Kommentar: Sprachförderung: ‚Für die Jugendlichen ist das neue Programm ein einschneidendes Sparprogramm‘

Auszüge aus einem Kommentar von Peter Brixius, Initiative Pro Integration, zur Frage, ob das Geld und die vorgegebenen Unterrichtsstunden ausreichen, um in den neuen Integrationskursen gute Deutsch- und Gesellschaftskenntnisse zu vermitteln: “ … Seit dem 1.1.2005 gilt das neue Zuwanderungsrecht. … Ob Anspruch oder Pflicht – jeder Zuwanderer erhält eine Sprachförderung, wenn er ihrer bedarf. … Im Sinne haben muss man …, welche weiterführenden Maßnahmen für die einzelnen Gruppen notwendig sein werden, um sie an das Integrationsziel heranzuführen. Das wird für Jugendliche anders sein als für Erwachsene, das wird vom Bundesamt auch so gesehen. Entsprechend vorgesehen sind spezielle Zielgruppenkurse, für die sich die in dieser Arbeit erfahrenen Sprachkursträger bewerben können. Wenn über die finanzielle Ausstattung der Kurse gestritten wird, so gehen da auch unterschiedliche Erfahrungen ein. Garantiefondskurse ermöglichten es mit ihrer finanziellen Ausstattung, qualifizierte Lehrer zu beschäftigen, eine ausreichende sozialpädagogische Begleitung einzurichten, auch die Kosten für ihrem Zweck gemäße Schulungsräume waren darin enthalten. Für die potenziellen Teilnehmer an Garantiefondskurse, d.h. für die Jugendlichen, ist das neue Programm ein einschneidendes Sparprogramm.  Wenn man dazu noch nimmt, dass die Fahrtkostenerstattung wegfällt, auf die die meisten Teilnehmer dringend angewiesen sind, wird einem der gravierende Einschnitt umso deutlicher. Ähnliches gilt für die Arbeitsamtskurse. Was die ehemaligen Sprachverbandskurse angeht, so hat das Bundesamt schon zu Recht vorgerechnet, dass sie besser bezahlt werden, wenn man die – garantierte – Zahl von 15 Teilnehmern überschreitet. Verlierer werden hier (wie in den anderen Programmen) die Lehrkräfte sein, deren Einkommen nicht mehr garantiert ist (es lag immerhin bei 23,10 Euro pro Unterrichtsstunde). Von den 4 Euro Verwaltungsgebühr brachten die meist gemeinnützigen Träger das Kunststück fertig, Räume und ihre Ausstattung inklusive der Putzkraft, Schülerbibliotheken und Medien, den ganzen Verwaltungsapparat und die notwendige Weiterbildung der Lehrer inklusive der Qualitätskontrolle, ja z.T. auch das Lernmaterial zu finanzieren … Verloren haben die Träger, die im Bereich der Arbeitsamtsmaßnahmen und des Garantiefonds arbeiten. Sie müssen kostendeckend arbeiten, sie haben bisher bei der Bewerbung ihre Kalkulation transparent gemacht. Das deutliche gesunkene Einkommen muss durch die Größe der Klasse ausgeglichen werden – und die Lehrereinkommen sinken ebenfalls deutlich: in dem neuen Programm rechnet man mit Stundenvergütungen unterhalb von 18 Euro, von Stundensätzen von 13 Euro war sogar schon zu vernehmen. Wenn man Lehrer in dieser Preislage beschäftigt, kann man mit den 2,05 Euro sicher gut leben. Ein Sprachkursträger, der auf Qualität setzen muss, weil er sein Renommee in anderen Bereichen nicht beschädigen will, weil er seinen Kursteilnehmern besten Bedingungen bieten will, hat so seine Sorgen: Kurse mit mehr als 15 Teilnehmern bieten den Lernenden zu wenig Sprechgelegenheit, Kurse mit 15 Teilnehmern sind nicht kostendeckend, wenigstens nicht, wenn man davon Räume bezahlen muss, qualifizierte Lehrer, eine ausreichende Betreuung der Kursteilnehmer, die notwendige Ausbildung und Weiterbildung der Lehrer, ein umfassendes Qualitätskonzept, das auch weiterentwickelt wird. … Die Sprachkursträger hoffen, dass es schnell ein realistisches Bild gibt, was diese Kurse leisten – und was sie leisten können. Wenn dieses von den Wunschvorstellungen abweicht, muss nachgebessert werden. ….  “

Quelle: Newsletter Pro Integration Nr. 266, 10.1.2005, Initiative Pro Integration, info@prointegration.org

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