Auszüge aus dem IAB Bericht Investitionen in die Integration der Flüchtlinge lohnen sich von Stefan Bach, Herbert Brücker, Kristina van Deuverden, Peter Haan, Agnese Romiti und Enzo Weber:
„(…) Analysiert wurden die fiskalischen und gesamtwirtschaftlichen Wirkungen von verstärkten Investitionen in die Arbeitsmarktintegration der 2015 zugewanderten Flüchtlingskohorte. Dabei wird als Basisszenario der Integrationsverlauf zugrunde gelegt, der sich in der Vergangenheit ergeben hat, als nur wenig in die Integration investiert wurde. Unsere Politikszenarien simulieren den Fall, dass durch verstärkte Investitionen in Bildung und Sprache der Anteil der Flüchtlinge mit deutschen Bildungsabschlüssen sowie guten und sehr guten Deutschkenntnissen um jeweils 20 Prozentpunkte erhöht werden kann. Mit den 2015 und 2016 beschlossenen Integrationsmaßnahmen allein dürfte man dieses Ziel noch nicht erreichen, weitere Investitionen werden dafür notwendig sein.
Wenn der Anteil der Flüchtlinge, die in Deutschland einen beruflichen Bildungsabschluss erwerben, tatsächlich um 20 Prozentpunkte steigt, würde sich die fiskalische Bilanz der Flüchtlingszuwanderung aus dem Jahr 2015 deutlich verbessern: Bis zum Jahr 2030 würde das jahresdurchschnittliche Defizit gegenüber dem Basisszenario mit vergleichsweise wenigen Investitionen um rund 500 Millionen Euro geringer ausfallen. Wenn der Anteil mit sehr guten und guten Deutschkenntnissen um ebenfalls 20 Prozentpunkte steigt, würde das jahresdurchschnittliche fiskalische Defizit um weitere 190 Millionen Euro sinken. Bis zum Jahr 2030 sinken somit die kumulierten fiskalischen Kosten um 11 Milliarden Euro. Darin enthalten sind bereits die geschätzten Investitionen von knapp 3 Milliarden Euro für Bildungsabschlüsse und von gut 0,3 Milliarden Euro für den zusätzlichen Erwerb von Sprachkompetenz, also insgesamt knapp 3,3 Milliarden Euro. Es ergeben sich nach diesen empirisch gestützten Modellrechnungen also hohe Renditen für Investitionen in die Integration. (…)
Gelingt es, die aktuelle Flüchtlingskohorte ähnlich wie andere Migranten zu qualifizieren und in den Arbeitsmarkt zu integrieren, wären also auch hier günstigere gesamtwirtschaftliche Effekte zu erwarten.
Mit der Öffnung der Integrationskurse für Asylbewerber, die aus Herkunftsländern mit guter Bleibeperspektive stammen, wurde ein wichtiger Schritt in Richtung stärkerer Investitionen in die Sprachkompetenz von Flüchtlingen gemacht. Allerdings bleiben große Gruppen weiterhin bis zum Abschluss ihres Asylverfahrens ausgeschlossen, obwohl auch von ihnen ein erheblicher Teil länger in Deutschland bleiben wird. Vor dem Hintergrund der hohen Erträge und vergleichsweise geringen Kosten sollte überdacht werden, ob die Integrationskurse nicht von vornherein für alle Asylbewerber, und nicht nur für solche mit guter Bleibeperspektive, geöffnet werden.
Durch das Integrationsgesetz wird für Asylbewerber und Geduldete, die eine berufliche Ausbildung in Deutschland aufnehmen, Rechtssicherheit hergestellt für die Ausbildungszeit und zwei weitere Jahre, falls sie einer Beschäftigung nachgehen. Auch dies dürfte Bildungsinvestitionen fördern. Schließlich unternehmen Schulen und Hochschulen sowie Unternehmen und Kammern gegenwärtig erhebliche Anstrengungen, die Flüchtlinge in die regulären Bildungs- und Ausbildungsgänge zu integrieren. Angesichts der hohen Erträge von Bildungsinvestitionen sollte auch hier überlegt werden, ob der Übergang in das deutsche Bildungs- und Ausbildungssystem noch stärker gefördert werden kann, etwa durch mehr Investitionen in bildungs- und ausbildungsvorbereitende Maßnahmen. (…)“
Link: http://doku.iab.de/kurzber/2017/kb0217.pdf
Quelle: IAB; epd