Die Journalistin und Redakteurin Susan Djahangard stellt im Magazin der Süddeutschen Zeitung fest, dass die Feiertagsreglungen in Deutschland nicht die bunte und vielfältige Gesellschaft widerspiegeln. Die meisten Feiertage in Deutschland haben einen christlichen Anlass. Einige Bundesländer bieten zusätzliche freie Tage für Festtage anderer Religionen. Die Autorin schlägt als Lösung sogenannte schwimmende Feiertage vor. Diese könne sich jede Person nach eigenen Wünschen terminieren. Als Beispiel führt Djahangard die Vereinten Nationen an. Jeder Standort legt Feiertage fest, angelehnt an diejenigen, die im jeweiligen Land gelten. Zusätzlich könne jede*r Mitarbeiter*in seit 2015 einen »Floating Holiday«, einen schwimmenden Feiertag, aus einer Liste auswählen. So soll der Vielfalt des Personals Respekt gezollt werden. In Deutschland könne man mit einem solchen schwimmenden Feiertag beginnen. Die Auswahlliste soll in einem demokratischen Prozess entstehen. Mehrere Monate lang dürften alle Menschen, die in Deutschland leben, Vorschläge mit Begründungen einreichen, welche Tage sie feiern möchten. Eine Kommission soll daraus die Liste zusammenstellen. Entscheidungsleitend soll dabei nicht das Mehrheitsprinzip, sondern der Anspruch größtmöglicher Inklusivität sein. Bundestag und Bundesrat sollen die Liste demokratisch legitimieren. Entstünden durch neue Migrationsbewegungen nach Deutschland oder neue gesellschaftspolitische Ideen andere Bedarfe, sei die Liste fortzuschreiben. Nach Djahangard sind Feiertage nicht nur für Einzelne und die Identitätsbildung wichtig, sondern auch für die Gesellschaft und die Gemeinschaft. Schwimmende Feiertage, insbesondere ihre Aushandlung würden uns zusammenbringen und die Gemeinschaft stärken, schlussfolgert die Autorin.
Quelle: Djahangard, Susan: Für mehr Vielfalt bei den Feiertagen. In: Süddeutsche Zeitung Magazin, Glaube und Religion, Heft 23/2022, 9. Juni 2022.