Im Zuge der Koalitionsverhandlungen fordert die Nationale Armutskonferenz (NAK) die politisch Verantwortlichen auf, den Interessen einkommensarmer Menschen bei der Gesundheitsversorgung Priorität einzuräumen.
Solidarisches Gesundheitssystem
Mit der Debatte in den Koalitionsverhandlungen über eine paritätische Finanzierung der Krankenkassen wurde dem Thema „gerechte Gesundheitsversorgung“ zwar viel Aufmerksamkeit gewidmet. Aber das reiche nicht aus, stellte Barbara Eschen, Sprecherin der NAK und Direktorin der Diakonie Berlin-Brandenburg- schlesische Oberlausitz klar. Für sozial benachteiligte Menschen, die von Hartz IV ihre Existenz sichern müssen, sei dies keine ausreichende Lösung.
Gesundheitsbudget im Hartz IV-Regelsatz
Das Gesundheitsbudget im Regelsatz von 15,80 Euro pro Monat ist viel zu gering. „Davon können sich die Menschen weder eine Brille noch Zahnersatz leisten“, kritisiert Eschen. Auch das Ernährungsbudget – für ein 5-jähriges Kind werden beispielsweise 2,80 Euro pro Tag bemessen – lässt eine gesunde Ernährung nicht zu. „Gesundheit und gesunde Ernährung dürfen nicht vom Geldbeutel abhängen“, sagt die NAK-Sprecherin. Deshalb fordert die NAK, für Hartz-IV-Empfänger und Geringverdiener die Eigenbeteiligungen wie beispielsweise bei Rezeptgebühren, Zuzahlungen bei physiotherapeutischen Maßnahmen und Krankenhausaufenthalten zu streichen.
Finanzierung von Brillen und Zahnersatz
Zudem müsse die Finanzierung einer Sehhilfe nach dem 18. Lebensjahr dringend wieder von den Krankenkassen als Regelleistung übernommen werden. „Es ist paradox, dass beispielsweise die Behandlungskosten eines Unfalls aufgrund einer Sehschwäche bezahlt werden, die Anschaffungskosten einer Brille jedoch nicht übernommen werden“, kritisiert der Sprecher der AG Gesundheit in der NAK, Prof. Gerhard Trabert. Die NAK plädiert auch dafür, die Eigenbeteiligung bei Zahnersatz für einkommensarme Menschen zu senken. Die soziale Herkunft dürfe nicht am Zahnstatus erkennbar sein.
Quelle: Nationale Armutskonferenz