Allianz für Ausbildung beschlossen

Bund, Wirtschaft, Gewerkschaften und Länder haben eine neue Allianz für Aus- und Weiterbildung geschmiedet:

Die neue Allianz für Aus- und Weiterbildung soll ein starkes Zeichen setzen. Gemeinsam wollen Wirtschaft, Gewerkschaften, Bundesregierung, Bundesagentur für Arbeit und die Länder erreichen, dass allen jungen Menschen nach der Schule eine berufliche Perspektive geboten wird, insbesondere Jugendlichen mit Unterstützungsbedarf, mit Mitgrationshintergrund oder mit Behinderungen. Sie wollen entschlossen die duale Berufsausbildung zukunftsfähig erhalten und bei Jugendlichen und ihren Eltern, in den Schulen und Hochschulen und insgesamt in der Gesellschaft dafür werben. Alle Allianz-Partner wollen sich in eine gemeinsame Kampagne einbringen, mit der sie bundesweit für die berufliche Bildung werben. Der Nachfolger des Ausbildungspaktes ist auf drei Jahre angelegt. Von 2015 bis 2018 will die Allianz die duale Ausbildung stärken und Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt mit der „Assistierten Ausbildung“ bekämpfen.

Zwei Gremien haben die Ziele im Blick

Die neue Allianz für Aus- und Weiterbildung löst den zum Ende des Jahres 2014 auslaufenden Nationalen Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs ab. Sie hat zwei Gremien: Einen hochrangig besetzten Steuerungskreis und einen Ausschuss auf Arbeitsebene. Der Arbeitsausschuss bilanziert regelmäßig die laufenden Aktivitäten der Allianz und identifiziert aktuelle Herausforderungen auf dem Ausbildungsmarkt.

Zum Ziel hat sich die Allianz gesetzt,

  • „die Bedeutung und Attraktivität der beruflichen Bildung deutlich aufzuwerten,
  • die Zahl der Jugendlichen ohne Schulabschluss weiter zu reduzieren,
  • jedem ausbildungsinteressierten Menschen im Rahmen der im Koalitionsvertrag angesprochenen Ausbildungsgarantie einen „Pfad“ aufzuzeigen, der ihn frühestmöglich zu einem Berufsabschluss führen kann (betriebliche Ausbildung hat dabei Vorrang),
  • die Passungsprobleme zwischen Bewerberinnen und Bewerbern und Unternehmen regional und berufsfachlich zu verringern,
  • auf der Grundlage einer weiter entwickelten Datenlage die Zahl der angebotenen Ausbildungsplätze und die Zahl der ausbildungsbereiten Betriebe zu erhöhen,
  • die Zahl der jungen Menschen im Übergangsbereich weiter zu reduzieren, und den Übergangsbereich möglichst an staatlich anerkannten betrieblichen Ausbildungsberufen zu orientieren,
  • die Qualität der Ausbildung weiterzuentwickeln,
  • die Weiterbildung und insbesondere die Aufstiegsfortbildung zu stärken.“

Jugendliche besser auf den Beruf und die Arbeitswelt vorbereiten

Die Allianz will sich dafür einsetzen, „dass jeder Jugendliche die für eine erfolgreiche betriebliche Ausbildung notwendigen Voraussetzungen mit auf den Weg bekommt und die Berufsorientierung in allen Schulformen gestärkt wird. (…)

Dazu starten die Allianz-Partner folgende Maßnahmen:

  • Die Länder entwickeln aufbauend auf ihren jeweiligen Programmen und Strukturen sowie in Zusammenarbeit mit dem Bund ein kohärentes Konzept für die Berufsorientierung und den Übergang von der Schule in den Beruf. Sie setzen dieses in enger Einbindung aller Akteure vor Ort um. Es geht vor allem darum, die Potenziale junger Menschen früh zu erkennen und eine individuelle, kontinuierliche Unterstützung bei der Berufs(wahl)orientierung sicherzustellen. Dies ist für Jugendliche mit Behinderung als wesentliche Grundlage für einen möglichst inklusiven Start in das Berufsleben von besonderer Bedeutung. (…)
  • Die Länder wirken darauf hin, dass die Berufsorientierung als fester Bestandteil in der Lehramtsausbildung oder Fort- und Weiterbildung der Lehrerinnen und Lehrer sowie als Aufgabe der Schulen unter Einbindung der Bundesagentur für Arbeit verankert wird.
  • Die reale Arbeitswelt lässt sich am besten vor Ort im Betrieb erfahren. Qualitativ hochwertige betriebliche Praktika bieten sowohl für junge Menschen als auch für Unternehmen die Chance, nachhaltige Kontakte zu knüpfen, und können ein Türöffner in den Ausbildungsbetrieb sein. (…)
  • Die Wirtschaft wird jährlich bundesweit 500.000 Praktikumsplätze für Schüler im Rahmen der Berufsorientierung anbieten. Damit solche Praktika einen echten Mehrwert für Unternehmen und Schüler haben, werden gemeinsame Qualitätsstandards von Wirtschaft, Gewerkschaften und Ländern entwickelt. (…)
  • Die Wirtschaft und die Gewerkschaften werden ihr Engagement in der frühzeitigen Berufs- und Arbeitsweltorientierung der Schüler und Schülerinnen in den regionalen Strukturen steigern. Die Wirtschaft wird dafür beispielsweise jeder interessierten Schule eine Kooperation mit Unternehmen ermöglichen.
  • Die Länder prüfen den Anpassungsbedarf ihrer entsprechenden Gesetze zur Verbesserung der Kooperation der allgemeinbildenden Schulen mit den Trägern der beruflichen Bildung und den Sozialleistungsträgern daraufhin, dass jeder junge Mensch durch frühzeitige Verzahnung der Maßnahmen die bestmögliche Unterstützung beim Übergang in das Berufsleben erhalten kann. (…) Ziel ist es, die Kooperation in den diversen Arbeitsbündnissen „Jugend und Beruf“ (wie zum Beispiel Jugendberufsagenturen) mit den allgemeinbildenden Schulen zu intensivieren. Hierzu werden die Allianz-Partner gemeinsame Erfolgskriterien beraten bzw. entwickeln. (…)

Allen eine Chance für betriebliche Ausbildung geben

Jeder Bewerber soll ein Angebot bekommen, das zu einem Berufsabschluss führen kann. (…) Dafür stellt die Wirtschaft ein ausreichendes Angebot an Ausbildungsplätzen zur Verfügung. Sie wird dazu zusätzliche Anstrengungen unternehmen und will im Jahr 2015 20.000 zusätzliche betriebliche Ausbildungsplätze gegenüber den im Jahr 2014 bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Ausbildungsplätzen zur Verfügung stellen. (…)

Die Wirtschaft macht jedem vermittlungsbereiten Jugendlichen, der zum 30.9. noch keinen Ausbildungsplatz hat, drei Angebote für eine betriebliche Ausbildung. Die berufliche und räumliche Mobilität des Jugendlichen ist dabei wichtig und wird ggf. durch Unterstützung der Agenturen für Arbeit oder der Länder flankiert werden. (…)

Der Bund und die Bundesagentur für Arbeit sichern im Rahmen der Initiative Bildungsketten bis zum Jahrgang 2018/2019 (Maßnahmebeginn in der Vorabgangsklasse) für junge Menschen, deren Hauptschulabschluss gefährdet ist, die Finanzierung der Berufseinstiegsbegleitung an den bisherigen Schulen bedarfsdeckend, und beziehen im Rahmen des Machbaren weitere Schulen mit ein. Ziel ist, diese jungen Menschen möglichst unmittelbar in eine betriebliche Berufsausbildung zu integrieren. (…)

Die Wirtschaft und die Gewerkschaften erleichtern die überregionale Suche von Ausbildungsplätzen durch spezielle Angebote, wie (…) Mobilitätshilfen für Jugendliche aus anderen Regionen. Denn Jugendliche in Blockunterricht sollen nicht mit weiteren Kosten belastet werden. Die Länder prüfen, vor diesem Hintergrund kostenlose, Regionen übergreifende ÖPNV-Tickets für diese Jugendliche in Ausbildung anzubieten. (…)

Die ausbildungsbegleitenden Hilfen werden durch die Bundesagentur für Arbeit ausgebaut. Alle Jugendlichen, die diese zur Aufnahme und zum erfolgreichen Absolvieren der Ausbildung benötigen, können sie in Zukunft erhalten. Der Bund wird dazu eine entsprechende Gesetzesinitiative auf den Weg bringen. (…)

„Assistierte Ausbildung“

Durch das neue Instrument der „Assistierten Ausbildung“ sollen gerade auch kleine und mittlere Unternehmen bei der Ausbildung von leistungsschwächeren Jugendlichen unterstützt werden. Um eine hohe Akzeptanz der „Assistierten Ausbildung“ zu sichern, wird das Fachkonzept für dieses Programm durch die Bundesagentur für Arbeit mit der Wirtschaft und den Gewerkschaften abgestimmt. (…) Als ersten Schritt streben wir für das Ausbildungsjahr 2015/2016 bis zu 10.000 Plätze für „Assistierte Ausbildung“ an. Die Finanzierung für die „Assistierte Ausbildung“ erfolgt aus dem Haushalt der Bundesagentur für Arbeit und für junge Menschen aus dem Bereich der Grundsicherung für Arbeitsuchende aus dem Eingliederungstitel der Jobcenter. Die Allianz-Partner wollen darüber hinaus das Instrument der „Assistierten Ausbildung“ verstetigen. Sie werden 2015 gemeinsam über die Ausweitung und über deren Finanzierung ab dem Ausbildungsjahr 2016/2017 entscheiden. Der Bund wird für das Instrument der „Assistierten Ausbildung“ eine entsprechende gesetzliche Initiative auf den Weg bringen. Die Erfahrungen mit der „Assistierten Ausbildung“, den ausbildungsbegleitenden Hilfen und der Berufseinstiegsbegleitung werden von den Allianz-Partnern evaluiert. (…)

Für Jugendliche, die nicht sofort eine betriebliche Ausbildung beginnen, stellt die Wirtschaft jährlich 20.000 Plätze für Einstiegsqualifizierung (EQ) als Brücke in Ausbildung bereit. Die Wirtschaftsverbände und die Gewerkschaften werben bei den Betrieben für die Bereitstellung von EQ-Plätzen für benachteiligte junge Menschen (EQ Plus) und Jugendliche mit migrationsbedingten Problemlagen. Die Einstiegsqualifizierungen sollen insbesondere auf diese Zielgruppen fokussiert werden. Um die Besetzung der EQ- und besonders EQ-Plus-Plätze zu steigern, informieren insbesondere Kammern und Gewerkschaften die Jugendlichen über diese Möglichkeit. Betriebe stellen Bescheinigungen über erfolgreich absolvierte Einstiegsqualifizierungen aus. Die Kammern stellen auf dieser Grundlage auf Antrag des Jugendlichen oder des Betriebes Zertifikate aus. (…)

Berufliche Weiterbildung stärken

(…) Die Allianz-Partner wollen im Bereich der beruflichen Weiterbildung insbesondere die Nachqualifizierung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ohne Berufsabschluss verstärken. Sie setzen sich dafür ein, die Fördermöglichkeiten noch stärker zu nutzen und fortzuentwickeln, um vor allem junge Erwachsene ohne Berufsausbildung zu einem qualifizierten Berufsabschluss zu führen.

Die Wirtschaft und die Gewerkschaften fördern ab dem Jahr 2015 mit Unterstützung des Bundes im Rahmen der ESF-Sozialpartnerrichtlinie „Fachkräfte sichern: weiterbilden und Gleichstellung fördern“ die Umsetzung von Maßnahmen zur Weiterbildung in der Praxis. Die Allianz-Partner werden die Erkenntnisse aus der Umsetzung dieses Programms nutzen und prüfen, wie Beispiele guter Praxis in die Fläche gebracht werden können. (…)“

Quelle: BMWI

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