Perspektiven für Benachteiligte in der beruflichen Bildung Stellungnahme des Bundesverbandes der Lehrerinnen und Lehrer an Wirtschaftsschulen e.V. “ Die Zahl der benachteiligten Jugendlichen, die die allgemein bildenden Schulen verlassen, steigt Jahr für Jahr an. Dabei wird der Begriff der Benachteiligung höchst vielschichtig gesehen. Er reicht von der Benachteiligung durch körperliche Handicaps bis zur Marktbenachteiligung. Vor dem Hintergrund der immer noch steigenden Zahl Ausbildungsplatzsuchender und der nicht im entsprechenden Maße steigenden Zahl von Ausbildungsplätzen werden die benachteiligten Jugendlichen in Felder außerhalb des dual-kooperativen Berufsbildungssystems gedrängt. Zu solchen Feldern gehören die Maßnahmen der Agentur für Arbeit, berufspraktische Teilqualifizierungen, Einstiegsqualifikationen und auch vollschulische Bildungsgänge. Der VLW sieht es als zwingend notwendig an, dass in all diesen Formen der Qualifizierungsaspekt für die jungen Menschen im Vordergrund steht: Es müssen verwertbare Qualifikationen erworben werden. Adressatengerecht und verwertbar ist eine Qualifikation, wenn sie arbeitsmarktfähig oder anrechenbar auf arbeitsmarktfähige Qualifikationen ist. Sämtliche Maßnahmen und Angebote, die in einer Täuschung über die erreichbaren und verwertbaren Qualifikationen bestehen, lehnt der VLW ab sie sind keine wirkliche Hilfe für die Jugendlichen, sondern lediglich Kosmetik für die Arbeitslosenstatistik. Dies gilt insbesondere für die im Ausbildungspakt vereinbarten Einstiegsqualifikationen, die das Versprechen der Anrechenbarkeit auf die Berufsausbildung umfassen. Dieses Versprechen ist aus mehreren Gründen nicht einlösbar: Häufig sind diese Jugendlichen nicht mehr berufsschulpflichtig. Die berufsschulpflichtigen Jugendlichen dieser Einstiegsqualifikationen werden auf Grund des regelmäßig verspäteten Beginns dieser Maßnahmen erst zum November/Dezember in die Berufsschule aufgenommen. Gerade die Leistungsschwächeren sind dadurch inhaltliche Defizite und haben kaum noch eine Chance, diese aufzuholen, da sie in bestehende Klassenstrukturen aufgenommen werden müssen. Die qualifizierenden Bildungsgänge sind kaum auf die relevante Schülergruppe zugeschnitten. Insbesondere bei Bildungsgängen, die den Erwerb eines höherwertigen Abschlusses ermöglichen, ist die Zielgruppe regelmäßig überfordert. Der VLW fordert die Verantwortlichen in den Kultus- und Wirtschaftsministerien auf, für die benachteiligten Jugendlichen neue, passgenauere Konzepte zu entwickeln und erfolgreiche fortzuführen. Das sind: Adressatengerechte Programme zur Förderung und Zertifizierung der Ausbildungsreife. Sinnvoll wäre hier eine Kooperation von allgemein bildenden Schulen, beruflichen Schulen und Betrieben sowie die Begleitung der Jugendlichen durch Sozialarbeiter. Dual-kooperative Konzepte, die für die Betroffenen und die Wirtschaft transparente nachvollziehbare Teil- und Einstiegsqualifikationen mit klar definierten Anschlussmöglichkeiten bieten. Betriebliche Maßnahmen unter Einbeziehung der Berufsschule, sodass der Dualität unseres Ausbildungssystems Rechnung getragen wird. Im Sinne der betroffenen jungen Menschen sieht der VLW dringenden Handlungsbedarf, entsprechende Bildungsgänge zu entwickeln und die für diese Gruppe angemessenen Rahmenbedingungen zu schaffen.“
http://www.vlw.de/af_stellung/2005/0503.htm
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