Der Wirtschaftswissenschaftler Thomas Straubhaar wirbt für eine breite gesellschaftliche Debatte über soziale Ungleichheit. „Wir müssen Mittel finden, dass sich die Gesellschaft durch Globalisierung und Digitalisierung nicht weiter polarisiert“, sagte er dem „Spiegel“. Wenn dies nicht gelinge, „dann werden wir den Trumpismus und den Neonationalismus auch in Europa erleben.“ Es brauche ein Signal an die Menschen, „dass sie eben nicht abgehängt werden“.
Das deutsche Stuer- und Sozialsystem beruhe auf veralteten Grundlagen. Heute ist Erwerbsarbeit kein durchgängiger Prozess mehr. Künftig werde der Prozess der Erwerbsarbeit „viel brüchiger sein. Auch das Familienmodell von nach dem Krieg ist nicht mehr der Normalfall.
Das heutige System sei dagegen „voller Ungerechtigkeiten“, kritisierte der Experte. Vor allem jüngere Menschen spürten, dass das Leben härter geworden sei – obwohl sie wüssten, dass es ihnen wirtschaftlich besser gehe als den Eltern oder Großeltern. Aber, so Straubhaar: „Die Unsicherheit ist größer, die Planbarkeit ist schwieriger geworden.““
Quelle: KNA