Wie geht’s jungen Menschen – und was brauchen sie, um stark zu bleiben?
Diese Frage stand im Zentrum des Fachtags „Mental Health weiterdenken – Was junge Menschen stärkt“, den die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) im Rahmen des Programms Mental Health Coaches (MHC) veranstaltete.
Mentale Gesundheit ist kein Randthema
Nach der musikalischen Eröffnung durch Felix Lau, Mental Health Coach, begrüßte Tom Urig, Geschäftsführer der BAG KJS, die Gäste und machte in seinem Grußwort deutlich: „Mentale Gesundheit junger Menschen ist kein Zusatzthema – sie ist zentral für Bildung, Teilhabe und gelingendes Aufwachsen. Lassen Sie uns gemeinsam ein klares Zeichen setzen: Für mehr Wertschätzung der mentalen Gesundheit junger Menschen. Für mehr Beteiligung junger Menschen, bei der Entwicklung von Strategien und Projekten für ihre mentale Gesundheit. Für mehr konkrete und verlässliche Unterstützung.“
Wie dringend Handlungsbedarf besteht, zeigte Prof. Dr. Claudia Calvano von der Freien Universität Berlin in ihrem Vortrag eindrücklich auf. Immer mehr Kinder und Jugendliche berichten von psychischen Belastungen durch schulischen Druck, soziale Unsicherheiten oder Zukunftsängste. Calvano betonte: „Wir sprechen nicht von einzelnen Betroffenen, sondern von einer breiten Mehrheit junger Menschen, die Unterstützung braucht.“
Junge Stimmen fordern Gehör
Ein starkes Signal kam von den jungen Menschen selbst. Quentin Gärtner, Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, stellte die Kampagne „Uns geht’s gut?“ vor – und forderte, mentale Gesundheit zur Pflichtaufgabe der Schule zu machen. „Wir brauchen Strukturen, die uns zuhören, ernst nehmen und beteiligen – nicht nur Projekte, sondern dauerhafte Angebote.“
„Zu viel Druck, zu wenig Halt?“ – Diskussion mit klaren Botschaften
In der Podiumsdiskussion diskutierten Prof. Dr. Claudia Calvano, Nadine Vetter (Mental Health Coachin), Quentin Gärtner, Janna Kleine-Huster ([U25] Deutschland) und Louise Charters (KjG-Bundesleitung) unter der Frage: „Wie schaffen wir stärkende Strukturen für die psychische Gesundheit junger Menschen?“
Die Diskussion machte deutlich: Junge Menschen brauchen verlässliche Beziehungen, niedrigschwellige Angebote und multiprofessionelle Teams in Schule und Jugendhilfe. Nadine Vetter berichtete aus der Praxis, wie MHC-Fachkräfte Schüler*innen Räume eröffnen, „in denen sie durchatmen, über Belastungen sprechen und neue Zuversicht entwickeln können.“
Zum Abschluss zog Özlem Tokyay, Projektkoordinatorin der BAG KJS, ein positives Fazit: „Das Programm Mental Health Coaches hat gezeigt, wie mentale Gesundheit in Schulen gestärkt werden kann – wenn Raum, Vertrauen und Beziehung da sind. Jetzt gilt es, diese Strukturen dauerhaft zu sichern.“ Sie würdigte das große Engagement der Fachkräfte, die für viele junge Menschen zu vertrauten Bezugspersonen geworden sind.
Mit vielen angeregten Gesprächen klang ein erkenntnisreicher Tag aus – mit dem gemeinsamen Ziel, nachhaltige Strukturen zu schaffen und eine Zukunft zu gestalten, in der mentale Gesundheit selbstverständlich dazugehört.
Autorin: Özlem Tokyay