Junge Erwachsene von Armutsrisiko besonders betroffen

Im Jahr 2008 lebten knapp ein Viertel aller jungen Erwachsenen im Alter von 19 bis 25 Jahren in Haushalten mit einem verfügbaren Einkommen unterhalb der Armutsschwelle. Diese Altersgruppe weist auch den stärksten Zuwachs des Armutsrisikos auf.
Das geringste Risiko der Einkommensarmut zeigte sich bei Erwachsenen im Alter von 46 bis 55 Jahren.
„Die Studie belegt die schwierige Situation der Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Es ist unerlässlich für diese Problematik ein Bewusstsein in der Öffentlichkeit zu schaffen. Gerade deshalb ist unsere Kampagne gegen Jugendarmut jetzt so wichtig“, so Pater Otto, Vorsitzender der BAG KJS.
Die Forscher des DIW nennen als Ursachen für die gestiegene Armut in Deutschland v.a. die Arbeitslosigkeit. Jedoch weisen sie darauf hin, dass in den letzten Jahren „auch für Personen mit Erwerbstätigkeit ein zunehmendes Armutsrisiko“ bestünde. Hierfür werden der Ausbau des Niedriglohnsektors und die Zunahme prekärer Beschäftigungsverhältnisse als Gründe genannt.

Für Junge Erwachsene und Jugendliche besteht demnach ein besonderes Armutsrisiko, wenn sie alleine leben, in prekären Beschäftigungsverhältnissen arbeiten, arbeitslos sind oder Kinder von Alleinerziehenden sind.
Der Anstieg des Armutsrisikos gerade in der Altersgruppe der 19 – 25-Jährigen ist laut DIW auf drei Faktoren zurück zuführen:
1. Der Eintritt in den Arbeitsmarkt und damit verbunden die Erzielung von Erwerbseinkommen verzögert sich aufgrund längerer Ausbildungswege und Warteschleifen. Die Schul- und Berufsausbildung dauert länger; der Anteil an Hochschulabsolventen, die verzögert auf den Arbeitsmarkt drängen, hat zugenommen.
2. Bei vielen jungen Menschen erfolgt der Einsteig in den Arbeitsmarkt über prekäre Beschäftigungsverhältnisse oder schlecht bezahlte Praktika. („Generation Praktika“ bzw. hier ist die „Generation Warteschleife“ einzufügen)
3. Jugendliche sowie Alleinerziehende lösen sich früher vom Elternhaus: Die Zahl der Alleinerziehenden-Haushalte und Ein-Personen-Haushalte nimmt zu.

Doch einige drängende Fragen der Jugendsozialarbeit kann der Bericht des DIW leider nicht beantworten: ## Wie hat sich das SBG II mit seinen Sanktionen auf die Armutsrisikoquote junger Erwachsener ausgewirkt?
## Wie viele junge Erwachsene nehmen es in Kauf, aussanktioniert zu werden, um nicht mehr zuhause wohnen zu müssen?
## Wie viele Jugendliche verharren in kaum zumutbaren Wohn- und Lebensverhältnissen, um nicht in noch größere Armut zu verfallen?
Gerade Jugendliche aus unteren sozialen Schichten haben seltener die Möglichkeit, den elterlichen Haushalt zu verlassen, auch wenn die familiäre Situation mit zunehmendem Alter immer angespannter und schwieriger wird. Diese Lebenssituation kombiniert mit einer „schlechten Adresse“, lernverhinderndem Umfeld, mangelnder familiärer Unterstützung etc. verschlechtern die Ausbildungs- und somit die Zukunftschancen dieser jungen Menschen erheblich. So geraten diese jungen Menschen in einen Armutskreislauf, den sie aus eigener Kraft so gut wie nicht durchbrechen können. Dazu bedarf es vielfältiger Angebote und Unterstützung, wie ## ein eigenständiges Wohnrecht für junge Erwachsene ab 18 Jahren im SGB II-Bezug und entsprechende Wohnangebote,## niedrigschwellige Zugänge zu Hilfsangeboten, damit diese die jungen Menschen auch erreichen und tatsächlich ganzheitliche Begleitung und Unterstützung ermöglichen, ## Jugendwohnheime mit pädagogischer Betreuung und Begleitung für junge Erwachsene in Ausbildung, ## Ausbildungs- und Beschäftigungsverhältnisse, die nicht die Armut verfestigen, sondern Chancen bieten, ein selbst verantwortetes und eigenständiges Leben führen zu können. Im Rahmen ihrer Kampagne gegen Jugendarmut tritt die BAG KJS konsequent für die Realisierung dieser Förderung ein.“
Die Information zum Armutsrisiko wurde entnommen:
Grabka, Markus M.; Frick, Joachim R.: Weierhin hohes Armutsrisiko in Deutschland: Kinder und junge Erwachsene sind besonders betroffen. In: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (Hrsg.) Wochenbericht

Quelle: DIW; BAG KJS

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