Wie wird die zweite Schwelle gemeistert?

Auszüge aus dem IAB-Kurzbericht – Meist gelingt ein nahtloser Übergang
von Holger Seibert und Gabriele Wydra-Somaggio:
“ (…) Durch die direkte Einbindung der Ausbildung in die betriebliche Arbeitswelt verlaufen Berufseinstiegsprozesse an der zweiten Schwelle häufig reibungsloser als bei Absolventen vollzeitschulischer Ausbildungen bzw. von Hochschulen. Dennoch ist der Berufseinstieg auch für betriebliche Ausbildungsabsolventen nicht risikofrei. So haben etwa Betriebs- und Berufswechsel sowie Arbeitslosigkeit direkt nach der Ausbildung Auswirkungen auf die berufliche Kontinuität sowie auf die Entlohnung beim Berufseinstieg.

Verbleib nach der Ausbildung
Der IAB-Bericht analysiert die Übergänge (…) der Abschlussjahre 2013 und 2014, denen bis Ende 2015 die Aufnahme einer Beschäftigung gelungen ist. Von ihnen wurden rund 60 Prozent nach der Lehrzeit vom Ausbildungsbetrieb übernommen. Weitere 21 Prozent haben zwar nach der Ausbildung den Betrieb gewechselt, meistern den Berufseinstieg aber ohne zwischenzeitliche Arbeitslosigkeit. Schließlich weisen 14 Prozent der Absolventen zwischen Ausbildungsende und Berufseinstieg eine bis zu dreimonatige Arbeitslosigkeit auf; 6 Prozent sind vier Monate oder länger arbeitslos, bevor ihnen der Berufseinstieg gelingt.

In Ostdeutschland verlaufen die Berufseinstiege etwas weniger reibungslos als im Westen. Dort werden 55 Prozent der Absolventen übernommen, in den alten Bundesländern sind es gut 60 Prozent. Während im Westen 18 Prozent der Absolventen zwischen Ausbildungsende und Berufseinstieg arbeitslos werden, sind es im Osten 25 Prozent. (…) Laut IAB-Betriebspanel liegt der „Anteil der Ausbildungsabsolventen, die von ihrem Ausbildungsbetrieb oder einem anderen Betrieb des Unternehmens übernommen werden“ in den Jahren 2014 bis 2016 bei jeweils 68 Prozent. (…)

Dem Betriebswechsel folgt oft auch ein Berufswechsel
Wer vom Ausbildungsbetrieb übernommen wird, ist beim Berufseinstieg meist auch in der erlernten Berufsgruppe tätig. Lediglich 11 Prozent der übernommenen Absolventen verlassen nach der Ausbildung ihre ursprüngliche Berufsgruppe. Wer hingegen den Ausbildungsbetrieb verlässt, ist nach dem Wechsel deutlich seltener in der erlernten Berufsgruppe tätig – insbesondere dann, wenn zwischen Ausbildungsende und Berufseinstieg eine längere Phase der Arbeitslosigkeit liegt. So sind Betriebswechsler, die ohne zwischenzeitliche Arbeitslosigkeit ihre erste Stelle antreten, zu 42 Prozent in einer anderen als der erlernten Berufsgruppe tätig. Bei Betriebswechslern mit einer ein- bis dreimonatigen Unterbrechung sind es 52 Prozent. Dauert die Arbeitslosigkeit vier Monate und länger, finden sich 71 Prozent dieser Absolventen in einer anderen Berufsgruppe wieder. Das Verlassen des Lehrbetriebs ist also häufig mit einer beruflichen Diskontinuität an der zweiten Schwelle verbunden. (…)

Berufsspezifische Übergangsrisiken und Einstiegsentlohnung
Der Übergang von Ausbildungsabsolventen in den Arbeitsmarkt gestaltet sich je nach Ausbildungsberuf sehr unterschiedlich, wie ein Blick auf die 30 Ausbildungsberufe, die am häufigsten von Frauen und Männern erlernt werden, zeigt. Bei frauendominierten Berufen ist das Arbeitslosigkeitsrisiko nach einer Ausbildung im Friseurhandwerk und im Hotelservice sehr hoch; bei den männerdominierten Berufen trifft dies bei einer Ausbildung zum Maler und Lackierer, aber auch in der Kfz-Technik, der Logistik, der Gastronomie oder im Verkauf zu. Hierbei handelt es sich vor allem um Berufe, die überwiegend in kleinen Unternehmen erlernt werden, die häufig mehr Fachkräfte ausbilden, als sie später selbst benötigen.

Ein niedriges Arbeitslosigkeitsrisiko haben hingegen Ausbildungsabsolventen in der Pflege, in der öffentlichen Verwaltung, bei Banken sowie in Teilen der Industrie. (…)

Der Anteil der Absolventen, die im Ausbildungsbetrieb verbleiben, aber den Beruf wechseln, ist in den kaufmännischen sowie den technischen Berufen am höchsten. So üben 27 Prozent der in der Mechatronik übernommenen Absolventen nach Abschluss der Ausbildung eine Tätigkeit in einem andern Berufsfeld aus. (…) Eine hohe betriebliche Mobilität verbunden mit beruflicher Kontinuität (Betriebswechsel ohne Berufswechsel) zeigt sich vor allem für Absolventen in den Pflege- und Bankberufen. Gut 39 Prozent der Auszubildenden in der Gesundheits- und Krankenpflege arbeiten nach der Ausbildung zwar in der erlernten Berufsgruppe, aber nicht mehr im Ausbildungsbetrieb. (…)“

Link: http://www.iab.de/de/publikationen/kurzbericht.aspx

Quelle: IAB

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