OECD-Studie ‚Bildung auf einen Blick 2007‘ veröffentlicht

DÜSTERES BILD DES DEUTSCHEN BILDUNGSSYSTEMS OECD-Studie 2007 wurde letzte Woche Dienstag veröffentlicht Internationale Vergleichsstudien liefern wesentliche Orientierungshilfen bei der Standortbestimmung und der Bewältigung nationaler bildungspolitischer Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund hat sich Bildung auf einen Blick seit 1995 zu einem wichtigen Bezugspunkt für die bildungspolitische Diskussion in Deutschland entwickelt. Mit ihrer jährlich erscheinenden Publikation ‚Education at a Glance / Bildung auf einen Blick‘ bietet die OECD einen aktuellen indikatorenbasierten Überblick zu wichtigen bildungspolitischen Fragen. Dieser Bericht verzeichnet Veränderungen in den verschiedenen Bildungssystemen, weist auf neue Entwicklungen hin und gibt Hinweise auf die Stärken und Schwächen der Bildungssysteme in den OECD-Mitgliedsländern sowie ausgewählten Partnerländern. Dadurch ermöglicht Bildung auf einen Blick den beteiligten Staaten eine Einschätzung, wo ihre Bildungssysteme im internationalen Vergleich stehen. Wie in den Vorjahren werden in Bildung auf einen Blick 2007 internationale Vergleichskennzahlen zur Bildungsbeteiligung und zu Investitionen in die Bildung nach Bildungsstufen und -bereichen dargestellt. Auch Indikatoren zu Bildung und Beschäftigung haben mittlerweile einen festen Platz in Bildung auf einen Blick. Die in diesen Bereichen verwendeten Basisdaten stammen aus den Jahren 2004 und 2005. Im Wesentlichen bestätigt die Studie die Ergebnisse der Vorjahre, nur in manchen Bereichen ist die Bewertung noch schlechter geworden. Deutschland fällt beim Ausbau des Bildungssystems trotz Fortschritten im Vergleich mit anderen Ländern zurück. Im Internationalen Vergleich bei den Abschlüssen im Hochschul- und Fachhochschulbereich rutschte das deutsche Bildungssystem von Rang 10 auf Rang 22 ab. In der diesjährigen Ausgabe von Bildung auf einen Blick werden noch einmal Ergebnisse von PISA 2003 aufgegriffen. Die Einstellungen der Schülerinnen und Schüler zur Mathematik sowie die Leistungen von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund werden ausführlich dargestellt. Wesentliche Aussagen der Studie: “ Eine gut ausgebildete Bevölkerung ist sowohl für die gegenwärtige als auch die zukünftige politische, wirtschaftliche und soziale Entwicklung eines Landes von entscheidender Bedeutung. Hohe Studienanfängerquoten und eine hohe Bildungsbeteiligung im Tertiärbereich tragen zu einem hohen Qualifikationsniveau der Bevölkerung im Allgemeinen und der Erwerbsbevölkerung im Speziellen bei. Im Tertiärbereich A (Universitäten, Fachhochschulen) nahmen im Jahr 2005 in Deutschland 36 % eines Altersjahrgangs ein Studium auf, während es im Durchschnitt aller OECD-Staaten 54 % waren (Durchschnitt EU-19: 53 %). Niedrigere Studienanfängerquoten als in Deutschland finden sich lediglich in Belgien (33 %), Mexiko (30 %) und der Türkei (27 %). Im Zeitverlauf ist zu erkennen, dass in Deutschland die Studienanfängerquote zwischen 1995 und 2000 um 4 Prozentpunkte von 26 % auf 30 %, zwischen 2000 und 2005 um 6 Prozentpunkte von 30 % auf 36 % gestiegen ist. Das OECD-Mittel stieg gleichzeitig von 37 % im Jahr 1995 über 47 % auf 54 % in 2005. Hierbei ist jedoch besonders darauf hinzuweisen, dass in Deutschland viele Qualifikationen traditionell im System der beruflichen Ausbildung vermittelt werden, die in anderen Staaten an Hochschulen vermittelt werden. Der Zusammenhang zwischen Bildung und Beschäftigungschancen ist in den letzten Jahren in den Fokus des öffentlichen Interesses gerückt. Die Erwerbstätigenrate nach Bildungsabschluss – das sind Erwerbstätige gemessen an der Bevölkerung im erwerbstätigen Alter mit entsprechendem Bildungsabschluss – ist ein Indikator für den unmittelbaren Nutzen einer Ausbildung. Die statistische Wahrscheinlichkeit, erwerbstätig sein zu können, steigt in der Regel mit der Höhe des Bildungsabschlusses. Insgesamt zeigt sich eine ähnliche Entwicklung wie im OECD-Durchschnitt. Im Jahr 2005 lag in Deutschland die Erwerbstätigenquote der 25- bis 64-Jährigen mit einem Hochschul- oder vergleichbarem -abschluss bei 83 % (OECD-Mittel: 84 %), wobei deutliche Unterschiede bei Männern und Frauen bestehen. Während die Erwerbstätigenrate der Männer hier bei 86 % (OECD-Mittel: 89 %) liegt, sind von den Frauen lediglich 78 % (OECD-Mittel: 79 %) erwerbstätig. Insgesamt ist festzuhalten, dass die Unterschiede zwischen den einzelnen OECD-Staaten groß sind. Deutlich niedriger liegen die Beschäftigungsquoten bei Personen, die einen beruflichen Abschluss im Sekundarbereich II absolviert haben (z.B. im dualen System der beruflichen Bildung). In dieser Personengruppe sind in Deutschland 76 % der Männer und 65 % der Frauen beschäftigt. Bei Personen, die höchstens einen Abschluss unterhalb des Sekundarbereichs II haben, beträgt die Beschäftigungsquote bei den Männern 62 % und bei den Frauen 45 %. Das Risiko, arbeitslos zu werden, nimmt mit geringerem Bildungsstand deutlich zu, und das in Deutschland wesentlich stärker als im OECD-Mittel. So waren 2005 lediglich 5,3% der Hochschul- oder Fachhochschulabsolventen (Tertiärbereich A, OECD-Mittel 3,9%), 5,9% der Absolventen des Tertiärbereichs B (OECDMittel 4,0%) und 6,9% der Absolventen einer dualen Berufsausbildung arbeitslos, während es bei Personen ohne Sekundarstufe-II-Abschluss 18,8% waren (OECD-Mittel 11%). Die Schere hat sich seit 1998 weiter auseinander entwickelt. Während das Risiko, arbeitslos zu werden, für Absolventen des Tertiärbereichs seit 1998 konstant geblieben ist, hat es sich für Personen ohne Sekundarstufe-II-Abschluss deutlich erhöht. Die Bildungschancen in Deutschland sind ungerecht verteilt. Häufig entscheidet die soziale herkunft über den individuellen Bildungserfolg. Die zwischen 15 und 29 Jahren durchschnittlich zu erwartende Zeit außerhalb des Arbeitsmarkts oder in Beschäftigungslosigkeit bleibt mit 2,2 Jahren in Deutschland geringfügig hinter dem OECD-Mittel von 2,1 Jahren zurück und ist nur in Dänemark, Island, Japan, Luxemburg, den Niederlanden und Norwegen deutlich niedriger (zwischen 0,8 und 1,2 Jahren). Personen ohne Sekundarstufe-II-Abschluss haben in Deutschland außerdem nur vergleichsweise geringe Chancen, Bildungsdefizite durch nicht-formale berufliche Weiterbildung später auszugleichen. Nur 3% der Personengruppe ohne Sekundar-II-Abschluss nahmen in Deutschland an nicht-formalen beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen teil (OECD-Mittel 7%). Mit 10% liegt die Beteiligungsquote von Personen mit einem Abschluss der Sekundarstufe II deutlich höher, jedoch bleibt auch dieser Wert weit unter dem OECD-Mittel von 17%. Schule und Gesellschaft stehen bei der Integration von Migranten vor großen Herausforderungen Die Zuwanderung ist in den meisten OECD-Ländern zu einer zentralen Frage geworden, die heftige Debatten darüber auslöst, wie Migranten erfolgreich in Gesellschaft und Arbeitsmarkt integriert werden können. Die PISA-Studie bringt in diese Debatten wichtige neue Gesichtspunkte ein, indem sie den Bildungserfolg von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund näher untersucht. Zweifellos stehen die Bildungssysteme in diesem Bereich vor schweren Herausforderungen, vor allem in Europa. Die Daten aus PISA 2003 zeigen, dass Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund im OECD-Durchschnitt schlechter abschneiden als die anderen Schüler. In Deutschland sind die Kompetenzunterschiede besonders hoch und betragen umgerechnet etwa zwei Schuljahre. In den 14 OECD-Ländern mit einer großen Zuwandererbevölkerung liegen die im Ausland geborenen Schülerinnen und Schüler auf der PISA-Gesamtskala Mathematik durchschnittlich um 48 Punkte – was mehr als einem Schuljahr entspricht – hinter ihren einheimischen Altersgenossen zurück. In Deutschland verfügen 13% der Jugendlichen ohne Migrationshintergrund nicht über ein für eine aktive Teilhabe an Wirtschaft und Gesellschaft ausreichendes Verständnis von mathematischen Konzepten, Sachverhalten und Prozessen, gegenüber mehr als 30% der Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Bei den Schülerinnen und Schülern der zweiten Generation sind es sogar 46,8%. Der Leistungsabstand der zweiten Generation ist mit 40 Punkten immer noch erheblich. In Kanada, Luxemburg, Schweden und der Schweiz sowie im Partnerland Hongkong (China) schneiden die Schülerinnen und Schüler der zweiten Generation deutlich besser ab als die im Ausland geborenen Schüler, wobei sich der Leistungsabstand in der Schweiz um 31 und in Schweden um 58 Punkte verringert. Der Leistungsabstand von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund ist im Ländervergleich sehr unterschiedlich, er reicht von unerheblichen Werten in Australien, Kanada und Neuseeland bis zu über 90 Punkten in Belgien und Deutschland, selbst für die zweite Generation. “ Politik, Gewerkschfaften und anderen Interessesverbände debattieren die neuste OECD-Studie. Eine kleine Auswahl der Kommentare zeigt deutlich: von einem einheitlichen Meinungsbild zur Entwicklung des Bildungssystems ist Deutschland weit entfernt, auch wenn es ähnliche Tendenzen zu erkennen gibt. * Für OECD-Generalsekretär Angel Gurría liegt die Wurzel der ungerecht verteilten Bildungschancen im Schulsystem: ‚Kinder werden hierzulande bereits mit zehn Jahren auf unterschiedliche Bildungswege verteilt. Wer aus einer benachteiligten Familie kommt, wird dabei eher auf einen Bildungsweg geleitet, der eine geringere Leistung erwarten lässt.‘ * SPD-Generalsekretär Hubertus Heil will den Kindern ein längers gmeinsames Lernen ermöglichen. Heil unterstützt die Kritik der OECD und verwies darauf, dass die SPD in dem Entwurf für ihr neues Grundsatzprogramm dafür werbe, Kinder so lange wie möglich zusammen und voneinander lernen zu lassen. ‚Dies ist am besten in einer gemeinsamen Schule bis zur zehnten Klasse zu erreichen‘, empfahl der SPD-Generalsekretär. In vielen Bundesländern, so Heil, beschreite die SPD bereits Wege für ein längeres gemeinsames Lernen. Schließlich müsse in Deutschland endlich der Zusammenhang zwischen Bildungserfolg und sozialer Herkunft aufgebrochen werden. Die SPD forderte mehr Investitionen in Bildung. Deutschland gebe im internationalen Vergleich zu wenig für die Bildung der Kinder aus. Auch gehe es darum, dem Bereich endlich den richtige Stellenwert zuzuweisen: ‚Bildungsausgaben sind Zukunftsinvestitionen‘, unterstrich Heil. ‚Es wird Zeit, dass sie auch als solche anerkannt werden.‘ Im Rahmen der Föderalismusreform Teil 2 eröffne sich jetzt die Chance, den Investitionsbegriff neu zu definieren, stellte er in Aussicht. * Das Bundesministerium für Bildung und Forschung sieht eine Bewältigungsstratgie der Herausfoderung MigrantInnen besser in das Bildungssystem zu integrieren in der sprachlichen Förderung und der Qualifizierung der Lehrkräfte: “ Angemessene Sprachkenntnisse in der Unterrichtssprache sind der Schlüssel für schulischen Erfolg. Um herkunftsbedingte Defizite frühzeitig auszugleichen, hat die Kultusministerkonferenz nach PISA 2003 besonderes Gewicht auf die systematische, kontinuierliche Sprachförderung sowie Sprachstandsfeststellungen gelegt. Dass dieser Ansatz zum frühzeitigen Ausgleich herkunftsbedingter Defizite in die richtige Richtung weist, wird mit Blick auf die 2006 vorgelegte PISA 2003-Sonderauswertung der OECD („Where Immigrant Students Succeed“) besonders deutlich. Die Leistungsunterschiede zwischen Schülerinnen und Schülern mit und ohne Migrationshintergrund sind in vielen Staaten noch sehr groß. Für Deutschland signalisiert das sehr schwache Abschneiden der Schülerinnen und Schüler der zweiten Zuwanderergeneration – deren Eltern also zugewandert sind, die selbst aber in Deutschland geboren wurden – besonderen Handlungsbedarf. Bemerkenswert ist, dass Schülerinnen und Schüler, die selbst immigriert sind, im Vergleich dazu deutlich besser abschneiden, was auch mit soziokulturellen und ethnischen Unterschieden der verschiedenen Zuwanderergenerationen zusammenhängt. Aber auch zwischen der ersten Zuwanderergeneration und deutschen Schülerinnen und Schülern zeigen sich noch relativ große Leistungsunterschiede. Der politische Stellenwert der möglichst früh einsetzenden Sprach- und Integrationsförderung spiegelt sich in den Selbstverpflichtungen der Länder wider, die im Nationalen Integrationsplan 2007 dokumentiert sind. Gemeinsames Ziel ist es, die Abbrecher- und Wiederholerquoten von Kindern mit Migrationshintergrund deutlich zu senken. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Qualifizierung der Lehrkräfte: Module für Deutsch als Zweitsprache, zur Stärkung der Diagnosefähigkeit sowie Methodentraining sind in der Lehrerbildung verankert. Die Sprach- und Integrationsförderung ist eine fachübergreifende Daueraufgabe. “ * Die Bildungspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen erklärte: “ Wer Kinder mit zehn Jahren auf Hauptschulen abschiebt, ihnen dann keinen Ausbildungsplatz anbietet und kaum staatliche Unterstützung für Weiterbildung gibt, darf sich nicht wundern, wenn er auf einen massiven Fachkräftemangel zusteuert. Laut OECD-Studie kann sich nur ein Fünftel der 15-Jährigen vorstellen, später einmal zu studieren. Das ist ein Armutszeugnis für unsere Schulen und Kitas. Es ist eine Bildungs-Demotivation, die jedem Verantwortlichen in Bund und Ländern den Schlaf rauben sollte. Wo sollen bei einer solchen Verschleuderung von Potenzialen die Fachleute der Zukunft herkommen? Wir Grüne fordern eine Qualitätsoffensive für Kitas und Schulen: Wir brauchen mehr und besser ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher. Wir wollen, dass Kinder nicht mehr mit 10 Jahren aussortiert und damit demotiviert werden. Sie sollen länger gemeinsam lernen und individuell gefördert werden. Dies kann nur durch eine reformierte Lehrerausbildung gelingen, die zudem andere Unterrichtsmethoden in Mathe und Naturwissenschaften vermitteln muss. Außerdem muss massiv in Weiterbildung investiert werden. Der Staat sollte allen Menschen einen Schulabschluss finanzieren, auch Erwachsenen. Für weitergehende Abschlüsse brauchen wir ein Unterstützungssystem, das allen Abbrechern – ob in Schule, Ausbildung oder Studium – eine zweite Chance gibt. Dazu gehört auch die Bildungsberatung in allen Lebensphasen. “ * Die Bildungsgewerkschaft GEW mahnte an, die Zahlen der OECD endlich als deutliches Warnsignal und Handlungsanregung zu verstehen. ‚Die erschreckende Botschaft der Untersuchung lautet erneut: Deutschland bleibt Weltmeister in sozialer Auslese. Akademikerkinder etwa bleiben an den Hochschulen weitgehend unter sich. Wer eine Studienanfängerquote von 40 Prozent erreichen will, muss so schnell wie möglich in der Bildungspolitik grundlegend umsteuern. Chancengleichheit muss verbessert, die Selektionsmechanismen des Bildungs- und Schulsystems müssen abgebaut werden: Das sind die Knackpunkte‘, sagte GEW-Vorsitzender Ulrich Thöne am Dienstag. ‚Wir haben zu wenig hochqualifizierte Menschen, leisten uns aber ein hochselektives Schulsystem, das insbesondere Kinder aus sozial schwächeren Familien und Migrantenhaushalten ausgrenzt. Migrantenkinder liegen in ihren Leistungen laut PISA-Studie rund zwei Schuljahre hinter deutschen Schülern zurück. Das birgt immensen gesellschaftlichen Sprengstoff in sich, Deutschland verschleudert seine Potenziale.‘ Alle Kinder müssten von Anfang an besser individuell gefördert werden, appelliert die GEW. Darüber hinaus unterstützt die Gewerkschaft die Forderung nach höheren Investitiontn in das Bildungssystem (vgl. SPD). Der GEW-Vorsitzende unterstrich, dass die notwendige Wende in der Bildungspolitik nicht ohne mehr Geld zu haben ist: ‚Ausgaben für das Bildungswesen sind Zukunftsinvestitionen. Andere Staaten haben das längst erkannt, mehr Mittel in die Bildung gesteckt und sind an der Bundesrepublik vorbeigezogen. Ohne mehr öffentliche Gelder wird Deutschland seinen Rückstand nicht aufholen. Ohne mehr öffentliche Gelder, um allen Menschen den Zugang zu einer qualitativ hochwertigen Bildung zu ermöglichen, werden sich die ökonomischen und sozialen Probleme in der Bundesrepublik verschärfen.‘ Die Studie belegt, dass die Bildungsausgaben in Deutschland weit unter dem OECD-Schnitt liegen und – gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) – prozentual in den vergangenen zehn Jahren zurück gegangen sind. * Als ‚besorgniserregend‘ bewertet der Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) Ludwig Eckinger den fehlenden Bildungsoptimismus in Deutschland im Vergleich zu anderen OECD-Staaten. ‚Die mangelnde Bildungsgerechtigkeit im deutschen Bildungssystem schlägt sich inzwischen auf direktem Wege in einem strukturellen Mangel nieder‘, warnt Eckinger angesichts des jüngsten OECD-Datenreports. ‚Dringender denn je müssen die Bildungshürden beseitigt und Bildungschancen unabhängig von sozialer und ethnischer Herkunft ermöglicht werden‘, fordert Eckinger. ‚Wir müssen den Paradigmenwechsel von der Auslese hin zum Prinzip des Förderns und Forderns jeder Schülerin und jedes Schülers vollziehen. Bildung muss sich erkennbar auch für jeden Einzelnen lohnen. Dazu müssen die Bildungshürden weggeräumt werden, durch die jetzt noch fast ein Viertel der Lernenden auf der Strecke bleibt.‘ Der VBE hatte Ende voriger Woche in einer Resolution gefordert, allen Jugendlichen eine Chance auf berufliche und gesellschaftliche Teilhabe zu sichern. ‚Das frühe Aufteilen der Lernenden in verschiedene Bildungsgänge spiegelt sich negativ in den Erwartungen der Schülerinnen und Schüler an einen Abschluss‘, unterstreicht der VBE-Bundesvorsitzende. Er betont weiter: ‚Der enge Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungsweg findet sich in den Bildungserwartungen der jungen Menschen wieder. Das Zutrauen zu einer möglichen höheren Qualifikation wird im deutschen System beschädigt.‘ Schlußgedanken: Ob das Heil der Bildungskrise in der Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems liegt, darüber lässt sich hervorragend streiten. Die Tatsache, dass die Chancen von Oberschichtkindern, ein Studium zu beginnen, in Deutschland mehr als doppelt so hoch sind wie die von Kindern aus einfachen Verhältnissen, lässt sich nicht wegleugnen. Müssen die Schulen stärker in die Pflicht genommen werden begabte SchülerInnen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft zu fördern? Welche Rolle spielen Bildungsträger und Schulsozialarbeit dabei? Ausbildungsplätze werden verstärkt mir hochqualifizierten SchulabgängerInnen (Hochschulreife) besetzt wodurch einem großen Teil Jugendlichermit Hauptschul- oder Realschulabschluss die Chance auf den Erwerb eines Sekundarstufe-II-Abschlusses im Dualen System genommen wird. Bedingt eine Förderung begabter SchülerInnen und die Ermutigung ein Studium aufzunehmen mehr freie Ausbildungsplätze, die auch benachteiligten Jugendlichen zur Verfügung stünden? Wie kann Jugendsozialarbeit bei einer Reform des Bildungssystems zu mehr Chancengleichheit und damit Gerechtigkeit beitragen?

http://www.bmbf.de
http://www.oecd.org/home/0,2987,en_2649_201185_1_1_1_1_1,00.html
http://www.bundesregierung.de/nn_1494/Content/DE/Pressemitteilungen/BPA/2007/09/2007-09-18-maria-boehmer-oecd-studie.html
http://www.spd.de/menu/1727255/
http://www.gruene-bundestag.de/cms/presse/dok/197/197828.htm
http://www.linksfraktion.de/pressemitteilung.php?artikel=1238375123
http://www.gew.de/GEW_Deutschland_bleibt_Weltmeister_in_sozialer_Auslese.html
http://www.taz.de/index.php?id=hamburg&art=3742&id=deutschland-artikel&src=HL&cHash=7a836ab998
http://www.lehrerverband.de/oecd07.htm
http://www.dihk.de/index.html?/inhalt/themen/ausundweiterbildung/news/meldung670.html
http://www.bildungsspiegel.de/pisa-monitor/bildung-auf-einen-blick-2007_2.html

Quelle: OECD, BMBF, Bildungsspiegel.de, Newsletter Bildungsklick, Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion, SPD Bundestagsfraktion, GEW

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