Segrierte Schulen – Eine Sackgasse für jugendliche Geflüchtete?

Seit Jahren steht der „Schultyp“ segregierte Schule immer mal wieder Mittelpunkt bildungspolitischer Debatten. An solchen Schulen konzentrieren sich Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund; häufig auch aus benachteiligten Verhältnissen, nicht selten leistungsschwach und zum Teil verhaltensauffällig. Gerade in Ballungsräumen werden junge Geflüchtete diesen Schulen zugewiesen. In wie weit segregierte Schulen für junge Geflüchtete zu Lernhindernissen werden können, untersuchte der Forschungsbericht beim Sachverständigungsrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR-Forschungsbereich). Die Studienergebnisse wurden unter dem Titel „Schule als Sackgasse?“ präsentiert.

Untersuchung an 56 Schulen

In der Praxis gibt es vielfältige Konzepte, nach denen geflüchtete und anderweitig neu zugewanderte Jugendliche beschult werden, um ihnen den Weg zum gemeinsamen Unterricht mit einheimischen Jugendlichen zu ebnen. Bisher ist jedoch unklar, welches am besten geeignet ist, um die Neuankömmlinge zu fördern. Die Studie des SVR-Forschungsbereichs sollte dieses Feld näher beleuchten: Sie hat 56 segregierte Schulen in mehreren Bundesländern daraufhin betrachtet, welche Lernbedingungen die Flüchtlinge dort vorfinden.

Lernmöglichkeiten an segregierten Schulen verbessern

Die Studie belegt, dass sich in Deutschland Jugendliche aus benachteiligten Verhältnissen oft an bestimmten Schulen konzentrieren. Solche ‚segregierten‘ Schulen finden sich besonders in Großstädten. Hier gibt es viele Schulen, an denen über die Hälfte der Schülerschaft einen Migrationshintergrund hat und sozial benachteiligt ist. Wenn Flüchtlinge eine segregierte Schule besuchen, zeigen sie nicht automatisch schlechtere Leistungen als an anderen Schulen. Dennoch birgt die Mehrfachbelastung des dortigen Personals das Risiko, dass Flüchtlinge nicht hinreichend unterstützt werden, vor allem, wenn sie besondere Förderung benötigen. Im regulären Fachunterricht können viele der Flüchtlinge nicht ausreichend unterstützt werden, und ihre Förderung wird in den Lehrerkollegien nicht genügend abgestimmt.

Die Handlungsempfehlungen zum Schluss der Studie sind daher unmissverständlich:

  • Zukünftig sollten Schulbehörden und Schulen stärker berücksichtigen, wie sich die Lerngruppen vor Ort auf sozialer, sprachlicher und kultureller Ebene zusammensetzen, wenn sie junge Flüchtlinge auf Schulen und Klassen verteilen. Eine weitere Segregation muss vermieden werden.
  • Außerdem sollten die Lernmöglichkeiten an segregierten Schulen verbessert werden. Dazu benötigen die Schulen entsprechend ihrer Situation mehr Lehrpersonal, das mit den unterschiedlichen Lernvoraussetzungen der Schülerschaft kompetent umgeht.

Im Rahmen der Studie war kein Vergleich mit nicht segregierten Schulen möglich. Diese Frage hält der SVR-Forschungsbereich jedoch für äußerst wichtig und regt weitere Forschungen dazu an. Zudem muss noch gründlicher erforscht werden, inwieweit entsprechende Veränderungen im Schulalltag den Lernerfolg der geflüchteten Jugendlichen beeinflussen, die heute und morgen in Regelklassen lernen.

Die Studie verweist auf Befunde aus dem In- und Ausland verweisen darauf, dass geflüchtete und einheimische Jugendliche auch an segregierten Schulen gute Leistungen erzielen können. Das gilt besonders dann, wenn die Lehrkräfte regelmäßig zusammenarbeiten, klare (Lern-)Ziele bestimmen und sie gemeinsam verfolgen, wenn sie von anderen Schulen mit ähnlicher Schülerschaft aktiv lernen und die Wirksamkeit ihrer Arbeit erhöhen, indem sie z. B. regelmäßig Sprach- und Kompetenztests nutzen.

Weitere Informationen unter: www.svr-migration.de/Forschungsbereich

Quelle: SVR-Forschungsbereich deutscher Stiftungen für Integration und Migration

Ähnliche Artikel

Digitale Teilhabe und Regulierung von KI

Die digitale Transformation hat durch generative KI einen enormen Schub erfahren. Während die Jugendarbeit noch für die digitale Teilhabe aller jungen Menschen streitet, entstehen enorme

Skip to content