Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) berechnet jährlich die Lösungsquote bei den dualen Ausbildungsverträgen. Im Jahr 2022 stieg diese bundesweit auf 29,5 Prozent und erreichte nach BIBB-Analysen einen neuen Höchststand. Das entspricht 155.325 vorzeitig aufgelösten Berufsausbildungen. 2019 lag die Quote bei 26,9 Prozent. Die Lösungsquote gibt Auskunft darüber, wie viele der begonnenen Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst wurden. Da auch immer wieder Auszubildende anschließend erneut einen Ausbildungsvertrag im dualen System abschließen, ist sie nicht mit einer Abbruchquote gleichzusetzen.
Das BIBB diskutiert in ersten Analysen mögliche Ursachen für den Anstieg der Lösungsquote und beschreibt Maßnahmen, die vor und während der Ausbildung helfen, das Vertragslösungsrisiko zu senken. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) e. V. plädiert seit langem dafür die Assistierten Ausbildung (AsA) bei Betrieben und Auszubildenden bekannter zu machen und die Berufsorientierung zu stärken. Bereits 2016 formulierte die BAG KJS Kriterien für eine gelingende Assistierte Ausbildung. Im Vorfeld der letzten Bundestagswahl zeigte die BAG KJS auf, wie sie sich für den Ausbau der AsA engagiert und welche politischen Rahmenbedingungen für einen Ausbau notwendig sind.
Wann und warum werden Ausbildungsverträge aufgelöst?
Auf Basis der Daten der Berufsbildungsstatistik der statistischen Ämter des Bundes und der Länder berechnet das BIBB die Lösungsquoten. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 155.325 duale Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst. Gut ein Drittel dieser Vertragslösungen erfolgte in der Probezeit, ein weiteres Drittel danach, aber noch im ersten Ausbildungsjahr. Weitere knapp 23 Prozent erfolgten im zweiten Ausbildungsjahr.
Laut BIBB ist eine aus Sicht der Jugendlichen günstige Ausbildungsmarktlage ein wichtiger Einflussfaktor. Könnte aufgrund einer günstigen Marktlage relativ einfach ein alternativer Ausbildungsplatz gefunden werden, erhöht das die Chancen auf eine vorzeitige Auflösung eines Ausbildungsvertrags. Die BIBB Wissenschaftler*innen gehen davon aus, dass Auszubildende bei auftretenden Problemen im Ausbildungsverhältnis eher ihre Ausbildungsentscheidung revidieren und einen Wechsel vornehmen, als bei einer ungünstigen Marktsituation.
Die Ursachen für vorzeitige Vertragslösungen in der dualen Berufsausbildung seien vielfältig und könnten sich im Einzelfall deutlich unterscheiden. Neben revidierten Berufswahlentscheidungen können diese auch in den Anforderungen und der Attraktivität des Berufs liegen, im Ausbildungsverhalten von Auszubildenden oder Ausbilder*innen, wie auch in Konflikten zwischen Ausbildungspersonal und Auszubildenden.
Um vorzeitige Vertragslösungen zu verhindern, seien Unterstützungsangebote für Jugendliche wichtig. Als wichtigen Partner für die Jugendlichen sieht das BIBB die Jugendberufsagenturen vor Ort. Sie könnten die jungen Erwachsenen sowohl bei der beruflichen Orientierung beraten oder bei Bedarf Unterstützung zur Begleitung des Ausbildungsverhältnisses organisieren. Auch die Ausbildungsberatung der Kammern heben die Wissenschaftler*innen hervor. Unternehmen sollten zudem ihre Möglichkeiten nutzen, sich zu einem attraktiveren Ausbildungsort weiterzuentwickeln. Ausbildungen können auch im Verbund mit anderen Betrieben oder in Teilzeit angeboten werden. Zur Verfügung stehende Möglichkeiten sollten ausgeschöpft werden, bevor Verträge gelöst würden.
Quelle: BIBB; BAG KJS