2011 in Deutschland 9,8 Millionen jüngere Menschen im Alter von 25 bis unter 35 Jahre. Davon hatten 1,5 Millionen (16 Prozent) bisher keinen berufsqualifizierenden Abschluss erworben und waren aktuell nicht in Schule, Studium oder Ausbildung. Auch von den 54,0 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter (15 bis unter 65 Jahre) waren 17 Prozent (7,9 Millionen) ohne Berufsabschluss und zugleich nicht in Schule, Studium oder Ausbildung. …

Junge Frauen ohne Berufsausbildung sind deutlich schlechter in den Arbeitsmarkt integriert als junge Männer. Während knapp 70 Prozent der Männer nach Angaben des Statistischen Bundesamtes erwerbstätig sind, geht nur knapp jede zweite Frau ohne abgeschlossene Berufsausbildung einer Erwerbstätigkeit nach. 334.000 junge Frauen ohne Berufsausbildung sind weder erwerbstätig noch auf der Suche nach einer Erwerbstätigkeit. Hier dürfte die Betreuung und Erziehung der eigenen Kinder eine Rolle spielen. …

Ein Viertel der jüngeren Menschen von 25 bis unter 35 Jahren (2,5 Millionen) hatte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Jahr 2011 einen Migrationshintergrund. Anteile junger Menschen ohne Berufsabschluss sind in der Bevölkerung mit Migrationshintergrund doppelt so hoch wie in der Gesamtbevölkerung. Im Jahr 2011 hatten 35 Prozent der jüngeren Frauen und 32 Prozent der jüngeren Männer keinen beruflichen Bildungsabschluss. …

Arbeitslosigkeit jüngerer Menschen ohne Berufsabschluss
Im April 2013 hatten 330.000 der jüngeren Arbeitslosen keinen berufsqualifizierenden Abschluss, das war fast jeder Zweite der 718.000 arbeitslosen Jüngeren. Insgesamt konnten 1,3 Millionen der 3,0 Millionen Arbeitslosen weder ein abgeschlossenes Studium noch den Abschluss einer schulischen oder betrieblichen Berufsausbildung vorweisen.

Die Arbeitslosigkeit jüngerer Menschen ohne Berufsabschluss und jüngerer Fachkräfte hat sich in den vergangenen zehn Jahren sehr unterschiedlich entwickelt: Während die Zahl der arbeitslosen jüngeren Fachkräfte gegenüber April 2003 um 44 Prozent auf 356.000 zurückgegangen ist, ist die Zahl arbeitsloser jüngerer Menschen ohne Berufsabschluss im gleichen Zeitraum nur um 6 Prozent auf 330.000 gesunken.

Damit hat sich der Anteil von Menschen ohne abgeschlossene Berufsausbildung an den arbeitslosen Jüngeren innerhalb von zehn Jahren erheblich erhöht: Waren im April 2003 noch doppelt so viele jüngere Fachkräfte wie jüngere Menschen ohne Berufsabschluss arbeitslos, so ist das Verhältnis im April 2013 nahezu bei eins zu eins.

Arbeitslose ohne Berufsabschluss nach Personenmerkmalen
Arbeitslose Jüngere ohne berufsqualifizierenden Abschluss sind häufiger männlich, Ausländer, im Rechtskreis SGB II und langzeitarbeitslos als arbeitslose jüngere Fachkräfte. Mit 56 Prozent waren im Jahresdurchschnitt 2012 über die Hälfte der jüngeren Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung Männer – gegenüber 51 Prozent Männer bei den arbeitslosen Fachkräften. Von den Arbeitslosen ohne berufsqualifizierenden Abschluss waren 27 Prozent Ausländer – von den arbeitslosen Fachkräften dagegen nur 9 Prozent. Mit 88 Prozent wurde der weit überwiegende Teil der jüngeren Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung im Rechtskreis des SGB II betreut – von den arbeitslosen jüngeren Fachkräften waren das nur 56 Prozent. Schließlich war gut ein Drittel der jüngeren Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung – aber nur ein Fünftel der jüngeren Fachkräfte – langzeitarbeitslos.

Ein besonders hoher Anteil der jüngeren arbeitslosen Ausländer, der Arbeitslosen im SGB II sowie der Langzeitarbeitslosen hat keinen berufsqualifizierenden Abschluss. Im SGB II waren 55 Prozent, im SGB III nur 21 Prozent der jüngeren Arbeitslosen ohne Berufsausbildung. Von den jüngeren arbeitslosen Ausländern waren sogar fast drei Viertel ohne (anerkannten) Berufsabschluss – von den jüngeren Arbeitslosen mit deutscher Staatsbürgerschaft dagegen nur 41 Prozent. Schließlich hatten 57 Prozent der Langzeitarbeitslosen, aber nur 41 Prozent der Kurzzeitarbeitslosen keine abgeschlossene Berufsausbildung. Zudem war knapp die Hälfte der jüngeren arbeitslosen Männer, aber nur 43 Prozent der jüngeren arbeitslosen Frauen ohne Berufsabschluss.

Arbeitslosigkeit nach Berufen
Die von jüngeren Arbeitslosen ohne Berufsabschluss angestrebten Berufe spiegeln häufig die fehlende Berufsausbildung. So werden von Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung häufig Tätigkeiten angestrebt, die keine spezifische Ausbildung voraussetzen, wie beispielsweise eine Beschäftigung als Kraftfahrzeugführer, im Objekt- und Personenschutz und im Verkauf oder in der Gastronomie.

Bezogen auf die arbeitslosen Jüngeren ohne Berufsabschluss suchten 68 Prozent eine Tätigkeit als Helfer, wogegen von den arbeitslosen Fachkräften lediglich 18 Prozent den Wunsch nach einem Helferberuf äußerten. Betrachtet man ausschließlich diejenigen jüngeren Arbeitslosen, die eine Beschäftigung als Helfer suchen, haben 76 Prozent keine abgeschlossene Berufsausbildung und 21 Prozent sind Fachkräfte.

Abgangschancen aus Arbeitslosigkeit in den ersten Arbeitsmarkt
Eine Integration in den ersten Arbeitsmarkt fällt jüngeren Arbeitslosen ohne abgeschlossene Berufsausbildung wesentlich schwerer als arbeitslosen jüngeren Fachkräften: In den vergangenen zwölf Monaten von Mai 2012 bis April 2013 konnten 173.000 jüngere Arbeitslose ohne abgeschlossene Berufsausbildung und 476.000 arbeitslose jüngeren Fachkräfte, ihre Arbeitslosigkeit zumindest zeitweise durch die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit am ersten Arbeitsmarkt beenden. Im gleichen Zeitraum sind 235.000 jüngere Menschen ohne Berufsabschluss und 561.000 Fachkräfte aus Erwerbstätigkeit am ersten Arbeitsmarkt in Arbeitslosigkeit zugegangen.

Die Abgangsrate arbeitsloser Jüngerer ohne Berufsabschluss in Erwerbstätigkeit am ersten Arbeitsmarkt lag mit 5,0 Prozent im April 2013 fast drei Mal niedriger als bei Fachkräften (13,7 Prozent). … “

statistik.arbeitsagentur.de/arbeitsmarktberichte

Quelle: Bundesagentur für Arbeit. 2013. Die Arbeitsmarktsituation jüngerer Menschen ohne Berufsabschluss. Broschüre der Arbeitsmarktberichterstattung, Nürnberg

Dokumente: Juengere_Menschen_ohne_Berufsabschluss_2011.pdf

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