Arbeitsqualität aus Sicht von jungen Beschäftigten (unter 30 Jahren)

SONDERAUSWERTUNG DES DGB-INDEX GUTE ARBEIT Als „alarmierend‘ bezeichnete die stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock die Ergebnisse der DGB-Jugend-Studie zur Qualität der Arbeit junger Beschäftigter. Es ist die erste repräsentative Untersuchung, die sich den Hauptformen prekärer Beschäftigung der unter 30jährigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer widmet: befristete Arbeitsplätze, Minijobs, Zeitarbeit und unfreiwillige Teilzeitjobs. „Ausgerechnet die jüngere Generation zählt zu den Verlierern auf dem Arbeitsmarkt“, sagte Ingrid Sehrbrock. „Unter 30-Jährige sind deutlich besser ausgebildet als Ältere und dennoch überdurchschnittlich häufig von prekären Beschäftigungsverhältnissen betroffen. Dabei brauchen gerade Jüngere eine Arbeit, die Planbarkeit gewährleistet sowie ein Einkommen, mit dem sie ihr Auskommen haben.‘ Der DGB fordert „Gute Arbeit“, und versteht darunter ein unbefristetes Normalarbeitsverhältnis mit sozialer Sicherung, angemessenem Einkommen, Tarifvertrag sowie Mitbestimmung im Betrieb. Um „Gute Arbeit‘ zu erreichen, fordert der DGB u.a.: – Eindämmung der Zeitarbeit sowie gleiche Bezahlung und Behandlung der Stammbelegschaft und der Zeitarbeitnehmer/innen. – Einführung gesetzlicher Mindestlöhne nicht unter 7,50 Euro pro Stunde, damit Wettbewerb nicht länger über Löhne ausgetragen wird – Eindämmung befristeter Arbeitsverhältnisse und einen gesetzlichen Anspruch auf Übernahme, wenn im Unternehmen Arbeitskräftebedarf besteht. – Einschränkung der Minijobs, da sie sozialversicherungspflichtige Arbeit verdrängen – Gesetzliche Regelungen für Praktika nach dem Hochschulabschluss: Praktika müssen ein Lernverhältnis sein und dürfen keine reguläre Arbeit ersetzen sie sollten auf drei Monate befristet und angemessen entlohnt werden – Gleichstellung von Männern und Frauen bei der Bezahlung sowie bei den Aufstiegschancen – Vereinbarkeit von Beruf und Familie, damit sich auch Eltern beruflich kontinuierlich weiter entwickeln können. Wichtig ist daher der Ausbau qualitativ guter Kinderbetreuungseinrichtungen sowie individuelle Arbeitszeitgestaltung im Sinne der Familien Ingrid Sehrbrock: „Ein positives Ergebnis der DGB-Jugend-Studie ist es, dass sich fast 80 Prozent der Befragten vorstellen können, für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen.“ Das zeige, dass junge Arbeitnehmerinnen weder gleichgültig sind noch resigniert haben: „Sie wollen sich für ihre berufliche Zukunft einsetzen. Jetzt sind sowohl Politik als auch Unternehmen in der Bringschuld: Man muss die Jüngeren fördern. Sie sind unsere Zukunft.‘ Zentrale Ergebnisse der Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit 2007: “ Jüngere Beschäftigte haben es auf dem Arbeitsmarkt besonders schwer. Dies ist das Ergebnis der Sonderauswertung des Index Gute Arbeit für jüngere Beschäftigte unter dreißig Jahren. Sie müssen deutlich häufiger als ältere mit unsicheren und schlecht bezahlten Jobs vorlieb nehmen. Und junge Beschäftigte sind häufiger befristet beschäftigt oder arbeiten in Zeitarbeit. * Befristet und in Zeitarbeit Junge Beschäftigte sind häufiger prekär beschäftigt: 53 Prozent der jungen Beschäftigten hatten in den ersten Jahren ihrer relativ kurzen Erwerbsbiographie mindestens einen befristeten Arbeitsvertrag, bei den Beschäftigten über dreißig Jahren sind es 33 Prozent. 15 Prozent der jungen Beschäftigten hatten schon einmal einen Zeitarbeitsvertrag im Vergleich zu 8 Prozent bei den über Dreißigjährigen. * Arbeitsqualität junger Beschäftigter Insgesamt werden nur 11 Prozent der Arbeitsplätze von jungen Beschäftigten umfassend positiv beschrieben, 59 Prozent der Arbeitsplätze werden mittelmäßig bewertet – und 30 Prozent sind schlecht. Die Ergebnisse sind allerdings dort besser, wo ein Betriebs- oder Personalrat die Interessen der Belegschaft vertritt. Für 99 Prozent der Beschäftigten unter dreißig Jahren ist ein ausreichendes leistungsgerechtes Einkommen, für 95 Prozent die Arbeitsplatzsicherheit äußerst wichtig bzw. wichtig. Bei der Bewertung ihrer aktuellen Arbeitssituation schneiden diese Werte jedoch besonders schlecht ab. Es gibt eine eklatante Lücke zwischen dem Wunsch und der Realität. * Stress im Alltag Jeder Zweite fühlt sich ständig leer und ausgebrannt. Der Arbeitsalltag ist durch hohe Belastungen geprägt: 52 Prozent fühlen sich nach der Arbeit leer und ausgebrannt. 41 Prozent haben sogar in der Freizeit Probleme sich zu erholen. Die hohen Belastungen bei der Arbeit führen bei fast der Hälfte der Befragten (45 Prozent) dazu, dass das Verhältnis zwischen ihrem beruflichen und privaten Leben nicht mehr als ausgewogen bezeichnet werden kann. Sie geben weiter an, dass ihnen ihre berufliche Arbeit zu wenig Zeit für Familie, Freundschaften und private Interessen lässt. Stress und Erholungsprobleme beeinflussen auch die persönliche Einschätzung der subjektiven Arbeitsfähigkeit. Lediglich 49 Prozent der jungen Beschäftigten antworten auf die Frage, ob er oder sie sich vorstellen kann, die derzeitigen Arbeitsanforderungen bis zum Rentenalter ausüben zu können, uneingeschränkt optimistisch. Ein Drittel der Befragten kann sich schon heute nicht vorstellen, im aktuellen Beruf gesund bis ins Rentenalter zu kommen. * Unternehmensbindung Ein Drittel würde sofort wechseln. Trotz hoher Identifikation mit der Arbeit fehlt die Verbundenheit mit dem Unternehmen: Für 57 Prozent ist dies ein relativ fremdes Gefühl. Wenn sie eine entsprechende Alternative hätten, würden 32 Prozent der jungen Beschäftigten ihren Arbeitgeber wechseln. 30 Prozent empfinden die gegenwärtige Arbeitssituation als frustrierend. Und trotzdem können sich 79 Prozent vorstellen, sich für bessere Arbeitsbedingungen einzusetzen. Das zeigt: Wir haben es hier mit einer hoch motivierbaren und engagierten, aber auch stark verunsicherten Generation zu tun. Junge Menschen brauchen eine Perspektive und dürfen nicht weiter die – meist unfreiwilligen – Vorreiter bei der Flexibilisierung der Arbeitswelt sein. “ Die Untersuchung ist im Anhang als Download bereit gestetllt.

http://www.dgb.de

Quelle: Pressemeldung DGB Jugend

Dokumente: Gute_Arbeit_Index_Junge_Beschaeftigte_1_.pdf

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