Berufsbildungsbericht 2007 – Teil 1

DIE DUALE BERUFSBILDUNG ERNEUERN Vorschläge zur strukturellen Weiterentwicklung der dualen Berufsausbildung aus dem Innovationskreis Berufliche Bildung Die Analyse und Bewertung der Entwicklungen auf dem Ausbildungsstellenmarkt erfolgt im Berufsbildungsbericht, den das Bundesministerium für Bildung und Forschung gemäß § 86 Abs.1 Berufsbildungsgesetz (BBiG) jährlich im April der Bundesregierung vorlegt. Den gesamten Bericht des Bundesminsteriums für Bildung und Forschung erhalten Sie über den in der Quellenangabe aufgeführten Link. Auszüge aus dem Teil 1 des Berufsbildungsberichts 2007 “ … Die Berufsbildungspolitik und die mit gestaltenden Länder und Sozialpartner stehen immer wieder neu vor der Aufgabe, die duale Berufsausbildung weiter zu entwickeln, um bewährte Prinzipien in zeitgemäße und zukunftsorientierte Strukturen umzusetzen. Dabei gilt es, die Balance zwischen Tradition und Erneuerung zu finden und den Ansprüchen der jungen Erwachsenen auf eine qualifizierte Berufsausbildung sowie den Anforderungen der Betriebe, Unternehmen und Praxen, die die Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen, gerecht zu werden. Die Berufsbildungspolitik stellt sich damit auch der Aufgabe, junge Menschen zu integrieren, die derzeit keinen Zugang zur Ausbildung finden und zusätzliche Betriebe für die Ausbildung zu gewinnen. Darüber hinaus sind auch die Bildungs-, Integrations- und Arbeitsmarktpolitik gefordert, wenn es darum geht, die Ausbildungsreife der Schulabgänger und Schulabgängerinnen der allgemein bildenden Schulen sicher zu stellen sowie die Bildungs- und Ausbildungschancen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu verbessern. … Beschleunigte Entwicklungsprozesse innerhalb der nationalen Volkswirtschaft sowie in den internationalen Arbeits- und Handelsbeziehungen, Innovationen und der technologische Wandel verlangen eine kontinuierliche Modernisierung der beruflichen Bildung. … Ein besonderer Schwerpunkt der berufsbildungspolitischen Aktivitäten wird darin liegen, Betriebe und Unternehmen in expandierenden Branchen, die über keine Ausbildungstradition verfügen, an die duale Berufsausbildung heranzuführen. … 2. Vorschläge zur strukturellen Weiterentwicklung der dualen Berufsausbildung aus dem Innovationskreis Berufliche Bildung … Es gibt nach wie vor Barrieren zwischen dualem System und schulischen Berufsbildungsangeboten. Zur Vermeidung der Vergeudung von Bildungszeit und Budgetressourcen sind weitere konkrete Fortschritte durch eine bessere Verzahnung und ein besseres Übergangsmanagement zwischen den Berufsbildungsbereichen, aber auch ein stärkerer Praxisbezug der Ausbildung im schulischen Bereich erforderlich. … Das Bundesministerium für Bildung und Forschung … vier Themenfelder als prioritär für die Agenda des Beratungskreises definiert: – Modernisierung … – Weiterbildung/Durchlässigkeit … – Übergangsmanagement … – Europäische Öffnung … Im Folgenden wird der Stand der Beratungen aus Sicht des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wieder gegeben: Arbeitsgruppe Modernisierung … Bei dem … Thema �Stand des Berufsbildungssystems’ handelt es sich um einen strukturellen Ansatz in der beruflichen Bildung, in dem durch ein System von Ausbildungsbausteinen eine höhere Flexibilisierung und Verbesserung der Übergänge von berufsvorbereitenden Maßnahmen oder schulischer in betriebliche Ausbildung angestrebt wird. Zur schrittweisen Entwicklung einer kohärenten Gesamtarchitektur des Berufsbildungssystems mit besseren und systematischen horizontalen und vertikalen Übergängen zwischen den Teilsystemen hat der Innovationskreis verschiedene Optionen diskutiert und dabei in Vorbereitung eines Modells auch Entwicklungen in Nachbarstaaten (Österreich/Schweiz) einbezogen. … Auf dieser Basis wurde von zwei Wissenschaftlern ein Konzept entwickelt, das die Einführung eines Systems von Ausbildungsbausteinen zur Erleichterung der Übergänge an horízontalen und vertikalen Schnittstellen zur dualen Berufsausbildung vorsieht. Die Grundprinzipien des dualen Systems – Berufskonzept und Abschlussprüfung – bleiben dabei erhalten. Die kompetenzorientierten Ausbildungsbausteine sollen aus Ausbildungsordnungen von nach dem BBiG und der Handwerksordnung (HwO) anerkannten Ausbildungsberufen entwickelt werden und bundesweit standardisiert sein. Sie sollen zudem für sich zertifizierbar und anrechenbar sein. Mit dem Modell werden Vorteile in mehrfacher Hinsicht erwartet: – Berufsbildungsmaßnahmen (einschl. derer in sog. „Warteschleifen“ und Berufsschulen) werden nach dualem Prinzip organisiert, womit der Systemansatz der dualen Berufsausbildung gestärkt wird – besondere Gruppen wie Altbewerber, Ausbildungsabbrecher, Quereinsteiger aus Berufsschulen können damit bessere Chancen beim horízontalen/vertikalen Umstieg in eine reguläre duale Ausbildung erhalten – Effizienzsteigerung und zur Kostensenkung von berufsvorbereitenden Maßnahmen durch Anrechnung von Ausbildungsbausteinen statt z. T. wiederholt absolvierter und kaum anerkannter Maßnahmen, zudem Vermeidung von Doppelqualifikationen von vollzeitschulischer und dualer Ausbildung – systemprägender Charakter von Ausbildungsbausteinen auch innerhalb des dual orientierten Berufsbildungssystems hinsichtlich der Verzahnung von Aus- und Weiterbildung und ggf. später auch von Weiterbildung und Hochschule. Zur Zeit wird geprüft, wie Kernelemente des Konzepts insbesondere im Hinblick auf die Ausbildungschancen von sogenannten „Altbewerbern“ in der Praxis erprobt werden können. Zweitens wurde ein Handlungskatalog zur unmittelbaren Stärkung der dualen Berufsausbildung beraten. Konsens bestand u. a. dazu – die neuen Möglichkeiten des BBiG, insbesondere bei der Anrechnung von beruflichen Vorleistungen und der Zulassung von Vollzeitschulabsolventen und Vollzeitabsolventinnen zur Kammerprüfung gemäß § 7 und § 43, Abs. 2 BBiG breiter als bisher in der Praxis umzusetzen … – die duale Ausbildungskultur in neuen und in Wachstumsbranchen durch gezielte Instrumente zu unterstützen und zu verstärken – Ausbildungshemmnisse zu identifizieren und abzubauen – das Ziel der Ausbildungssicherung/-erhöhung verstärkt in tariflichen Vereinbarungen zu berücksichtigen. … Arbeitsgruppe Durchlässigkeit … Für die berufliche „Erst“-Ausbildung wird empfohlen, in mittelfristiger Perspektive in den Ausbildungsordnungen der nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) bzw. der Handwerksordnung (HwO) anerkannten Ausbildungsberufe Kompetenzbeschreibungen statt Lernziele in Ausbildungsordnungen vorzunehmen sowie eine modulare Beschreibung dieser Kompetenzen vorzusehen. … Arbeitsgruppe „Übergangsmanagement“ … Die Arbeitsgruppe „Übergangsmanagement“ hat sich in ihren Beratungen darauf verständigt, dass die aufgeführten Handlungsschwerpunkte verfolgt werden sollten: – Das Übergangsmanagement Schule – Ausbildung muss zu einem örtlich/regional gesteuerten zwar flexiblen, aber verlässlichen Regelsystem entwickelt werden, in dem bisherige Einzelmaßnahmen zusammengefügt werden. … Was fehlt, ist die systematische Schaffung von dauerhaften, vernetzten Strukturen für die passgenaue Beratung und Vermittlung Jugendlicher mit Förderbedarf, in denen die lokal/regional verfügbaren Förder- und Qualifizierungsangebote unterschiedlicher Akteure eingebunden sind. … – Jugendliche mit Förderbedarf benötigen zur Bewältigung des für sie schwierigen Übergangsprozesses frühzeitig beginnende individuelle Bildungsbegleitung (einschließlich Kompetenzfeststellung und -entwicklung) sowie spezielle, praxisorientierte Bildungsangebote (z. B. Praxis- bzw. Kooperationsklassen, Produktionsschulen). … – Innerhalb der Palette von berufsvorbereitenden Maßnahmen haben sich in verschiedenen Projekten und teilweise bereits im Regelsystem Qualifizierungsbausteine gemäß § 69 Abs. 1 BBiG20 bewährt. Sie sollten Gestaltungsgrundlage aller Maßnahmen des Übergangs werden, auch der Berufsvorbereitung an beruflichen Schulen. Bei der Ordnungsarbeit soll zukünftig auch geprüft werden, ob Qualifizierungsbausteine mit entwickelt werden können und mit definierten Standards die Bundeseinheitlichkeit erhöht werden kann. Der bestehende Berufswahlpass könnte für die Dokumentation von Qualifikationen hierbei hilfreich sein. – Anrechnung von erworbenen Qualifikationen (z. B. bei Qualifizierungsbausteinen in der Berufsvorbereitung oder vollzeitschulischen Bildungsgängen mit Berufsabschluss nach Landesrecht mittels Nutzung der in § 7 BBiG gegebenen Möglichkeiten) hilft, Bildungszeiten effektiver zu machen. Dies erfordert eine entsprechende Gestaltung der Bildungsmaßnahmen … – Um betriebliche Qualifizierungsangebote für leistungsschwächere Jugendliche verstärkt zu schaffen, könnten auch geförderte Unterstützungsangebote für betriebliche Berufsvorbereitung und Ausbildung einen Beitrag leisten (sozialpädagogische Begleitung, Stützunterricht, ausbildungsbegleitende Hilfen, externes Ausbildungsmanagement). Der Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit hat hierzu am 14. Dezember 2006 einen entsprechenden Beschluss gefasst. Es gilt zu prüfen, in wie weit eine Förderung im Rahmen des SGB III ermöglicht werden kann. – An- und ungelernte junge Erwachsene benötigen reale Chancen zum nachträglichen Erwerb eines Berufsabschlusses im Sinne einer „zweiten Chance“. … Hierzu ist das Engagement aller Beteiligten, der Betriebe ebenso wie der Betroffenen selbst, der zuständigen Stellen, der Tarif- bzw. Sozialpartner und des Staates, erforderlich. … – Die Forschung und Evaluation zu Fragen des Übergangsmanagements muss intensiviert werden. Benötigt werden mehr Daten und Kenntnisse über die kurz- und längerfristige Wirkung der verschiedenen Benachteiligtenprogramme, allgemein über die Lebens- und Berufsverläufe von benachteiligten jungen Menschen und über ihre Lebensbedingungen Arbeitsgruppe „Europäische Öffnung“ … Ziel ist die Erstellung eines Arbeitspapiers mit unterschiedlichen Handlungsoptionen durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Dabei geht es um folgende nationale Zielsetzungen vor dem Hintergrund des entstehenden europäischen Beschäftigungs- und Bildungsraumes … – die Förderung der mit dem Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR)verbundenen Zielsetzung: Verbesserung der Transparenz von nationalen Qualifikationen und Abschlüssen (EUROPASS, Entwicklung eines Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) – die Entwicklung, Erprobung und Implementierung eines Leistungspunktesystems in der beruflichen Bildung (ECVET)zur Förderung von Mobilität und Durchlässigkeit – die Integration interkultureller Kompetenzen in nationale Aus- und Fortbildungsregelungen … – die internationale Vermarktung deutscher Bildungsangebote. Zu den dabei verfolgten Ansätzen gibt es unterschiedliche Verfahrensstände. Der EQR befindet sich in der politischen Abstimmung, bei ECVET wurde das Konsultationsverfahren jüngst eröffnet, die Entwicklung eines deutschen Qualifikationsrahmens steht noch ganz am Anfang. … diese Entwicklungen … haben jedoch alle auf die gleiche Zielsetzung: Nämlich die Verbesserung der Vergleichbarkeit sowie der Anerkennung und Anrechnung von Qualifikationen und Kompetenzen im europäischen Maßstab. Zur besseren Vergleichbarkeit von Qualifikationen und Bewertung von Kompetenzen strebt die Bundesregierung gemeinsam mit den Ländern, den Sozialpartnern und anderen relevanten Bildungsverantwortlichenan, einen deutschen Qualifikationsrahmen zu entwickeln, der es ermöglicht, die nationalen Qualifikationen – und vor allem die im Rahmen dualer Aus- und Fortbildungsgänge erworbenen Lernergebnisse – angemessen zu bewerten. Grundsätzliches Einvernehmen über die Erarbeitung eines DQR ist im Innovationskreis Berufliche Bildung hergestellt worden. … Die Bundesregierung hat gemeinsam mit den Ländern unter Beteiligung der Sozialpartner und anderer relevanter Berufsbildungsakteure eine Stellungnahme zum ECVET-Vorschlag erarbeitet. Bezüglich der praktischen Anwendbarkeit des Instrumentariums besteht noch konkreter Forschungs- und Entwicklungsbedarf. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung wird daher die Entwicklung eines Leistungspunktesystems für die berufliche Bildung mit einer nationalen Pilotinitiative zur „Entwicklung eines Leistungspunktesystem in der beruflichen Bildung“ unterstützen. …“

http://www.bmbf.de

Quelle: http://www.bmbf.de./de/berufsbildungsbericht2007.php

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