Lernen und Arbeiten in der Berufsvorbereitung systematischer miteinander verzahnen

Der Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit legt eine Stellungnahme zum neuen BvB-Pro Fachkonzept vor: Das neue Fachkonzept hält nicht das, was versprochen wurde, so die erste Bilanz. Bisher gelingt es nur in geringem Maße, Förderangebote für junge Menschen durch berufsvorbereitende Bildungsmaßnahmen (BvB) mit produktionsorientiertem (Pro) Ansatz bereitzustellen. Die Umsetzung erfolgte bisher nur vereinzelt und eher schleppend. Produktionsschulen und Jugendwerkstätten konnten – entgegen der eigentlichen Zielsetzung – von dem Konzept kaum profitieren. Damit betriebsorientierte Lernkonzepte erfolgreich realisiert werden können, bedarf es einer rechtskreisübergreifenden Zusammenarbeit und neuer Finanzierungsregelungen.

Auszüge aus der Stellungnahme des Kooperationsverbundes Jugendsozialarbeit zu BvB-Pro:

„Eine erste Bilanz und Vorschläge zur Weiterentwicklung

(…) Mit der ersten bundesweiten Ausschreibung im Frühjahr 2013 konnten in der Summe nur ca. 700 BvB-Pro-Plätze angeboten werden. Neben regionalen Einzellösungen wurden in Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen mit insgesamt 500 Plätzen zwei landesweite Lösungen geschaffen.

Auch die angestrebte Sicherung von bestehenden Produktionsschulen über das neue Fachkonzept BvB-Pro gelang in NRW bei lediglich 250 der insgesamt über 400 Plätzen und in Mecklenburg-Vorpommern bei 100 Plätzen im Rahmen von landesweiten Lösungen. Eine Absicherung des rechtskreisübergreifenden Angebots der Jugendwerkstätten in Bayern und Niedersachsen über BvB-Pro ist bislang gar nicht gelungen. (…)

Mitgestaltung der Jugendhilfe als Gelingensbedingung für das neue Konzept

Unterhalb der Landesebene ist in verschiedenen Bundesländern das Konzept BvB-Pro an einzelnen Standorten regional umgesetzt worden. Kennzeichen dieser kleinen, regionalen Lösungen ist die Beteiligung der kommunalen Jugendämter. Hier zeigen sich erfolgreiche Wege bei gemeinsamen Finanzierungen durch die örtliche Jugendhilfe und Arbeitsförderung, weil die Jugendhilfe als Ko-Finanzier und Mitgestalter etwa bei der Trägerauswahl eine wesentliche Rolle spielt.

Auch bei den landesweiten Lösungen waren die zuständigen Ministerien in NRW und Mecklenburg-Vorpommern bei der Trägerauswahl maßgeblich beteiligt. Auskömmliche Preise sind zur Sicherstellung der Qualität unabdingbar: Dies wurde erreicht, weil vor der Ausschreibung marktübliche Preislagen bekannt waren. Mit wenigen Ausnahmen wurde das Verfahren der freihändigen Vergabe gewählt, da der Ko-Finanzier seine finanzielle Beteiligung von der Trägerauswahl abhängig gemacht hat. (…)

Landesweite Lösungen könnten Gestaltungsspielräume bieten und große Wirkung entfalten

Zukünftig sollten möglichst umfassende Lösungen auf Landesebene unter Beteiligung des Landesjugendhilferessorts und eines starken öffentlichen Jugendhilfeträgers vor Ort mit landesweiter Wirkung erreichet werden. (…) Dafür müssen folgende Voraussetzungen vorliegen:

  • abgestimmte kompatible Finanzierungskonstrukte mit längerfristiger Perspektive,
  • die Auswahl von geeigneten (Jugendhilfe)-Maßnahmeträgern durch das Land bzw. den regionalen öffentlichen Jugendhilfeträger,
  • die Ermöglichung eines auskömmlichen Preises, der pädagogische Qualität und eine angemessene Bezahlung der Fachkräfte sicherstellt,
  • die Möglichkeit, durch eine angemessene Förderung Berufsvorbereitungsmaßnahmen und Ausbildungsmaßnahmen für benachteiligte junge Menschen zu kombinieren, wie es in den meisten Jugendwerkstätten angeboten wird sowie
  • die Anwendung der freihändigen Vergabe, bis weitere geeignete Lösungswege für die Beauftragung von jugendhilfeorientierten Förderangeboten für junge Menschen gefunden bzw. geschaffen wurden.

Veränderungen der Rahmenbedingungen sowie des Fachkonzepts von BvB-Pro sind notwendig

Das Fachkonzept BvB-Pro und die Konzepte der Produktionsschulen und Jugendwerkstätten passen bislang nicht wirklich gut zusammen. Um dies zu ändern, müssen verschiedene Aspekte beachtet werden:

  • Gewerke müssen vom durchführenden Träger mitbestimmt werden können. (…)
  • Eine Produktionsschule braucht eine gewisse Größe, damit sie pädagogisch und wirtschaftlich durchführbar ist. (…)
  • Mehr Flexibilität, mehr Individualität und weniger Regeln. (…)“

Die Stellungnahme bezieht sich auf das neue BvB-Pro-Fachkonzept. Darüber berichteten die „Jugendsozialarbeit News“ in ihrer Ausgabe vom 03.12.2012.

Quelle: Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit; G.I.B.

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