„Jugendarmut ist ein sozialer Sprengsatz. Wie kann man von einem jungen Menschen verlangen, dass er sich zu der Gesellschaftsordnung in Deutschland bekennt, wenn er keine ausreichende Chance hat, z. B. den Übergang von der Schule in den Beruf zu schaffen, und wenn familiäre oder soziale Unterstützungsnetzwerke nicht tragfähig sind?“, machte Oliver Wittke bei der Vorstellung des Monitors Jugendarmut deutlich. Wittke war Oberbürgermeister von Gelsenkirchen und NRW-Verkehrsminister, heute vertritt er seine Stadt im Deutschen Bundestag. Seit März 2018 ist er Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Die neuen ASPEKTE der Jugendsozialarbeit dokumentieren Wittkes Statement in gekürzter Form. Dabei wird unmissverständlich für die Leserschaft klar: der Einsatz gegen Jugendarmut muss sich verändern.
Armutsbekämpfung obliegt nicht nur der Bundesregierung
Staatssekretär Wittke verweist darauf, dass Armutsbekämpfung nicht nur eine Frage der Ressourcen sei. Es gehe nicht nur um Geld, sondern auch um soziale Bindungen. Und soziale Bindungen ließen sich nicht durch politische Beschlüsse herstellen. Da bedarf es des Engagements der Gesellschaft, beispielsweise durch Vereinsleben oder aktive Nachbarschaften.
Die Bundesregierung hat bereits ein ganzes Bündel von Maßnahmen angestoßen, um (Jugend)armut zu bekämpfen. Insbesondere sollen mehr junge Menschen einen Schulabschluss erreichen und der Übergang von der Schule in den Beruf gefördert werden, denn Bildung ist ein Schlüssel , um Armut zu bekämpfen.
Wittke macht deutlich, dass es ein Unterschied ist, ob ein einzelnes Quartier, ein einzelner Straßenzug oder ob eine Kommune durch ein flächendeckendes Armutsphänomen gekennzeichnet ist. Seiner Meinung nach müssen die Anstrengungen erhöht werden, insbesondere da, wo sich das Problem ballt.
Beispiel Talentschulen in NRW
Wittke stellt dazu ein Beispiel aus NRW vor: „In Nordrhein-Westfalen werden Talentschulen auf den Weg gebracht. Mit zusätzlichem Personal, Lernmitteln und Technik wird gezielt in Schulen in sozial-schwachen Stadtteilen investiert. Diese sollen ganz besonders gut aufgestellt und ausgestattet werden. Die Hälfte dieser Talentschulen wird im Ruhrgebiet sein, weil da der Bedarf am Größten ist. So vollzieht man den Wechsel vom Gießkannenprinzip zum Wasserschlauchprinzip.“
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Quelle: Aspekte der Jugendsozialarbeit Nr. 80