Kinder und Jugendliche sehen beim Erwerb wichtiger Medienkompetenzen in der Schule deutliche Defizite. Knapp zwei Drittel (63 %) der Schüler*innen sagen, dass sie zu wenig über Chancen und Risiken im Umgang mit Künstlicher Intelligenz lernen. Mehr als die Hälfte (55 %) sind der Ansicht, dass es in der Schule nicht genug Raum zum Experimentieren mit Technik und neuen Tools gibt. Die Umfrage ist Teil des 2. Kinderrechte-Index des Deutschen Kinderhilfswerkes.
Der Schutz persönlicher Daten im Internet wird nach Ansicht von mehr als der Hälfte (52 %) der Befragten ebenfalls nicht ausreichend behandelt. Beim Thema gesunder und stressfreier Mediennutzung und der Vermeidung übermäßiger Mediennutzung ist das Meinungsbild gespalten: 49 % meinen ausreichend darüber zu lernen, 49 % sehen Defizite. Andere Bereiche werden von den Kindern und Jugendlichen positiver gesehen: Nach Einschätzung von 70 % der Schüler*innen lernen sie in der Schule ausreichend darüber, wie sie Informationen im Internet suchen und bewerten können. Etwas mehr als die Hälfte gibt an, dass ihnen in der Schule ausreichende Kenntnisse darüber vermittelt werden, was sie unternehmen können, wenn sie online von Fremden belästigt (56 %) oder im Internet gemobbt werden (55 %). Jeweils 53 % meinen, dass sie ausreichend darüber lernen, wie sie mit Apps und Programmen selbst Medieninhalte erstellen können, und welche Inhalte sie kopieren und weiterverbreiten dürfen.
Deutliche Unterschiede in den Bundesländern
Laut Kinderhilfswerk zeigen sich insgesamt an vielen Stellen deutliche Unterschiede in den Bewertungen der Schüler*innen in den Bundesländern; beispielsweise bei der Frage, wie sie mit Technik experimentieren und neue Tools ausprobieren können – etwa beim Programmieren, beim Bauen einfacher Roboter und beim 3D-Druck. Die Hälfte der Befragten in Bayern sowie jeweils 47 % in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sind überzeugt, dass sie in der Schule ausreichend darüber lernen. In Sachsen-Anhalt (33 %) und Brandenburg (32 %) sind es deutlich weniger.
Umgang mit künstlicher Intelligenz
Bei der Medienbildung zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz zeigen sich die Unterschiede vorwiegend zwischen verschiedenen Schulformen. So sagen lediglich 18 % der Schüler*innen in Grundschulen, dass sie in der Schule ausreichend darüber lernen, welche Chancen und Risiken Chancen Künstliche Intelligenz besitzt. Je älter die Schüler*innen sind, desto häufiger gaben sie an, ausreichend zu lernen. Während dies bei den 10- bis 11-Jährigen 22 % und bei den 12- bis 14-Jährigen 34 % sagen, sind es bei den 15- bis 17-Jährigen 45 %.
Forderungen des DKHW
„Kinder und Jugendliche müssen in die Lage versetzt werden, Medien aktiv selbst zu gestalten, um damit eigene Ideen, Vorstellungen und Interessen zum Ausdruck zu bringen und die von ihnen konsumierten Medien kritisch zu hinterfragen. Das wird in Zeiten von Fake News, Desinformation und Propaganda im Internet immer wichtiger. Und Themen wie Künstliche Intelligenz und Big Data, maschinelles Lernen oder virtuelle Realitäten prägen den Alltag der jungen Generation schon heute. Auch hier müssen Schüler*innen lernen, damit möglichst frühzeitig kompetent umgehen zu können“, betont Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes. Es benötige frühzeitig Wissen darüber, welche Quellen und Akteure im Netz vertrauens- und glaubwürdig sind. Hier seien zuvorderst die Eltern in der Pflicht, die Mediennutzung ihrer Kinder aktiv zu begleiten. Aber auch das Bildungswesen trage eine Mitverantwortung, um junge Menschen für Risiken zu sensibilisieren und kindgerechte Informationsquellen aufzuzeigen.
Index erscheint 2025
Für die Umfrage hat das Sozial- und Politikforschungsinstituts Verian deutschlandweit 3.218 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 17 Jahren online unter Nutzung eines Access-Panels befragt. Die Umfrage ist Teil des 2. „Kinderrechte-Index“ des Deutschen Kinderhilfswerkes, den das Deutsche Kinderhilfswerk im nächsten Jahr veröffentlichen wird. Beim Kinderrechte-Index wird der Stand der Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention in verschiedenen Lebensbereichen von Kindern und den damit verbundenen Politikfeldern in den deutschen Bundesländern gemessen und evaluiert.
Autor*in: Redaktion
Quelle: Deutsches Kinderhilfswerk