Gute Lage auf dem Ausbildungsmarkt
Zu Beginn des neuen Ausbildungsjahres gibt es erneut mehr unbesetzte Ausbildungsplätze (33.300) als unversorgte Bewerber (15.700). Die Zahl der unbesetzten Stellen lag damit um 3.586 über dem Vorjahreswert.
Bis Ende September 2012 wurden der Bundesagentur für Arbeit rund 517.100 Ausbildungsstellen gemeldet, 16.847 mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Bewerber stieg, auch als Folge doppelter Abiturjahrgänge, um 16.800 auf 559.900 (+3,1 Prozent) an.
Von Oktober 2011 bis September 2012 wurden den Agenturen für Arbeit und den Jobcentern in gemeinsamer Einrichtung insgesamt 517.100 Ausbildungsstellen gemeldet, annähernd so viele wie im Vorjahr (-2.500 oder -0,5 Prozent). Der Anstieg geht allein auf ein Plus bei den betrieblichen Berufsausbildungsstellen zurück (+9.700 oder +2,1 Prozent auf 478.600). Zu diesem Anstieg beigetragen haben die stabile konjunkturelle Lage und das Interesse der Betriebe, sich den eigenen Fachkräftenachwuchs durch Ausbildung zu sichern. Zudem ist festzustellen, dass Betriebe ihre Ausbildungsstellen vermehrt und zeitiger bei der Ausbildungsvermittlung gemeldet haben um so die Chancen zu steigern, alle Ausbildungsstellen erfolgreich besetzen zu können. Bei den außerbetrieblichen Ausbildungsstellen zeigt sich ein Rückgang (-12.200 oder -24,0 Prozent auf 38.500). Die Agenturen für Arbeit haben damit auf die wirtschaftlich gute Entwicklung und den demografiebedingten Bewerberrückgang reagiert und weniger außerbetriebliche Ausbildungsangebote initiiert. Gleichwohl haben Marktersatzmaßnahmen für benachteiligte Jugendliche nach wie vor eine wichtige Funktion.
Von Oktober 2011 bis September 2012 haben insgesamt 559.900 Bewerber die Ausbildungsvermittlung der Agenturen und der Jobcenter bei der Suche nach einer Lehrstelle eingeschaltet. Das waren 16.800 oder 3,1 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Entwicklung der bei den Agenturen und den Jobcentern gemeldeten Bewerberzahlen wird von zahlreichen Faktoren beeinflusst, die sich teils erhöhend und teils verringernd auswirken. Der demografisch bedingte Trend rückläufiger Bewerberzahlen wurde in diesem Jahr durch mehrere Faktoren kompensiert.
Zum Bewerberplus dürfte zudem eine Ausweitung der Bewerberakquise, eine Intensivierung des Übergangsmanagements von der Schule in die Ausbildung beigetragen haben sowie die Maßnahmen zur vertieften Berufsorientierung. So geht der Anstieg der Bewerberzahlen ausschließlich auf Bewerber zurück, die im aktuellen Schuljahr die Schule verlassen haben, wohingegen die Zahl der Bewerber, die bereits früher die Schule verlassen haben, rückläufig ist. Auch das Aussetzen der Wehrpflicht dürfte einen Beitrag zum Anstieg der Bewerberzahlen geleistet haben.
Ende des Berufsberatungsjahres
Am Ende des Berufsberatungsjahres waren bei Agenturen und Jobcentern 15.700 Bewerber noch unversorgt. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Anstieg von 4.300 oder 38,2 Prozent. Damit blieben deutschlandweit 2,8 Prozent der gemeldeten Bewerber ohne Ausbildungsstelle oder alternatives Angebot.
Der Anteil der Bewerber, die in eine Ausbildung eingemündet oder darin verblieben sind, lag mit 54 Prozent etwa auf dem Niveau des Vorjahres. 17 Prozent der Bewerber haben sich für einen weiteren (Berufs-)Schulbesuch oder ein Studium und vier Prozent für eine weitere Qualifizierung (zum Beispiel eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme oder eine Einstiegsqualifizierung) entschieden. Weitere fünf Prozent haben eine Arbeit aufgenommen.
33.300 Ausbildungsstellen waren zum Bilanzzeitpunkt am 30. September noch unbesetzt. Die Zahl lag damit um 3.600 bzw. 12,1 Prozent über dem Vorjahreswert.
Dabei waren 162.550 (29,0 Prozent) der von den Arbeitsagenturen und Jobcentern im Berufsberatungsjahr 2011/12 registrierten 559.877 Bewerberinnen und Bewerber für Berufsausbildungsstellen bereits im Berufsberatungsjahr 2009/10 und/oder Berufsberatungsjahr 2010/11 als Bewerberin oder die Bewerber registriert.
Die Paktpartner gehen davon aus, dass im so genannten „fünften Quartal“ eine große Anzahl der derzeit noch unbesetzten Stellen mit Auszubildenden besetzt werden kann und im Gegenzug bislang unversorgte Bewerber einen Ausbildungsplatz oder eine Alternative finden. Allerdings wird Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten nötig sein.
Alle Potentiale nutzen
Für schwächere Schülerinnen und Schüler gestaltet sich der direkte Einstieg in eine Ausbildung nach wie vor schwierig. Diese Jugendlichen sollen jedoch so rasch wie möglich und ohne Umwege in eine Berufsausbildung und zu einem Berufsabschluss geführt werden. Deshalb wollen die Partner des Ausbildungspaktes die Chancen beim Übergang von der Schule in die betriebliche Ausbildung verbessern. Der Vorsitzende der Kultusministerkonferenz, Ties Rabe, möchte die Berufsorientierung als Regelangebot in die Schulen einbinden. So können junge Menschen einen umfassenden Überblick über mehr als nur die zehn bekanntesten Berufe wie Friseur, Mechatroniker oder Einzelhandelskaufmann erhalten.
Aus Oppositionsparteien, Gewerkschaften und Sozialverbänden gibt es Kritik. Zu spät erkenne die Bundesregierung die dringend notwendige Umgestaltung des Übergangssystems. Bei den Vermeldungen der Paktpartner handle es sich um Schulterklopfen für eigene Leistungen und „wolkige“ Ankündigungen.“
Quelle: BA; BMBF; BIAJ; Bündnis 90/Die GRÜNEN; DGB