Die Kluft zwischen Arm und Reich in Deutschland ist nach Aussage von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) nicht weiter auseinandergegangen. Das erklärte die Ministerin nach der letzten Expertenanhörung zum 5. Armuts- und Reichtumsbericht. Zugleich hätten die unteren Einkommensgruppen trotz Mindestlohn und guter Konjunktur den Anschluss an die Mitte nicht bekommen, räumte die Ministerin ein.
Der 650 Seiten starke Bericht befindet sich in der finalen Bearbeitungsphase und soll im Frühjahr vom Kabinett beschlossen werden.
Die Diakonie Deutschland kritisierte eine falsche Gewichtung der Ergebnisse. Während zu Beginn jedes Kapitels zunächst die wirtschaftlichen Erfolge erläutert würden, stünden die sozialpolitischen Befunde versteckt in hinteren Textteilen, sagte der Vorstand Sozialpolitik, Maria Loheide. Auch wenn Arbeitslosigkeit und Sozialleistungsbezug abnähmen, sei die relative Armut größer geworden, bekräftigte Loheide.
Kritik kam auch von der AWO. Diese bezeichnete den Bericht als „verpasste Chance“. Neben einer ehrlichen Bestandsaufnahme müsse die Analyse konkrete gesetzgeberische Maßnahmen gegen Armut und für mehr Verteilungsgerechtigkeit vorschlagen. Wichtige Schlussfolgerungen etwa zur langfristigen Verkleinerung der Schere zwischen Arm und Reich fehlten jedoch.
Die Caritas hatte zuvor bereits mehr präventive Hilfen gegen Armut gefordert. Die Regierung müsse über ihre Analysen hinaus endlich aktiv gegen Armut und verdeckte Armut vorgehen. Nach wie vor nähmen viele bedürftige Menschen gar keine Hilfe in Anspruch.“
Stellungnahmen zum 5. Armuts- und Reichtumsbericht Arbeitslosigkeit und geringes Einkommen sind Hauptgründe für Armut Aktionsplan gegen Kinderarmut Armutsgefährdung unterscheidet sich regional Existenzminimum verlässlich absichernQuelle: KNA; Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles