Ehrenamtliches Engagement verändert sich. Dennoch zieht Vereinsarbeit bei der Jugend noch immer. Wer sich wo engagiert und was die Gründe für die hohe Einsatzbereitschaft sind, zeigen Ergebnisse einer Studie der Ruhr-Universität Bochum. Demnach setzen sich mehr als zwei Drittel der jungen Menschen in Deutschland für das Gemeinwohl ein. Ab dem 15. Lebensjahr engagierten sich zwischen 68 und 73 % der jungen Menschen, so die Ruhr Universität. Dabei seien die Quoten im ländlichen Raum leicht höher als in den Städten. Eine wichtige Motivation für das Engagement sei die Anerkennung von Gesellschaft und Familie sowie die Sinnhaftigkeit des Ehrenamtes.
Ob junge Leute sich engagierten, hängt der Untersuchung zufolge am stärksten vom Bildungsniveau ab. Menschen mit Fachabitur oder Abitur betätigten sich öfter als solche mit anderen Abschlüssen. Auch Kinder ehrenamtlich aktiver Eltern seien öfter freiwillig tätig, hieß es. Zudem seien junge Leute häufiger aktiv, wenn sie zuhause bereits Familiensorgearbeit leisten, also etwa an der Erziehung von Kindern mitwirkten.
Neue Engagementformen nehmen zu
Die Studie zeigt, dass klassisches Engagement in Vereinen und Instituten mit zwei Dritteln die vorherrschende Rolle spielt. Hinzu kämen neue ehrenamtliche Tätigkeiten, etwa im Ausland oder im digitalen Bereich. Beispiele seien Online-Bewegungskurse oder Podcasts. Die neuen Engagementformen erweiterten und veränderten klassische Formen des Engagements. Digitales Engagement würde heute häufiger im Rahmen klassischer Vereinsarbeit genutzt.
Die Wissenschaftler*innen prognostizieren einen weiteren Zuwachs des digitalen Engagements hinsichtlich des Umfangs sowie der Bedeutung. Die zeitliche und räumliche Flexibilität könne gewinnbringend eingesetzt werden.
Ehrenamt braucht hauptberufliche Unterstützung
Um Jugendliche zum Einstieg in das freiwillige Engagement sowie zur Rückkehr zu einem weiteren Engagement zu motivieren, sei es erforderlich, den jungen Menschen passgenaue Angebote zu unterbreiten und diese weder zeitlich noch qualifikatorisch zu überfordern.
Gesellschaftliches Engagement benötige professionelle Strukturen zur Unterstützung und Anleitung. Dies gelte für alle Engagierten, aber insbesondere für junge Menschen, für die das freiwillige Engagement die Möglichkeit eröffnen solle, sich weiterzuentwickeln oder zu qualifizieren. Gerade für junge Menschen mit sozial schwächerem Hintergrund könne freiwillige Tätigkeit von besonderer Bedeutung für die individuelle Entwicklung sein, z. B. indem sie sich ein selbstbewussteres Auftreten aneignen oder verantwortliches Handeln erlernen. Ehrenamt kann damit in vielfacher Hinsicht wirkungsvoll sein.
Die Daten stammen aus einer Online-Befragung, die die Uni unter rund 5.500 jungen Menschen im Alter zwischen 16 und 25 Jahren in Ost- und Westdeutschland durchführte.
Laut Ruhr Universität üben zwei Drittel der Befragten ihre Tätigkeit mindestens wöchentlich aus. Nur 6 bis 10 Prozent seien einmalig aktiv gewesen. 78 bis 88 Prozent der Befragten gaben an, sich in ihrem Wohnort einzubringen. Im Engagement gebe es keine Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland.
Quelle: Ruhr Universität Bochum; KNA