Der Bundestag debattiert in der ersten Sitzungswoche nach Ostern über den Abschlussbericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe (IMA) „Gesundheitliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona“. Darin stellen die Expert*innen der IMA fest, dass Kinder und Jugendliche ab März 2020 erlebten, wie eine weltweite Pandemie ihr Leben auf den Kopf stellte. Der Bericht reflektiert umfassend die Entwicklungen und Problemlagen, abschließend werden Handlungsempfehlungen formuliert.
Erwähnt wird zum Beispiel das Modellprogramm Mental Health Coaches. Die IMA empfiehlt zudem, Gesundheit und Gesundheitskompetenz im Unterricht stärker zu thematisieren. „Ziel sollte es sein, alle Schulen zu Orten zu machen, an denen ganz selbstverständlich und jederzeit über Gesundheitsthemen und insbesondere über mentale Gesundheit gesprochen werden kann, und an denen psychische Probleme nicht stigmatisiert werden“, heißt es im Bericht.
Erhöhtes Risiko durch niedrigen sozioökonomischen Status
Die gesundheitliche Situation von Kindern und Jugendlichen habe sich auch vor der Pandemie schon zunehmend kritisch entwickelt. Ein Mangel an häuslicher und familiärer Stimulation und Förderung von Bewegung und präventivem Verhalten wurde durch die Pandemie enorm begünstigt. Das Risiko dafür – so konstatieren die Expert*innen – korreliere stark mit einem niedrigen sozioökonomischen Status der Familie. Empfehlung der IMA: Die Einrichtungen der Kinder- und Jugendmedizin, die Sozialpädiatrischen Zentren (SPZ) sowie die Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie müssen im Sinne eines „Health in all policies“-Ansatzes gut vernetzt sein mit kommunalen pädagogischen und psychosozialen Beratungs- und Hilfsangeboten, der Kinder- und Jugendhilfe, den Frühen Hilfen, der Sozialhilfe und dem Bildungsbereich mit Kindertagesstätten und Schulen.
Bestehende Fachkräfte halten
Für das Handlungsfeld Jugend- und Familienhilfe heißt es im Bericht der Bundesregierung: „Nach Ansicht der IMA muss es neben der Rekrutierung neuer Fachkräfte insbesondere darum gehen, bestehende Fachkräfte zu halten. Erforderlich sei eine breit angelegte Initiative zur Bindung von Fachkräften an das System Jugendhilfe. Für die Attraktivität von Arbeitsplätzen in der Jugendhilfe seien längerfristige Jobperspektiven eine entscheidende Stellschraube. Darüber hinaus können Qualifikationen, die Fachkräfte im Rahmen von innovativen Vorhaben (wie z. B. der Mental Health Coaches) erwerben und die ihnen einen Wettbewerbsvorteil auf dem Arbeitsmarkt bringen, ebenfalls zur Bindung ans System Jugendhilfe beitragen“.
Pandemie verstärkte vorhandene Defizite
Bemerkenswert ist das Fazit: Die Pandemie habe nicht nur die Lebenssituation, das Wohlergehen und das Wohlbefinden vieler Kinder und Jugendlicher beeinträchtigt. „Sie hat zudem auch aufgezeigt, dass viele Kinder und Jugendliche bereits vor der Pandemie bessere Unterstützungsangebote benötigten und dass die sozialen Systeme auch schon vor dem Ausbruch von COVID-19 teilweise kaum in der Lage waren, auf psychosoziale Beeinträchtigungen junger Menschen zeitnah zu reagieren“.
Quelle: Deutscher Bundestag