Reden ist Gold

Fast ein Viertel aller beruflichen Ausbildungsverträge wird jedes Jahr vorzeitig gelöst. Einer der Hauptgründe dafür sind Konflikte, die oftmals auf eine mangelnde oder misslungene Kommunikation zwischen Auszubildenden und Betrieben zurückzuführen sind. Dies zeigt eine Studie des Soziologischen Forschungsinstituts (SOFI) an der Georg-August-Universität Göttingen, die von der Vodafone Stiftung gefördert wurde. „Ein Ausbildungsabbruch ist für viele Jugendliche eine schwere Phase, denn sie empfinden dies als Scheitern, werden demotiviert und verlieren wertvolle Lebenszeit“, so der Geschäftsführer der Vodafone Stiftung, Dr. Mark Speich. Aber auch die Unternehmen seien laut Speich sehr daran interessiert, die Auszubildenden zu halten, denn aufgrund des demographischen Wandels werde es immer schwerer, genug junge Menschen zu finden. Allein im vergangenen Jahr konnten über 40.000 Ausbildungsplätze nicht besetzt werden.

Die Studie hatte daher das Ziel die Ursachen für vorzeitige Vertragslösungen in der Berufsausbildung zu ergründen, denn diese lassen sich allein durch Auswertung amtlicher Statistiken nur schwer erfassen. Zwar gibt es hierzu bereits Befragungen von Auszubildenden und Betrieben, bei denen aber oft der jeweils anderen Seite die Verantwortung für die Vertragslösung zugeschoben wird.

Folgende drei Herausforderungen für einen vorzeitigen Abbruch einer Ausbildung wurden identifiziert:

## Klein- und Kleinstbetriebe, die fast die Hälfte aller Ausbildungsplätze stellen, stehen oft unter hohem wirtschaftlichem Druck und haben wenige Ressourcen, um eine Ausbildung zu gestalten.
## Für die Jugendlichen ist die Ausbildung eine große Umstellung in einem schwierigen Alter.
## Mangelnde Kommunikation führt zum Eindruck mangelnder Wertschätzung.
Als mögliche Prävention empfiehlt das SOFI: ## Schüler/-innen eine praxisnähere Berufsorientierung zu geben und zudem die Erwartungen realistisch ausrichten. Schülerinnen und Schüler sollten in den letzten Schuljahren bessere Möglichkeiten erhalten, die Betriebs- und Berufsrealitäten kennenzulernen, um diese mit ihren eigenen Interessen und Fähigkeiten abzugleichen. Hierfür sind Praktika die beste Möglichkeit einen Einblick in einen Ausbildungsbetrieb zu bekommen.
## Um vor allem kleinere Betriebe dabei zu unterstützen, die Ausbildung bei ihnen bestmöglich zu gestalten, gibt es bereits einige Angebote für eine externe Ausbildungsberatung und -begleitung. Diese Beratungsangebote sind meist nur kurzzeitige Projekte. Um hier eine größere Transparenz und Stabilität zu schaffen, sollten solche ausbildungsbezogene Dienstleistungen für jede Region durch zentrale sowie dauerhaft finanzierte Informations- und Beratungsstellen gebündelt werden.
## Um auch innerbetrieblich die Qualität und das Management der Ausbildung zu stärken, sollte die Ausbilderrolle noch stärker professionalisiert werden. Ein wichtiger Hebel hierfür ist die bessere Qualifizierung des Ausbildungspersonals, beispielsweise durch pflichtgemäße Fortbildungen, um sie im konstruktiven Umgang mit Konflikten und anderen Kommunikationsfähigkeiten zu stärken. Diese Angebote sollten so zugeschnitten sein, dass sie die zeitlichen Kapazitäten der Ausbilderinnen und Ausbilder nicht übersteigen.
Die Gefahr auf beiden Seiten, bei Betrieben wie bei Auszubildenden, ist groß, dass investierte Ressourcen entwertet, wertvolles Ausbildungspotenzial, Lebenszeit und Motivationen verloren gehen und ein erfolgreicher Ausbildungsabschluss unsicherer wird. Zudem scheinen sich auch bei der Problematik der vorzeitigen Vertragslösungen soziale Ungleichheiten, die die Bildungschancen und Bildungsverläufe in Deutschland generell auszeichnen, zu reproduzieren.“

Quelle: Vodafone Stiftung Deutschland; bildungsklick.de

Dokumente: Vodafone_Stiftung_Reden_ist_Gold_02.pdf

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