Berufsorientierungspraktika – Betriebliche Praktika in der beruflichen Förderung benachteiligter Jugendlicher

Berufsorientierungspraktika – Betriebliche Praktika in der beruflichen Förderung benachteiligter Jugendlicher Auszüge aus der Expertise des Good-Practice-Centers des Bundesinstituts für Berufsbildung (http://www.good-practice.de/publikationen.php), die u.a. die Themen „Formen und Ansätze von Praktika“, „Strukturierung von Berufsvorbereitungspraktika in der Benachteiligtenförderung“, „Handlungsempfehlungen‘ sowie „Good Practice-Beispiele“ beinhaltet. “ Einführung In Politik und Wissenschaft werden derzeit verstärkt Maßnahmen zur Einbettung berufspraktischer und betrieblicher Aspekte in die Berufsorientierung so genannter Benachteiligter diskutiert. „Gut vorbereitete, begleitete und nachbereitete betriebliche Praktika sind das A und O der Berufsvorbereitung. Je länger die Zeit dauert, in der Betriebe „ihre“ Praktikantinnen und Praktikanten kennen lernen können, um so größer werden deren Chancen auf einen betrieblichen Ausbildungsplatz nach der Berufsvorbereitung.“ „An betriebliche Praktika werden in der beruflichen Förderung benachteiligter Jugendlicher, aber auch Erwachsener, von allen Beteiligten hohe Erwartungen geknüpft.“ … Ziel der Bundesregierung ist es, alle Jugendlichen bei der Gestaltung beruflicher Möglichkeiten zu berücksichtigen. Jeder soll ein Arbeitsplatzangebot bekommen, auch „Benachteiligte“. Deshalb muss nach Auffassung der Bildungspolitik dort angesetzt werden, wo die Ausbildungswege beginnen: in den allgemein bildenden Schulen. Insbesondere dort sollte die Berufsvorbereitung intensiviert werden. Ein weiteres wichtiges Ziel im Rahmen der Berufsorientierung und -vorbereitung für „Benachteiligte“ ist die Gewährleistung einer differenzierten Förderung für jeden Jugendlichen und somit die Vermeidung so genannter Maßnahmenkarrieren der jungen Menschen. … Praktika in berufsfördernden Maßnahmen Im Rahmen von berufsfördernden Maßnahmen sind Betriebspraktika oftmals integrierter Bestandteil. Sie stellen damit einen direkten Bezug zur betrieblichen Realität her und schaffen Brücken zum allgemeinen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Mit der Durchführung sollen Übergänge erleichtert und die Durchlässigkeit gewährleistet werden. Auch hier findet eine begleitende Betreuung durch die durchführende Einrichtung statt. Diese ist auch für die Auswahl und Vermittlung der Praktikumstellen verantwortlich. Für den Erfolg der Praktika ist eine enge Zusammenarbeit mit den Betrieben entscheidend.  … Formen und Ansätze von Praktika Fit für Ausbildung und Beruf (FAUB) Das Projekt des hessischen Sozialministeriums FAUB richtet sich an Jugendliche, die nach dem hessischen Schulgesetz in das zehnte Pflichtschuljahr einmünden, grundsätzlich den besonderen Bildungsgängen in Vollzeitform (BVJ) zuzuordnen sind, keinen Hauptschulabschluss besitzen und noch nicht ausbildungsfähig sind. Ziel des Projektes ist die Förderung der Motivation der Schülerinnen und Schüler und die Erleichterung ihres Einstiegs in das Berufsleben. Die Alternative zum theoretisch und schulisch geprägten 10. Pflichtschuljahr ist durch einen hohen Praxisanteil, der in außerschulischen Einrichtungen und Unternehmen vermittelt wird, geprägt.  … Kontakt – orientieren – mitmachen: Angebot zur Heranführung von Jugendlichen an Qualifizierungs-, Beschäftigungs-, Schulungsangebote (KOMMaktiv) KOMMaktiv ist ein Angebot der Jugendberufshilfe des Hamburger Landesbetriebs Erziehung und Berufsbildung für benachteiligte Jugendliche zwischen 16 und 21 Jahren, die nicht in Einrichtungen der beruflichen Orientierung betreut werden. Insbesondere werden auch Mädchen in bestimmten Problemlagen angesprochen. Die Jugendlichen werden durch Beratung und Informationsweitergabe zu einer Qualifizierungs- oder Beschäftigungsmaßnahme hingeführt. Dabei versteht sich KOMMaktiv als aufsuchendes, direkt zugehendes und regional orientiertes Angebot, das vor allem durch die Möglichkeit der praktischen Werkstattarbeit die Motivation der Jugendlichen fördern möchte. Gleichzeitig werden die Jugendlichen bei der Konkretisierung ihrer beruflichen Vorstellungen und Möglichkeiten sowie bei ihren Bewerbungsbemühungen aktiv unterstützt. … Qualifizierung und Arbeit für Schulabgängerinnen und -abgänger (QuAS) QuAS ist ein Förderkonzept des Hamburger Landesbetriebs Erziehung und Berufsbildung. Es richtet sich an Jugendliche, die aufgrund individueller Problemlagen nach der allgemein bildenden Schule keinen Ausbildungsplatz gefunden haben und ist in einen umfassenden Förderzusammenhang (Vorbereitungsmaßnahmen, BVJ, Verlängerungsmöglichkeiten etc.) integriert. Ziel der Förderung ist der Übergang in ein Ausbildungs- oder Beschäftigungsverhältnis. Dies wird durch den hohen Praktikumanteil (mind. 50 %) und den damit verbundenen dualen Charakter des Förderkonzepts unterstützt. Die Jugendlichen und die Praktikumbetriebe werden während der Maßnahme sozialpädagogisch begleitet.  … Berufliche Orientierung für den Arbeitsmarkt (BOA.) Der Hamburger Landesbetrieb Erziehung und Berufsbildung hat speziell für Jugendliche mit besonderem Förderbedarf und einem Alter zwischen 15 und 25 Jahren die Maßnahme BOA entwickelt. Eigens für junge Frauen wird zusätzlich eine geschlechterspezifische Maßnahme zur beruflichen Orientierung für den Arbeitsmarkt angeboten (BOA für junge Frauen). … Interessieren – Motivieren – Produzieren – Umsehen – Lernen – Starten (IMPULS) Ziel der Maßnahme ist das Erlangen der Ausbildungsreife und die Vorbereitung der Teilnehmer auf einen Eintritt in eine betriebliche Berufsausbildung. Hierzu werden umfangreiche Betriebspraktika in verschiedenen Berufsfeldern, weitere praxisorientierte Unterrichtsmethoden, individuelle Förderpläne und sozialpädagogische Betreuung zur integrativen Vermittlung von allgemeiner und beruflicher Qualifikation eingesetzt. … Betrieb und Schule (BUS) An Haupt-, Gesamt- und Sonderschulen werden die Jugendlichen durch die Kombination von schulischem Lernen und betrieblichen Erfahrungen in so genannten Jahrespraktika auf den Übergang in Ausbildung und Beschäftigung vorbereitet. Nach Ablauf des Schuljahres werden die Jugendlichen noch weitere sechs Monate durch die betreuende Lehrkraft in ihrem beruflichen und persönlichen Werdegang begleitet und unterstützt.  … Organisatorische Rahmenbedingungen Insbesondere die unterschiedlichen Ziele, die mit den Maßnahmen erreicht werden sollen, sind von besonderer Bedeutung. Die folgende Auflistung führt exemplarisch häufig genannte Praktikumziele auf: Erlangen der Ausbildungs- und Berufsreife, Persönlichkeitsentwicklung Förderung konkreter beruflicher Fertigkeiten Förderung des Verständnisses theoretischer, beruflicher Zusammenhänge Förderung der Lern- und Arbeitsmotivation Erleichterung des Einstiegs in den Beruf Konkretisierung der beruflichen Vorstellungen und Möglichkeiten Erlangen eines Schul- oder gleichwertigen Abschlusses Reintegration der Jugendlichen Unterstützung der Lebenswegplanung … Handlungsempfehlungen Individualisierung der Förderkonzepte “ Vor dem Hintergrund der verschiedenen Faktoren für eine Benachteiligung scheint es sinnvoll, Maßnahmen genauer zu differenzieren und hinsichtlich der Form der Benachteiligung zu spezifizieren. Dadurch wäre eine auf die Probleme der Jugendlichen abgestimmte Förderung möglich. Hierbei ist unter Berücksichtigung der Gender-Diskussion besonders auf die Förderung von jungen Frauen hinzuweisen. Aus den genannten Gründen sollte auch eine Umsetzung der Maßnahmen in modularer Form stattfinden. So kann für jeden Teilnehmer der für ihn passende Maßnahmenmix zusammengestellt werden. … Umsetzung von Transparenz und Anrechenbarkeit Weiterhin sollte angestrebt werden, die mit einer Maßnahme verfolgten Ziele transparent zu machen und anrechenbare Leistungen zu zertifizieren. … Förderung einer umfassenden Handlungskompetenz In der Gruppe der Benachteiligten liegen allerdings häufig auch Defizite in der so genannten Allgemeinbildung vor. Diese sollten in den Maßnahmen entsprechend berücksichtigt werden, so dass auch in der Berufsausbildungsvorbereitung der duale Charakter der Ausbildung umgesetzt wird. Darüber hinaus sollte neben den fachlichen und den theoretischen Aspekten auch eine Berücksichtigung der sozialen Kompetenzen bzw. des Verhaltensbereichs erfolgen, da auch im sozialen Bereich häufig Benachteiligungen vorliegen, die im Rahmen von Maßnahmen aufgefangen werden sollten.   Frühzeitige Berufsorientierung und -vorbereitung Die Unterstützung der Berufsorientierung soll bereits in den allgemein bildenden Schulen beginnen. Es sollte intensiv darüber nachgedacht werden, wie diese Unterstützung gerade in Bezug auf Benachteiligte ausgebaut werden kann. Die Berufsvorbereitung sollte frühzeitig gefördert werden. Vor diesem Hintergrund sollte die Lernortkooperation bspw. zwischen den allgemein bildenden Schulen, den Berufsschulen und den Betrieben unterstützt werden. So kann möglicherweise eine konkretere und unter Umständen individuelle Förderung der Berufsvorbereitung erfolgen.:“   Weiterführende Informationen im Internet: Download der kompletten Expertise http://www.good-practice.de/expertise_betriebspraktika.pdf Angebote des Hamburger Landesbetriebs Erziehung und Berufsbildung http://fhh.hamburg.de/stadt/Aktuell/weitere-einrichtungen/landesbetrieb-erziehun g-und-berufsbildung/jugendberufshilfe/unsere-angebote/start.html Interessieren – Motivieren – Produzieren – Umsehen – Lernen – Starten (IMPULS) http://www.thueringen.de/de/tkm/schule/informationen/ausbild/impuls/ Betrieb und Schule (BUS) http://www.bildungsportal.nrw.de/BP/Schule/System/Projekte/BUS/ Fit für Ausbildung und Beruf (FAUB) http://www.esf-hessen.de/ibh_seiten/foerderprogramm.cfm?id=106

Quelle: http://www.good-practice.de

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