Das Potenzial geflüchteter Menschen für den deutschen Arbeitsmarkt wird zunehmend anerkannt und gewinnt an Bedeutung. Mit diesem Ergebnis bilanzieren die Bundesagentur für Arbeit (BA) und die Deutsche Gesellschaft für Personalführung e. V. (DGFP) eine Befragung von Unternehmen zur Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten. BA und DGFP sehen eine positive Entwicklung, nachdem sie bereits vor einem Jahr Daten erhoben und dies Anfang 2025 wiederholt haben.
Die positiven Entwicklungen der beiden Befragungen zeigen demnach: Die Bereitschaft der Unternehmen zur Arbeitsmarktintegration geflüchteter Menschen ist hoch. Die Unternehmen machen überwiegend positive Erfahrungen und bewerten die Arbeitsmarktintegration als Chance, um Arbeits- und Fachkräftebedarf zu decken. Zugleich gibt es weitere Herausforderungen wie Sprache, Qualifikation und rechtliche Unsicherheiten. Von den Unternehmen werden insbesondere die komplizierten Verfahren bei der Einstellung und Beschäftigung geflüchteter Menschen genannt.
Wichtigste Ergebnisse
Während im Jahr 2024 rund 50 % der teilnehmenden Unternehmen angaben, innerhalb der letzten 12 Monate Erfahrungen mit dieser Zielgruppe gesammelt zu haben, sind es 2025 bereits über 66 %. Das Einstellungsverhalten der Unternehmen bleibt ebenfalls hoch: Bei der ersten Befragung gaben rund 56 % der Unternehmen an, dass sie in den vergangenen 12 Monaten Bewerber*innen mit Fluchthintergrund eingestellt haben. Im Jahr 2025 zeigt sich bisher trotz schwieriger Wirtschaftslage mit 57 % ein leichter Anstieg.
Wirksames Mittel gegen den Arbeits- und Fachkräftemangel
Rund 55 % der Unternehmen berichten in der aktuellen Umfrage von überwiegend positiven Erfahrungen bei der Beschäftigung von Geflüchteten (im Jahr 2024 waren es 51 %). Lediglich 6 % gaben an, negative Erfahrungen gemacht zu haben. Knapp 70 % der teilnehmenden Unternehmen sehen in der Integration geflüchteter Menschen ein wirksames Mittel gegen den Arbeits- und Fachkräftemangel.
Hürden sind überwindbar
Zum Bild gehört, dass Unternehmen auch Hürden sehen: Sprache (90 %), Zusammenarbeit mit Behörden (59,6 %), komplexe Verfahren (54,3 %), kulturelle Unterschiede (49 %) und hoher Betreuungsaufwand (40,4 %). Zugleich werden die Herausforderungen als überwindbar bewertet: Nur etwa 5 % der teilnehmenden Unternehmen sagen, dass die Schwierigkeiten nicht überwindbar seien. Daniel Terzenbach, Vorstand Regionen der Bundesagentur für Arbeit und Vorstandsmitglied der DGFP, sieht Fortschritte: „Die Erfahrungen im Job-Turbo zeigen, dass dem Dreiklang zwischen Unternehmen, öffentlicher Verwaltung und den geflüchteten Menschen oder deren Communities eine Schlüsselrolle zukommt.“
Keine spezifischen Aussagen zu jungen Menschen
In der Befragung wurde nicht nach Alter der Geflüchteten differenziert. Ein detaillierter Blick in die Ergebnisse zeigt, dass vor allem Unternehmen bis zu einer Größe von 500 Mitarbeitenden die Integration vorantreiben. Bei den Branchen sind es vor allem Dienstleister, verarbeitendes Gewerbe sowie Gesundheits- und Sozialwesen. Wichtig ist für die Unternehmen, dass für die neuen Mitarbeitenden Klarheit über das Bleiberecht besteht, verbunden mit einer sicheren Rechtslage bei der Arbeitserlaubnis.
Die vollständige Umfrage mit allen Details und Auswertungen kann kostenfrei bei der DGFP angefordert werden.
Autor: Michael Scholl