Aktuelle Ausbildungsplatzzahlen sind kein Grund zu uneingeschränktem Jubel

VERBESSERUNG AM AUSBILDUNGSMARKT Die gute Nachricht, dass es mehr Ausbildungsplätze gibt, stimmt, ABER … Jugendbischof Bode und Caritas-Präsident Neher fordern ‚Die Schwachen am Lehrstellenmarkt nicht aus den Augen verlieren‘ Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt hat sich nach den Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) im Berufsberatungsjahr 2006/2007 auch infolge des konjunkturellen Aufschwungs verbessert. Die Anzahl der gemeldeten Bewerber war geringer als im Vorjahr, die Zahl der gemeldeten Ausbildungsplätze dagegen höher. Die Zahl der Jugendlichen, die für das bereits begonnene Ausbildungsjahr noch eine Lehrstelle suchen, ist kleiner geworden. Die Bundesregierung stellte vergangene Woche fest, dass der Aufschwung endlich auch bei den jungen Menschen angekommen sei. Der Ausbildungspakt wird als Erfolg gefeiert. Bis heute unversorgten Bewerberinnen und Bewerbern wird Mut gemacht. Die Regierung sieht gute Chancen auf Qualifizierung junger Menschen in einer am 1. Oktober gestarteten Nachvermittlungsaktion. Bundesarbeitsminister Müntefering wies darauf hin, dass jedem Jugendlichen ein Angebot gemacht werde. Auch die Vermittlung in außerbetriebliche Ausbildung oder Berufsvorbereitende Maßnahmen seien möglich. Neben den noch unbesetzten Ausbildungsplätzen stehen 40.000 Plätze für betriebliche Einstiegsqualifizierungen zur Verfügung, die Müntefering über die Arbeitsagenturen und Job-Center als gesetzliche Dauerleistung fördern lassen möchte. Verdeckt die gute Konjunktur Strukturprobleme des Ausbildungsmarktes? Es darf nicht außer Acht gelassen werden, dass von den 734 000 Ausbildungsbewerberinnen und -bewerbern nur 43% tatsächlich eine betriebliche Ausbildung beginnen. Über 385 000 junge Menschen befinden sich in Maßnahmen des Übergangssystems, außerbetrieblicher oder schulischer Ausbildung. Diese jungen Menschen brauchen eine Perspektive. In einer gemeinsamen Stellungnahme warnen auch Jugendbischof und Caritas-Präsident vor zu viel Euphorie: “ Jugendbischof Franz-Josef Bode und Caritas-Präsident Peter Neher haben angesichts der heute vorgelegten Zahlen zum Ausbildungsstellenmarkt vor zu viel Euphorie gewarnt. ‚Wir freuen uns, dass die gute Konjunktur auch den Lehrstellenmarkt erreicht und mehr junge Leute als in den Vorjahren eine Ausbildung beginnen können‘, betonten der Osnabrücker Bischof und der Präsident des Deutschen Caritasverbandes am Donnerstag in einer gemeinsamen Stellungnahme. ‚Allerdings dürfen wir uns von den Zahlen nicht täuschen lassen: Es gibt nach wie vor zahlreiche junge Menschen, die mit ihrer Schulbildung keine realistische Chance auf eine Ausbildung in einem Betrieb haben. Wir dürfen diese Jugendlichen nicht aus den Augen verlieren.‘ Ein Teil der positiven Entwicklung sei darauf zurückzuführen, dass die Bundesagentur für Arbeit mehr außerbetriebliche Ausbildungsplätze finanziert habe. ‚Für einige junge Leute ist dies ein guter Weg.‘, sagte Bode. ‚Die gute Konjunktur beseitigt aber nicht das Problem, dass viele junge Menschen keine Ausbildung beginnen konnten, sondern in Fördermaßnahmen auf die Lehre vorbereitet werden. Wir müssen Lösungen finden, wie auch schwächere Schüler den Einstieg ins Berufsleben finden. Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Hier sind vor allem Schulen, Politik und Unternehmen gefordert‘, sagte Bode. ‚Gerade benachteilige Jugendliche brauchen bereits zu einem frühen Zeitpunkt Unterstützung und Angebote zur Berufsorientierung und Berufsvorbereitung‘, sagte Neher. ‚Wir brauchen in und nach der Schule verlässliche Angebote, die die Entwicklung und die Ausbildungsfähigkeit junger Menschen fördern. Die Erfahrungen in den Einrichtungen der Caritas zeigen, dass auch Jugendliche mit schlechten Voraussetzungen bei entsprechender Förderung ihre Potenziale entwickeln können.‘ Gleichzeitig wies Neher darauf hin, dass auch die Unternehmen Unterstützung bräuchten, um schwächere Jugendliche ausbilden zu können. “

http://www.caritas.de/2338.asp?id=14194&page=1&area=dcv
http://www.arbeitsagentur.de
http://www.bundesregierung.de/nn_1264/Content/DE/Artikel/2007/10/2007-10-11-ausbildungsplaetze_20fuer_20alle.html

Quelle: BAG KJS Bundesagentur für Arbeit Bundesregierung Deutscher Caritasverband

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