Studie zu Hass im Netz mit drei zentralen Forderungen

Das Kompetenznetzwerk gegen Hass im Netz hat die repräsentative Studie „Lauter Hass – leiser Rückzug“ vorgelegt. Demnach wurde nahezu jede 2. Person online schon einmal beleidigt. Ein Viertel der Befragten wurde mit körperlicher Gewalt konfrontiert. Hass im Netz führe in der Folge zum Rückzug aus demokratischen Diskursen, bilanziert die Studie, und wird damit zu einer Gefahr für die Demokratie.

Mehr als die Hälfte der Befragten bekennt sich aus Angst im Netz seltener zur eigenen politischen Meinung (57 %), beteiligt sich seltener an Diskussionen (55 %) und formuliert Beiträge bewusst vorsichtiger (53 %), lautet ein Ergebnis. Mehr als drei Viertel (76 %) sind besorgt, dass durch Hass im Netz auch die Gewalt im Alltag zunimmt. Und der Großteil (89 %) stimmt der Aussage zu, dass Hass im Netz in den letzten Jahren zugenommen hat.

Hass, Desinformation und Gewalt im Netz richten massive Schäden an

Das Kompetenznetzwerk leitet aus den Ergebnissen und den Ansichten der Befragten drei zentrale politische Forderungen ab:

  • Betroffene müssen besser geschützt und unterstützt werden! Es brauche ein bundesweites Netzwerk von spezialisierten Beratungsstellen sowie geschulte und sensibilisierte Strafverfolgungsbehörden, die Betroffene ernst nehmen und nicht abweisen. Zudem brauche es die konsequente Anwendung bestehender Gesetze auch im Netz sowie die zeitnahe Umsetzung des europäischen Digital Services Act. Außerdem müssen die Social-Media-Plattformen konsequent gegen Hass und Verstöße gegen den Jugendmedienschutz vorgehen.
  • Social-Media-Plattformen müssen finanziell zur Verantwortung gezogen werden! Hass, Desinformation und Gewalt würden durch die Geschäftsmodelle der großen Social-Media-Plattformen verstärkt und richteten massive Schäden für alle und die Demokratie an. Daher sollten die Plattformen alles dafür tun, um diese Schäden konsequent zu verhindern. Gleichzeitig müssten sehr große Online-Plattformen einen Anteil ihres Gewinns aufwenden, um die gesellschaftlichen Kosten für diese Schäden zu tragen.
  • Medienkompetenz und politische Bildung müssen gestärkt werden! Zu diesem Zweck müsse eine nationale Bildungsoffensive Medienkompetenz umgesetzt werden. Dafür bedürfe es Mittel in mindestens gleichwertiger Höhe (6,5 Milliarden Euro) zum Digitalpakt von Bund und Ländern.

Die Studie „Lauter Hass – leiser Rückzug“ wurde 2023 in Auftrag gegeben. Erstmals seit der Studie des IDZ 2019 liegen repräsentative empirische Daten in ähnlichem Umfang und Detailgrad vor. Befragt wurden mehr als 3.000 Internetnutzer*innen in Deutschland ab 16 Jahren. Herausgeber*innen sind: Das NETTZ, Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur, HateAid, Neue deutsche Medienmacher*innen als Teil des Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz

Quelle: Kompetenznetzwerks gegen Hass im Netz

Ähnliche Artikel

Ablehungskultur für Menschen auf der Flucht

Das europäische Parlament hat zuletzt seinen Beitrag geleistet, die Außengrenzen der Europäischen Union noch stärker als bisher abzuriegeln. In allen europäischen Nationalstaaten sind Geflüchtete nicht

Skip to content