Schutzkonzepte in Freizeiteinrichtungen für Kinder und Jugendliche

Das Deutsche Jugendinstitut (DJI) veröffentlicht neuste Ergebnisse aus der qualitativen Studie des Monitorings zum Stand der Prävention sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen (2015 – 2018). Die qualitative Studie beschäftigt sich mit den Fragestellungen wie unter Berücksichtigung der strukturellen Rahmenbedingungen Schutzkonzepte gegen sexuelle Gewalt an Kinder und Jugendliche in unterschiedlichen Handlungsfeldern anschlagen können, welche Schwierigkeiten daraus resultieren und wie diese überwunden werden können. Das Projekt wird im Auftrag des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs durchgeführt.

Wie gelingen Schutzkonzepte in Einrichtungen für Kinder und Jugendliche?

In dem neuen erschienenen Teilbericht werden die Erkenntnisse dargelegt, wie Schutzkonzepte in Freizeitenrichtungen für Kinder und Jugendlichen gelingen können. Dabei stehen die Erfahrungen mit der Einführung und Umsetzung von Schutzkonzepten in Einrichtungen des religiösen Lebens sowie der Kinder- und Jugendarbeit im Fokus. Als Methoden wurden Fokusgruppen und Fallstudien des Best-Practices eingesetzt. Die Beispiele stammen aus den Einrichtungen die sich durch eine gute Arbeit in Bezug auf die Implementierung der Schutzkonzepte auszeichnen. Dies beinhaltet Präventionskonzepte, Praxismaterialien und Leitbilder/Leitlinien gegen sexualisierte Gewalt. Die Leitbilder sollen z.B. Verhaltenskodex auf Handlungsrichtlinien und Selbstverpflichtungen erhalten. Beispielsweise hat eine Organisation einige Arbeitshilfen zur Präventionsarbeit „Auf Grenzen achten-Sicheren Ort geben“, „Das Risiko kennen-Vertrauen sichern“ ausgearbeitet. Zu guten Beispielen gehört auch unabhängige Kommissionen einzurichten, um Betroffene sexualisierter Gewalt zu unterstützen.

Herausforderungen und förderliche Faktoren

Die Erkenntnisse aus der Praxis wurden für die Praxis aufbereitet. So konnten Herausforderungen, denen die Einrichtungen sich bei der Entwicklung eines Schutzkonzeptes stellen müssen, und förderliche Faktoren für die Implementierung ausgearbeitet werden und sind in dem Bericht nachlesbar.

Auszüge aus den Herausforderungen:

  • Die Präventionsarbeit wird oft von Ehrenamtlichen unterstützt. Dies ist häufig mit einer Fluktuation verbunden. Dadurch wird die Qualifizierung von Mitarbeiter*innen erschwert. Eine kontinuierliche Begleitung der jungen Menschen ist so mühevoll sicherzustellen.
  • Es bestehen Unsicherheiten wie in konkreten Verdachtsfällen gehandelt werden soll, da die Konzepte meistens allgemein gehalten sind.
  • Um Schutzkonzepte zu verstetigen, bedarf es einer kontinuierlichen Überarbeitung und Weiterentwicklung. Klare Verantwortlichkeiten sind unverzichtbar.

Auszüge aus den förderlichen Faktoren:

  • Angebot von Qualifizierungskonzepten (wie z. B. Juleica) werden begrüßt und als unterstützend empfunden, wenn sie von Dachorganisationen organisiert und der Einrichtung zur Verfügung gestellt werden.
  • Ein übergreifendes Präventionskonzept mit einer zielgruppenorientierten Ausrichtung ist förderlich. Es bietet die Grundlage, um spezifisch handeln zu können.
  • Erfahrungsaustausch mit anderen Einrichtungen bereichert.
  • Externe Beratung und Unterstützung bei der Risiko- und Potenzialanalyse z.B. durch Jugendämter, Fachberatungsstellen ist eine hilfreiche Leistung.

Prävention sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche – es bleibt viel zu tun

Die Erkenntnisse zeigen, dass das Thema Prävention sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche bei Institutionen angekommen ist. An positiven Beispielen ist zusehen, dass die Schutzkonzepte auf lange Sicht umsetzbar und erfolgreich sind. Jedoch haben die Schutzkonzepte manchmal einen Projektcharakter und es muss verstärkt an der Infrastruktur für die Präventionsarbeit gearbeitet werden. Laut des Deutschen Jugendinstituts bedarf es „einer verbindlichen Umsetzung und Verankerung von Kinderschutz-Themen, um Nachhaltigkeit zu gewährleisten und die Präventionsarbeit in die Breite zu tragen.“ (S. 197).

Alle umfangreichen Ergebnisse sind online abrufbar unter nachfolgendem Link: So können Schutzkonzepte in Freizeiteinrichtungen für Kinder und Jugendliche gelingen! – DJI Teilbericht­­_4

Quelle: UBSKM (Hrsg.) (2018) So können Schutzkonzepte in Freizeiteinrichtungen für Kinder und Jugendliche gelingen! Erkenntnisse der qualitativen Studie des Monitorings (2015–2018) zum Stand der Prävention sexualisierter Gewalt an Kindern und Jugendlichen in Deutschland in evangelischen Gemeinden, katholischen Pfarreien, muslimischen und jüdischen Gemeinden, in der organisierten sportlichen, verbandlichen und kulturellen Kinder- und Jugendarbeit sowie bei Anbietern von Kinder- und Jugendreisen und in Austauschorganisationen, Teilbericht 4, Berlin

Die Literaturempfehlung hat Xenia Romadina, Fachreferentin im Netzwerk der BAG KJS, verfasst.

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